REVIEW

MORGUE POETRY „In The Absence Of Light“ (Dark Folk/ Folk Noir)

MORGUE POETRY

„In The Absence Of Light“
(Dark Folk/ Folk Noir)

Wertung: Gut+

VÖ: 23.11.2018

Label: Danse Macabre

Webseite: Bandcamp / Facebook

Kennt ihr das? Da packen Menschen etwas an und es wird zu Gold. Dann sind diese Menschen auch noch gesegnet mit einer wundervollen Stimme, sehen aus, als wäre Adonis ein Gruftie gewesen. Und zu guter Letzt hat die Gen-Fabrik auch noch genug übrig gelassen für Kreativität. Und ein netter Zeitgenosse ist er zudem.

Hinter der, zugegeben, pathetischen Beschreibung verbirgt sich der Musiker Konstantin Michaely, der im letzten Jahr zusammen mit Nikolas Eckstein unter dem Namen WISBORG ein grandioses Goth-Rock Werk ablieferte. Das Solokind Konstantins bewegt sich musikalisch im Bereich des Dark Folks mit seinen verschiedenen Schattierungen. Begleitet von Akustikgitarre und/oder Klavier neigt man den textlichen Blick gen seelische Abgründe.

Der Opener „Lucifer“ fungiert als Religionskritik, welche sich zwischen Aufklärung und neuen Atheismus bewegt und galant die textliche Zuspitzung auf eine schwarz gewandte Zielgruppe abstimmt. Das Thema Religion wird nicht nur hier thematisch umgesetzt, vertont doch das Schlussstück „Apocalypse“ die Öffnung der ersten vier Siegel aus der Offenbarung des Johannes. In „Jehovah’s Witness“ beschäftigt sich Konstantin mit der nervigsten Form der Missionierung und einer Drückerkolonne namens Zeugen Jehovas.

„Killing Spree“ erzählt die Vorbereitung eines Amoklaufs aus der Ich-Perspektive. Auch wenn religiöse Versatzstücke auftauchen, ist nicht erkennbar, welche Hintergründe den Protagonisten zur Tat schreiten lassen bzw. warum die Vorbereitungen für diese Tat als Kopfkino existieren. Die musikalische Untermalung ist getragen und kommt in Verbindung mit der Stimme reichlich dunkel daher. Wobei hier, wie auch sonst ein melancholischer, wie trauriger Unterton existent ist. Man kommt leicht in die Versuchung, psychotherapeutisch die Gründe zu hinterfragen. (Gerade Schüler sollten das folgende Lyrik Video nicht posten)

Für das folgende, zartbittere „Enlightment“ holt sich Konstantin eine weibliche Unterstützung mit der Sängerin Linda Marleen Schreiber („Randy´s Ripcord“, „Doloress“ , „Sister Devil“) ins Boot. Die erzeugten Saitenklänge haben hier teilweise einen positiven Charakter, während der wunderschöne Duettgesang in einem betörenden Refrain gipfelt. Balladeske Stimmung verbreitend und zudem getragen von einer tiefen Trübnis erzählt „To Love is to lose“ vom Verlust eines geliebten Menschen. In den letzten Zeilen bleibt nur die hoffnungslose Erkenntnis und die endlose Tristesse.

Etwas schwungvoller inszeniert und mit Western-Touch daherkommend erklingt „Drunk & Wrecked“, welches durchaus ein wenig (Selbst)-Ironie offenbart. „Mortal Son“ überrascht mit einem orientalischen Klangspektrum, welches ein wenig an Richard Strange erinnert. Obwohl natürlich ansonsten die verschiedensten (Neo)-Folk Bands als Referenz dienen dürften, erklampft man sich auch ein bisschen in Richtung Wayne Hussey (Solo), vor allem, wenn der Song mit einer eingängigen Melodielinie verknüpft ist. (andreas)