EMPFEHLUNG, REVIEW

MERCIFUL NUNS „Exosphere VI“ (Goth Rock)

MERCIFUL NUNS

„Exosphere VI“
(Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 15.11.2013

Label: Solar Lodge

Webseite: www.mercifulnuns.com

Das sechste Album der Band um Mastermind Artaud Seth seit 2010. Im Gegensatz zu Garden of Delight (7 Alben in 7 Jahren) hat er seine Arbeitsgeschwindigkeit verdoppelt. Die reichhaltige Gedankenflut muß raus. Raus geht es auch bei Exosphere, raus aus dem Universum und rein in die gedanken(un)weltliche Sinnfrage: Woher, wohin und warum?

Das Trio reist auch auf dem aktuellen Werk in die tiefe Dunkelheit des Goth Rocks. Treibender Saitensound, verführerische Keys und der sonore Gesang Artauds sorgen für reichlich schwarzherzige Gänsehautatmosphäre. Bereits der knallige Opener „Exosphere“ begeistert durch seine sphärische Eleganz, welche auch mal durch stimmliche Aggression der Depression trotzt. Durchdringende Hooklines, schwebende Soundstrukturen und das Gefühl für ausladend dargebotene Songs bestimmen auch die weiteren Stücke. Nahtlos der Übergang in samtene Gefilde („Blackbody“), welche in ihrer Grundsubstanz eine balladeske Harmonie ausstrahlen. Artaud lässt auch hier sein Timbre mal in raue Stimmbandakrobatiken fahren, dazu kommen die typischen, verwegenen, soundtrackartigen Zwischenspiele, in denen der Gesang dann zum Erzähler mutiert.  „Supernovae“ ist die Zentrale des Albums, druckvoll und mit leichtfüssiger Mollvariante belegt erhebt sich der nebelverhangene Morgen aus dem Dickicht der Destruktion. In welcher Welt auch immer das Erwachen erfolgt, akustische schwarze Seide hat sich über den Tau gelegt und führt in die melancholische Hingabe von „Astral plane“, doomig und mit verzweifelten Stimmbändern vollzieht man die depressive Stimmung mit kühler Nachhaltigkeit. Wie abwechslungsreich man sich heuer gibt, beweisen, dass in Percussion-Eruption ergebene „Ultraviolet“ oder das mit orientalischen Klängen gewürzte „Vimana Machine“. Textlich geht es in Richtung antike Philosophie/Alchemie, es werden keine Antworten gegeben, sondern Fragen gestellt, was ein wenig an Socrates erinnert und auch Artaud scheint den Schierlingsbecher immer bei sich zu tragen.

Die limitierte Version beinhaltet zusätzlich die EP „Supernovae“ , welcher Titelsong hier noch ein wenig druckvoller und griffiger daherkommt. Daneben gibt es hier noch drei Non-Album-Tracks. „Antimetter“ verleiht dem düsteren Treiben ein wenig Sakralität, während „The Colony“ von einer bedrohlichen Ruhe beherrscht wird und mit einer hintergründigen Lieblichkeit überrascht. Wie eine Homage an Joy Division beendet dann „Demigods“ die Zugabe.

Artaud und seine Mitstreiter haben sich mittlerweile eine reichhaltige Fangemeinde verschafft, deren Zusammenwirken weit über den musikalischen Horizont heraus geht. Für Goth-Rock Enthusiasten liefert das Werk erneut reichlich Material für das nostalgische Herz. Es ist wie bei einem guten alten Schmöker, ist der Staub erstmal abgeblasen, versinkt man in eine andere Welt.
(andreas)