REVIEW

LYNCELIA „Assigned, for Disillusion“ (Cold Wave)

LYNCELIA

„Assigned, for Disillusion“
(Cold Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 11.03.2014

Label: Eigenproduktion

Webseite: Bandcamp / Facebook 

Das französische Duo (Total(e): Guitars, Vocals, Bass, Drums programming, Synthesis und Claudia: Bass) formierte sich 2008, nach ihrem Debüt und einem Beitrag für einen Serge Gainsburg Tribute Sampler gibt es nun das Zweitwerk der desillusionierten Cold Waver.
Von Beginn an verströmt man mit stoischer Ruhe, bedrückende Soundgebilde, deren tief depressiven Strukturen den Hörer in Bann und fortan immer tiefer in den seelischen Abgrund ziehen. Der Gesang schleicht schmerz- und hingebungsvoll über minimalistische, dennoch druckvoll verführerischen Melodien der Bitterkeit. Das Gesamtkonstrukt ist schön altmodisch inszeniert, die Patina der melancholischen Basslines glänzt mattgrau. Das treibende „unveiling Illusion“ holt uns kurzzeitig aus der lichtundurchlässigen Elegie und mit latent verschmitzten Synths, betörenden Hooklines und einer druckvollen Komposition landet man einen kleinen Clubhit für die einschlägigen Düster-Discos. Songs wie „Lynxia“ oder „Rose“ glänzen dagegen mit einer sehr getragenen Atmosphäre. Eine innewohnende Ruhe paart sich mit eingängigen Melodielinien, deren verführerische Komponente mit schwarzen Pinselstrich gezeichnete Bildnissen der Leere gleichen. Die mit Trauerfloor belegten Stimmbänder ergeben sich dem schmerzvollen Leid, wobei die Texte nicht immer so bedrückend sind, wie der stilsichere Gesang es scheinen lässt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Doomige, lavaartige Musiklandschaften entstehen in „Reality Dream“. In entschleunigter Manier schwebt der Sound hingebungsvoll dem Leid entgegen. Bevor jedoch die Bitterniss ins Pathologische abdriftet gibt es immer wieder fein gesetzte dunkelromantische Facetten, welche die unterkühlte Eleganz kurzzeitig ins wärmende Schaumbad setzt. Auch die ab und zu eingestreuten Shoegaze Varianzen sorgen für Abwechslungen im Tiefensog.
Das Duo versteht es dunkle Stimmungen in ein melancholisches Gewand zu kleiden, die Stimmungen, welche sie dabei verbreiten, erinnern an die besten Momente des französischen Cold Waves zu Beginn der 80er und Vergleiche mit Cure (Seventeen Seconds/Faith) oder Clan of Xymox sind nicht von der Hand zu weisen. Hinzu kommt eine dezent eingestreute elektronische Sphäre, welche eher moderne Strukturen aufweist und auch mal sehr schräg ins Soundgefüge eindringt (Bonusversion von „Strain“). Das Album kommt im schönem Digi Pack incl. Booklet mit Texten und gibt es für 10 Euro (bzw. 5 Euro digital) auf der Bandcamp Seite. (andreas)