REVIEW

LADDERMEN „Special Kind Of Violence“ (Post Punk)

LADDERMEN

„Special Kind Of Violence“
(Post Punk)

Wertung: Gut+

VÖ: 03.09.2021

Label: Waterfal of Colours

Webseite: Facebook / Bandcamp

LADDERMEN ist eine Post PunkBand aus Texas, USA, nun beheimatet im Schweizer Luzern. Die Gruppe entstand 2019, als der junge Amerikaner Leopold Oakes sein Land verließ, um mit bittersüßer Melancholie das Konzept der Heimat in der Schweiz neu zu definieren. Nachdem die Band bei einer Live-Radiosession entdeckt wurde, gewann sie an Schwung und unterschrieb bei Waterfall of Colours für die Veröffentlichung ihres erwarteten Debütalbums „Special Kind of Violence“ im Jahr 2021.

Statt Schweiz/USA könnte man aufgrund ihrer Promo-Fotos und der Musik die Formation eher im Manchester der 80er verordnen. Die Tragik und elegante Düsternis von Joy Division paart sich hier mit der Moderne und Bands wie Interpol oder Editors. Teils hymnische Melodielinien verlieren nicht den rotzigen Gitarrensound alter Tage und der Gesang variiert geschickt zwischen Erzähler und druckvoller Energie.

Der Opener „welcome to the 20’s“ ist eher Versprechen als Drohung. Eine kräftige Rhythmik trifft hier auf fein verwobene Saitenklänge, die Stimme, dezent mit Hall versehen, tobt sich auf dem sphärischen eher reduktiv aus. Danach beweist das Quartett seine Qualität für hymnische Melodien. Wunderschöne, facettenreiche, leicht verpoppte Eleganz schleicht sich verträumt in die Gehörgänge. Hinzu kommen galante Tempiwechsel und soundtrackartige Zwischenspiele.

„Decorated Gladiater“ liefert die Düsternis zunächst mit einem Bassriff, welches sich auch im opulenter werdenden weiteren Verlauf bestimmend zeigt. Dazu gesellt sich ein hingebungsvoller Gesang, der sich über einen samtenen, eruptiven Untergrund spielerisch bewegt. „The Fall of the Epilectic King“ (Was für ein Titel) überzeugt mit seiner durchdringenden Schwermut, welche von exzessiven Saiten mal doomig, mal straight begleitet wird.

Das ruhig dahinfließende „Abigail was always lost“ ist ein schleppender Lo-Fi Song, der aus seiner Langatmigkeit seine Faszination zieht. Die Tristesse ist in Nebelverhangenen Klangspektren spürbar. Das folgende „Old world sparrow“ ist von der Saitenarbeit etwas stringenter arrangiert, wobei der dunkle Moloch hinter jeder Ecke zu thronen scheint. Herrlich flirrende Gitarren beenden das in Betrübnis badende, dennoch energische Intermezzo. „The Huntress Obeyed“ ist ein in sich geschlossener, perfekter Düstersong. Wild und ungezügelt im Mark, dennoch mit einer romantischen Ader versehen, welche sich auch in überraschend hellen Backings widerspiegeln, Fast ist man geneigt, ein Blick ins Norwegen der 80er zu werfen.

Als ich überlegte, an wem mich die Stimme von Leopold Oakes erinnert, kam nach langer Gedächtniskramerei überraschenderweise Morrissey heraus. Und tatsächlich, würden The Smiths Post Punk machen, würde es genau so klingen, die Texte sind eh schon passend.

Beim geräuschvoll intronierten „Pauluskirche“ braucht ihr nicht nach draußen zu schauen, der Krankenwagen fährt im Song. Hinzu kommen sakrale Versatzstücke, treibende Drums, das Gesamtbild ergießt sich in einem verführerischen Refrain, bevor die Geräuschkulisse ein tragisch erzähltes Ende einläutet.

Fazit: Fans von Interpol und/oder Editors dürfen bedenkenlos zugreifen. Aber auch die alte Garde mit einem Faible für die britische (düstere) Indie Musik aus den frühen 80ern könnte hier ein perfekt eingerichtetes, möbliertes Zimmer finden. (andreas)