IGNIS FATUU
„Unendlich Viele Wege“
(MA-Rock)
Wertung: Gut
VÖ: 07.03.2014
Label: TrollZorn
Anders als ihre Labelkollegen Ingrimm gehen die Nürnberger auf ihrem dritten Album wesentlich ruhiger und auch traditioneller zu Werke. Zwar gibt es reichlich rockige Energiezufuhr, aber die Band bewahrt sich einen galanten folkigen Touch, der sich fast sanftmütig in den Gesamtsound einfügt.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der unübersichtlichen Flut von MA Veröffentlichungen ist, dass Irene neben Flöten, Dudelsack, Schalmei auch ihre Stimmbänder benutzt und so Sänger P.G. nicht nur unterstützt, sondern auch im Duett begleitet. So glänzt gleich der Opener „Glaube“ mit einem durchdringenden Refrain. Die Rock-Fraktion sorgt für klare Verhältnisse, während das MA/Folk Instrumentarium für eine fragile, dennoch kraftvolle Struktur sorgt. „Hyazinthen“ agiert etwas treibender und die Flöte liefert sich den einen oder anderen Geschwindigkeitsrausch mit den Saiten. P.G. begleitet die Explosivität in dieser Phase mit einer zurückhaltenden Ruhe und hellen Gesängen. Eingebunden darin ist ein kleiner Erzähltext. Als Erzähler gibt sich P.G. auch im getragenen „unendlich viele Wege“, welches sich mit betörenden Melodielinien in die Gehörgänge schleicht. Ein romantisches Stück, dessen akustischer Untergrund von weihevoller Wärme umgeben ist. Ein wunderschöner Refrain, inklusive betörenden Duett-Gesang ist dann das I-Tüpfelchen.
Ich weiß gar nicht, wann mich ein Album dieses Genres derart positiv überrascht hat. Ich muß zurück gehen bis zum ersten Album von Schandmaul oder den ersten VÖs von Subway To Sally. Und ja, dann gab es damals eine Band namens Merlons of Nehemiah (drei CDs zwischen 93 und 95/später Merlons Lichter), die mir gleich in den Sinn kam. Reiner Zufall, dass ich mir noch mal die alten CDs packte und … .P.G. (Andreas Hänsel) war damals Sänger, davon ist im Beipackzettel dieses Albums nichts zu lesen. Wer also Ignis Fatuu mag, sollte unbedingt auch mal die Merlons of Nehemiah antesten.
Nachdem ich nun wieder zurück bin von meiner Recherche und dem Ausflug in die frühen 90er, kann ich jetzt wieder versuchen, euch dieses gediegene Werk näher zu bringen.
Ebenso melodisch, aber wesentlich treibender inszeniert ist „Mit dem Wind“. Ein Midtempo Stück, dass zum Tanze einlädt und erneut mit packenden Chorus ausgestattet ist. „Blut geleckt“ hingegen, zeigt die Süddeutschen von einer eher experimentellen Seite. Eine punkige Attitüde beherbergt „Alchemie“, das krachige Stück galoppiert wild und roh drauflos. Ähnlich geartet kommt „Letztes Wort“ daher, inkl. metallischen Trash-Rock und elektronischer Spielerei….. Folk-NDH. Das balladeske „wenn alle Worte schweigen“ hält galant die Balance zwischen Akustik rock, unplugged MA und Folk. Die Stimmen agieren hier wie ein zusätzliches Instrument, welches die Melodie trägt, trotz der etwas gesteigerten Gangart im Refrain, bleibt die Gesamtatmosphäre eher dunkel-romantisch.
Fazit: Es scheinen nicht alle Magazine meine Begeisterung zu teilen. Aber egal, endlich mal wieder eine Band, die polemisiert. Ich finde es gelungen und nicht jede eingängige, deutschsprachige Musik ist Schlager. (andreas)