REVIEW

GOD’S OWN MEDICINE „Drachma“ (Dark Wave/Melancholic/Synth Pop)

GOD’S OWN MEDICINE

„Drachma“
(Dark Wave/Melancholic/Synth Pop)

Wertung: Gut+

VÖ: 14.05.2014

Label: Eden Rec. /Alchera Vision

Webseite: Bandcamp / Facebook

Der Bandname löst in mir natürlich nostalgische Assoziationen aus, erschien doch 1986 das Debüt von The Mission mit eben diesem Titel. Die polnische Band um Mastermind Andy (Andrzej Turaj), mittlerweile die letzte, übriggebliebene Konstante der (nun) Ein-Mann-Band, ist rein musikalisch nicht weit entfernt vom britischen Goth Rock der 80er, agiert allerdings mit modernen Facetten und liefert mit eindringlichen Melodielinien auch ein großes Stück Wave Pop (Synth Pop).

Das Gesamtkonstrukt ist eher in ruhigen Gefilden unterwegs, die Soundstrukturen sind düster, die Grundsubstanz beherbergt eine großflächige Melancholie. Der Opener beginnt ebenfalls getragen, nimmt aber mit dem Einsatz der Drums ein wenig Fahrt auf. Sphärische Synths sorgen für harmonische Eleganzen. Darüber thront der düster-warme Gesang Andys, der unterschwellig immer ein wenig kratzig erscheint, was gerade in den poppigen Momenten den Songs einen angenehmen Schauer verleiht. Eingestreute akustische Entitäten sorgen für Abwechslung. Druckvoll und mit starkem Bass erklingt „Down below“, bei dem Andy seine Stimmbänder etwas sonorer in die Szenerie dringen lässt. Eine leichtgängige Melodielinien mit dezenten Horror-Sprengseln bestimmen die Strophen, während der Refrain durchdringend erklingt und eine latente Eruption beherbergt. Das dunkle Ende wird fast ambientartig inszeniert. Sehr düster und mit eine finsteren Ruhe ausgestattet kommt „Into the Sun“ ans schwarze Licht. Puristischer Dark Wave mit tief gestimmten Saiten und einem chilligen Keyboard. Die Drums agieren eher im Hintergrund, was irgendwie etwas bedrohliches innehat. Passend zur Atmosphäre ist der metaphorische Text eher im depressiven Bereich angelegt.

Das wunderschöne „Glass of Jar“ beherbergt diese dunkle Eleganz, die sich im harmonischen Glanz der Gänsehautatmosphäre offenbart. Der Sänger wird mit flüsternden Beschreibungen zum Erzähler. Die orchestrale musikalische Ausrichtung verführt den Hörer. Mit „Low“ bewegt man sich in Wave Pop Gefilden der 80er und erinnert an Bands wie Ultravox. Hinzu kommen dezente orientalische Versatzstücke, wie sie Richard Strange in seine Songs integrierte. Andy verziert seine Stimmbänder mit einem tragischen Trauerflor, was der eindringlichen, poppigen Melodie einen Kontrapunkt entgegensetzt. Treibend und tanzbar kommt das clubtaugliche „Fever“ daher. Komplex instrumentiert mit Augenmerk auf die Saiten. Das Schlussepos „rainbows“ glänzt mit einer Atmosphäre, die den Hörer wie ein akustisches Schaumbad umhüllt. Ein Weichzeichner, der sich schwarz-weiße Dalis kopiert. Tiefsinnige Melancholie schwebt über einen Abgrund, die Musik wird zum Requiem. Orchestrale Inszenierung und hinzu gesellt sich eine Stimme, die einem tragischen Vibe besitzt. Großartiges Finale.

Fazit: Insgesamt gelingt es Andy, ein Werk zu kredenzen, welches sich in der Schnittmenge zwischen Synth Pop und Dark Wave bewegt. Die Melodieführung kann mit einem wohligen Liebreiz überzeugen, der sich konträr zum darkig-schwermütigen Grundton bewegt. Der Gesang variiert passend zur musikalischen Ausrichtung, bzw. konterkariert diese auch mal. Über Bandcamp könnt ihr in dieses und auch in ältere Alben reinhören. Zudem erscheint das Album auch physisch im DigiPack. (andreas)