EMPFEHLUNG, REVIEW

FISH „A Feast of Consequences“ (Prog Rock)

FISH

„A Feast of Consequences“
(Prog Rock)

Wertung: Empfehlung

: September 2013

Label: Eigenproduktion

Webseite: www.fishheadsclub.com

Sechs Jahre sind seit dem letzten FISH-Album „13th Star“ vergangen und wie immer bei Künstlern, die mir viel bedeuten, habe ich immer eine kleine Sorge im Herzen, dass man seinen Ruf nicht ruiniert, wie es bereits viele Legenden getan haben.

Der erste Durchlauf des Albums ist dann eher ernüchternd. Viel ruhige Songs, aber man hört beim ersten Mal sowieso erst mal auf FISHs Stimme und seine sagenhaften Texte, da geht die Musik schon mal unter. Aber „A Feast of Consequences“ ist ein Album, welches wächst und wächst. Bei jedem Hören wird mehr und mehr erkennbar, wie vielschichtig der Sound ist, dass sich so viele Kleinigkeiten hinter dem Grundgerüst verstecken, die es zu entdecken lohnt. Mittlerweile ist es so, dass ich regelrecht süchtig geworden bin. Alle Songs transportieren viele Facetten und Stimmungen und sind so abwechslungsreich, wie man es sich nur wünschen kann. Es ist nicht mehr der klassische Prog Rock der Siebziger, nein, FISH ist im hier und jetzt angekommen, aber seine Songs sind, genau wie die (wie immer grandiosen) Texte, einfach großartig.

Hört euch nur mal die fünfteilige „The High Wood“-Suite an! Es erinnert mich immer mehr an eine kleine Rock-Oper, diese Melodien und Harmonien am Anfang von „High Wood“ sind atemberaubend schön. Die Abwechslung zwischen Sprechgesang und Gesang ist großartig, das Piano hebt es in SAVATAGE-ähnliche Sphären und die klagende Violine gibt die Stimmung vor. Nach einiger Zeit stampft der Song voran und FISH beendet ihn mit einem deutschsprachigen Vers. „Crucifix Corner“ ist der zweite Teil der Suite und führt die Stimmung weiter, bis die Gitarre FISH-typisch den Takt vorgibt und die E-Gitarre das Zepter übernimmt. Im mittleren Tempo setzt man eine großartigen Kontrast zum verhaltenen (aber wunderschönen) Anfang und Robin Boult an der Gitarre kann etwas mehr aus sich herauskommen. „The Gathering“ ist der dritte Teil und beginnt mit Kapelle und danach setzen flockige Akustikgitarren ein und der Song, der davon handelt, wie ein Land in den Krieg zieht, wirkt unverschämt fröhlich und wird mit Bläsern aufgewertet. „Thistle Alley“ dagegen wirkt düster und atmosphärisch verdammt dicht und textlich wird der Krieg oder eine Schlacht sehr bildlich und eindrucksvoll dargestellt. Der Abschluss der Suite, „The Leaving“ knüpft wieder bei dem ersten Part an, das Klavier, die Violinen und der Mix zwischen gesprochenem und gesungenem Text schließt den Kreis auf eindrucksvolle Weise. Wer mich kennt, weiß, dass ich Rock und Oper nur ungerne in einem Atemzug ausspreche und genau genommen ist dieser Begriff hier vielleicht gar nicht richtig, aber die „The High Wood“-Suite ist so verdammt erhaben, dass mir die Worte fehlen. Das ist wirklich ganz große Kunst.

„All loved up“ ist der einzige Song, der musikalisch eine fröhliche Atmosphäre verströmt, aber textlich wieder ein mal mit den negativen Seiten des Berühmt-sein spielt. Er erinnert mich daher an „Garden Party“ aus ganz alten Tagen, wo auch fröhliche Musik und kritisch/sarkastische Texte Hand in Hand gingen.

Mein Lieblingstrack ist „Perfume River“. Anfänglich gibt es einen Sample mit Dudelsack-Musik, dann folgt ein Keyboard und der Bass setzt ganz langsam ein. Die Akustikgitarre versprüht südlandisches Flair, Loops setzten ein und die Stimmung baut sich ganz langsam auf, bis sie nach 7′14′′ endlich explodiert und etwas freundlicher ausschaut. Vielleicht ist der Song nicht der beste Albumopener, weil man sich erst einmal gute sieben Minuten fallen lassen muss, bevor das Energielevel steigt, allerdings sind es nach mehrmaligen Hören meine sieben Minuten und jeder flockigere Song hätte den Hörer auf die falsche Fährte gesetzt. Aber Live sehe ich dn Song definitiv als Showopener!

Aber die Sache mit dem Lieblingstrack ist immer irgendwie seltsam. Je nach Stimmung mag der auch gerne mal wechseln und „Blind to the Beautiful“ ist ein Kandidat. Wunderschön und schlichtweg herzergreifend in der Tatsache dass man es immer mehr verlernt, die Schönheiten dieser Welt wirklich wahrzunehmen.

Der Song „A Feast of Consequences“ ist ein feiner Rocker, aber ebenfalls mit einer melancholischen Note, aber einer saustarken Bridge und Refrain. Ich könnte stundenlang über das Album quatschen und es fallen mir immer neue Details auf, auf die eich euch hinweisen muss, bevor mein Kopf platzt, aber hört euch das Album einfach selber an!

FISH hat es mit seiner Mannschaft geschafft: die perfekte Verschmelzung zwischen Texten und Musik. Überwiegend bewegt man sich in melancholischen Breitengraden, aber nicht ohne den einen oder anderen Ausflug in optimistischere Gefilde zu wagen. FISH ist hervorragend bei Stimme, die Band, bestehend aus Steve Vantsis (b), Robin Boult (g), Foss Patterson (k) und Gavin Griffiths (d) haben ein sehr erdiges Album erschaffen, welches sicherlich davon profitiert, dass man den einen oder anderen Song bereits vor den Studioaufnahmen live auf der Bühne gespielt hat. Die Produktion ist top und Mark Wilkinson, der Fish bereits seit frühesten MARILLION-Tagen grafisch begleitet hat ein wundervolles Artwork beigesteuert. Übrigens: demnächst erscheint eine Deluxe-Variante des Albums mit einem 100-Seitigen Buch mit Illustrationen. Leider wird diese Version nicht pünktlich zur Tour erhältlich sein, aber wer da nicht zuschlägt, ist selber schuld. Schaut einfach auf die Webseite und ordert! Und nicht vergessen: der Onkel kommt auf Tour…gehet hin und sehet, wie eine alte Legende rockt. (chris)

23.09.2013 Hannover, Blues Garage
25.09.2013 Duisburg, Steinhof
26.09.2013 Worpswede, Music Hall
22.10.2013 München, Backstage
23.10.2013 CH-Pratteln, Z 7
25.10.2013 Karlsruhe, Substage
26.10.2013 Landstuhl, Stadthalle
27.10.2013 Bonn, Harmonie
29.10.2013 Aschaffenburg, Colos Saal
30.10.2013 CH-Bern, Mühle Hunziken
01.11.2013 CH-Zug, Chollerhalle
03.11.2013 Trier, Theater Trier