REVIEW

FILM „Halloween II“ (Horror)

Originaltitel: Halloween II

Herstellungsland: USA

Erscheinungsjahr: 2009

Regie: Rob Zombie

Wertung: Geht so

Darsteller:
Scout Taylor-Compton, Tyler Mane,
Malcolm McDowell,Brad Dourif,
Sheri Moon Zombie, Danielle Harris,
Caroline Williams, Howard Hesseman,
Angela Trimbur, Brea Grant,
Margot Kidder, Daniel Roebuck

Diese Kritik basiert auf dem Directors Cut von „Halloween 2“ und enthält massive Handlungsspoiler….

Er hatte großes vor, er scheiterte spektakulär. Rob Zombies Remake zum Horrorklassiker „Halloween“ war der gescheiterte Versuch, den Mythos Michael Myers zu erden und in einen realitätsnahen Kontext zu hieven. Frei von übernatürlicher Präsenz und als zentrale Hauptfigur sollte ein neuer Michael Myers das Interesse an der, durch den achten Teil der alten Serie zu Grabe getragenen, Franchise wiederbeleben. Doch letzten Endes scheiterte Zombie an seinem eigenen Anspruch. Er rutschte in der zweiten Filmhälfte in all zu bekannte Muster ab und verlor seine eigentlich reizvolle Ausgangsidee in den wirren einer mittelmäßigen Carpenter Kopie vollends aus den Augen.

Zwei Jahre später entstand nun, wieder unter der Federführung Rob Zombies, diese Fortsetzung. Positiv fällt dabei sofort auf, dass die Story direkt an das abrupte Ende des Remakes anschließt. Zu Beginn befinden wir uns also noch in derselben Nacht, in der Michael Myers schon im ersten Teil gewütet hat. Diese und die Tatsache, dass der Film zu Beginn mit einem Krankenhaus-Szenario auffährt, sollen aber die einzigen Gemeinsamkeiten bleiben, die diese Fortsetzung mit der damaligen Fortsetzung anno 1981 gemeinsam hat. Denn Rob Zombies Fortsetzung der Geschichte hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr mit dem „Halloween“ zu tun, wie wir es kennen und lieben.

Dabei fängt Rob Zombies „Halloween 2“ recht viel versprechend an. Wie gesagt, noch in der selben Nacht, in der Teil 1 endete beginnend, wird man Zeuge von Michaels „Wiederauferstehung“ (selbst der finale Kopfschuss am Ende des ersten Teils konnte ihn nicht töten, soviel zum Thema „Mensch“), der ohne große Umwege sofort Lauries Spur wieder aufnimmt und ihr im Krankenhaus auflauert. Man wird Zeuge einer wirklich nervenaufreibenden Verfolgungsjagd, bei der Michael alle die zwischen ihm und Laurie stehen gnadenlos abschlachtet. Diese Szenen bieten Drive, Spannung, dichte Atmosphäre und vermitteln tatsächlich richtiges „Halloween“-Feeling. Leider entpuppt sich dieses Szenario, das sich über die ersten 25 Minuten des Films erstreckt, als falsche Fährte, denn plötzlich reißt es Laurie aus dem Schlaf und die komplette Einführung entpuppt sich als Albtraum und die eigentliche Handlung setzt zwei Jahre nach den Ereignissen aus Teil 1 ein. Von nun an verlässt der Film alle durch die Vorgängerfilme bekannten Pfade. Rob Zombie teilt seinen Film in drei parallel zueinander verlaufene Handlungsstränge, in denen sämtliche Figuren aus dem ersten Teil wieder auftauchen. Natürlich haben die Erlebnisse des ersten Teils ihre Spuren hinterlassen, so dass sämtliche Charaktere sich drastisch verändert haben. So folgt der Film einer psychisch völlig heruntergekommenen, traumatisierten Laurie Strode, die von Panikattacken, Alpträumen und Visionen geplagt wird. Sie ist als medikamentenabhängiges Wrack in psychologischer Behandlung und lebt nach dem Tod ihrer Pflegeltern bei dem Sherrif Lee Bracket und seiner Tochter, Annie Bracket, die im ersten Teil Michaels Attacken überleben konnte. Parallel dazu erleben wir einen Dr. Loomis, der seine Erfahrungen und Erlebnisse aus jener Halloween-Nacht in sensationshaschender Art und Weise zu Geld machen will. Und zu guter letzt hätten wir da noch Michael, der als vollbärtiger Außenseiter in einer abgelegenen Waldhütte untergekommen ist und darauf wartet, seinen Feldzug zu vollenden. Zwischen diesen drei Handlungssträngen springt Zombie in den folgenden knappen 100 Minuten hin und her. Doch Zombie hat diese Erzählweise nicht wirklich gut im Griff. Zwischen den einzelnen Handlungssträngen gibt es viel zu wenige Berührungspunkte und Zombie hat sichtlich mühe und Not, die drei Fraktionen in einem sinnvollen Kontext zusammen zu führen. Und das geht natürlich zu Lasten der Dramaturgie und der Spannung. Denn einen wirklichen Spannungsbogen gibt es in dieser Fortsetzung nicht. Bis auf den Auftakt im Krankenhaus schafft es Zombie kein einziges Mal, den Zuschauer zu packen, ihn zu erschrecken, ihn mit zu reißen.

Man könnte fast meinen, dass Zombie für seine Fortsetzung gar keinen Horrorfilm im Sinn hatte, sondern vielmehr ein düsteres Drama mit jeder Menge kranken Charakteren. Und selbst als solches versagt „Halloween 2“ größtenteils. Die Handlungsstränge sind zu wirr, die Handlungen der Figuren zu fragwürdig und die Figurenzeichnung unlogisch bis lächerlich. So erreicht die Charakterisierung der traumatisierten Laurie in kürzester Zeit den Nervfaktor 12. Denn die dauerfluchende, unsympathische Rotzgöre schafft es zu keiner Zeit, so etwas wie Mitgefühl oder Verständnis des Zuschauers für sich zu gewinnen. Mehr als, grob geschätzte, 1.000.000 „Fucks“, „Bitches“ oder „Assholes“ hat sie eh nichts zu sagen. Dr. Loomis kommt ebenfalls nicht besser davon, seine finale Wandlung vom egozentrischen, geldgeilen Arschloch zum wohlwollenden Selbstaufopferer gibt sich in ihrer Plötzlichkeit vollkommen der Lächerlichkeit preis. Und Michael… nun ja, was ihn betrifft so stellt sich Zombie selbst ein Bein. Denn sein Charakter, seine Motivation und seine Handlungen bleiben den ganzen Film über ein Rätsel und wollen so gar nicht zu Zombies Charakterisierungsversuch aus dem ersten Remake passen. Zum einen wäre da die Frage, warum Michael seine Maske nur noch bei seinen Gewaltausbrüchen trägt (seine Obsession für Masken war eine der Stärken des ersten Remakes und seine maskierte Identität gleichzeitig ja seine neue Identität). Des Weiteren wird nicht erklärt, warum Michael für seinen Feldzug wieder brav auf die Halloween-Nacht wartet. Warum wütet er wie ein wahnsinniger im Sripclub seiner toten Mutter? Aus Rache ?  Und woher weiß er überhaupt, wo sich Laurie Strode aufhält? Und was hat er eigentlich genau mit ihr vor: sie umbringen, sie entführen, sie als Haustier halten…??? Dies sind alles Fragen, mit denen der Zuschauer allein gelassen wird. Die Visionen von seiner verstorbenen Mutter und sich selbst im Kindesalter, die Michael anscheinend vorantreiben und für so manch surreale Szenen sorgen, bieten diesbezüglich ebenfalls wenig Aufschlussreiches. Und warum Laurie gegen Ende plötzlich dieselben Visionen hat, wird auch nicht näher beleuchtet. Gibt es eine telephatische Verbindung zwischen ihr und Michael ???  Das würde auch die Tatsache erklären, warum Michael weiß, wo sich Laurie aufhält. Zombie liefert aber keine Antworten.

Was er allerdings im Übermaß liefert, das sind ausgewalzte Schmuddel und Gewaltszenarien wie wir sie von ihm gewohnt sind. Haddonfield, die beschauliche Kleinstadt, in der das ganze spielt, scheint ein einziger Moloch zu sein, in dem sich nur heruntergekommene, kaputte Freaks die Klinke in die Hand geben. Lauries Freundinnen sind natürlich alles saufende, sexgeile Schlampen, die ein Dauerfeuer an Fäkalsprache nach dem nächsten vom Stapel lassen und eine am Ende des Films ausgiebig präsentierte, aber leider völlig sinnfrei in die Handlung gepresste Halloween- Party wirkt wie ein kunterbunter LSD- Trip. Ja, Haddonfield ist hier wahrlich kein netter Ort. Fragwürdig ist jedoch, was für Tendenzen Zombie in den Mordszenen aufblitzen lässt. Denn die Gewalt in diesem Film richtet sich fast ausschließlich gegen Frauen. Während die Herren der Schöpfung von Michael in Sekundenschnelle abgefertigt werden, werden die weiblichen Opfer blutverschmiert über den Boden geschliffen, mit dutzenden von Messerstichen übersäht oder Minutenlang mit dem Gesicht vor Spiegelfassaden gedonnert… vorzugsweise nackt versteht sich. Diese Tendenz war schon im ersten Remake auszumachen, wird hier jedoch so auf die Spitze getrieben, dass man Rob Zombie fast unterstellen könnte, ein Frauenhasser zu sein. Des Weiteren, ich kann es nicht oft genug betonen, hat dieser Exploitation- Bullshit nix in einem „Halloween“- Film zu suchen.

Das ganze mündet dann in einem Finale, in dem es Zombie geradeso mit ach und krach schafft, die drei Handlungsstränge zusammen zu führen (durch welches Wurmloch sich Dr. Loomis aus dem Hotel direkt vor Michaels Waldhütte geschlichen hat, ist mir ein Rätsel), seine Story jedoch nicht zu einem zufrieden stellenden Abschluss bringen kann. In einem wirren Showdown zwischen Wahnvorstellung und Realität verliert Zombie vollends die übersicht über seine Figuren, lässt Michael plötzlich wieder sprechen (zwar nur ein mürrisches „stirb“, aber er bricht sein legendäres Schweigen), Dr. Loomis sterben und Laurie zu Michaels Nachfolgerin werden. Am Ende sind dann alle tot, obwohl man sich mit einer abschließenden Vision von Laurie in einer Irrenanstalt, die plötzlich Michael’s, also auch ihre verstorbene Mutter sieht, eine kleine Hintertür für eine weitere Fortsetzung offen hält.

„Halloween 2“ funktioniert weder als Horrorfilm, noch als Drama besonders gut. Seine Funktion als Fortsetzung erfüllt er nur formal. Inhaltlich ist das ganze fast ein Totalausfall. Zombie hat seine Handlungsstränge und die darin agierenden Figuren nie im Griff und zum Ende hin verliert er vollends die Kontrolle über den Film. Eine ziemlich herbe Niederlage für Zombies eigene Interpretation des ursprünglichen Themas und, falls Michael nun endlich tot sein sollte, absolut kein würdiger Abgang für eine der größten Ikonen des Horrorfilms. (sebastian)

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