REVIEW

FILM „Die neunschwänzige Katze“ (Giallo)

Originaltitel: Il Gatto a nove code

Herstellungsland: Deutschland, Frankreich, Italien 1791

DVD Veröffentlichung: 10.09.2012

Wertung: gut

Regie: Dario Argento

FSK: ab 16

Darsteller: Karl Malden, James Franciscus, Catherine Spaak, Pier Paolo Capponi, Horst Frank

Genre: Giallo

Studio: CMV Laservision


Inhalt:
Der Reporter Franco Arno hat bei einem Unfall sein Augenlicht verloren und kann daher seinen Job nicht mehr ausüben. Als Blinder ist er auf die Hilfe seiner jungen Nichte angewiesen. Als er eines Tages mit ihr spazieren geht, belauscht er vor einem medizinischen Institut zufällig eine seltsame Unterhaltung zwischen zwei Männern. In der darauf folgenden Nacht bricht jemand ohne ersichtlichen Grund in das Institut ein und tötet dabei einen Wachmann. Bald folgt eine Serie mysteriöser Morde, die mit dem Ereignis im Institut zusammen zu hängen scheinen. Der neugierige Arno beschließt daraufhin, auf eigene Faust nachzuforschen. Dabei erhält er Hilfe Carlo Giordani, einem engagierten Journalisten. Bei Ihren Recherchen finden die beiden neun verschiedene Hinweise, denen sie nachgehen müssen, um das Rätsel um den geheimnisvollen Mörder lösen zu können.

Dario Argento ist eine Ikone in den Reihen der Horrorfans, dabei hat er seinen Ruhm eigentlich dem Giallo-Genre zu verdanken.

Was ist ein Giallo? Als ganz kurz zusammengefasst, gibt es immer den Rahmen, dass ein unbekannter Mörder Menschen tötet. Der Mörder hat ganz im 70er-Stil Handschuhe und Trenchcoat an und bleibt bis zur Auflösung unbekannt. Klingt nach Edgar Wallace? Ist gar nicht mal so verkehrt, kann man doch einige Wallace-Streifen in abgeschwächter Form dem Genre zurechnen. Ebenso ist der Giallo als Vorläufer unserer geliebten Slasher-Filme zu werten.
Der Giallo aber bietet viel mehr. Er bietet inszenatorische Meisterleistungen, wenn man perfekt mit Perspektive, Kameraführung, Lichtgebung spielt und den Film und auch die Morde wunderschön in Szene setzt (klingt pervers, aber hat auf jeden Fall was von Kunst).
Die Morde sind schon für damalige Zeiten (wir reden von Ende der 60er bis Mitte der 70er) explizit in Szene gesetzt, aber die Härte der Morde war immer von der Fantasie des Regisseurs abhängig. So gibt es gediegene Erdrosselungen, aber auch matschige Morde. Zwischen Krimi und Splatter ist für jeden Geschmack was dabei.

„Die neunschwänzige Katze“ von Dario Argento ist dessen zweiter Giallo. Und in dem Bonusmaterial ist er so ehrlich, wie er nur sein kann, wenn er sagt, dass dieser Film ihm von allen am wenigsten bedeute. Harter Tobak. Aber „Die neunschwänzige Katze“ ist kein schlechter Film, im Gegenteil, über die gesamten 112 Minuten wurde ich gut unterhalten und Argento schafft es, die Spannungskurve aus dem Nichts in blutdrucksteigernde Höhen zu drücken.

Die Bildqualität auf der vorliegenden Blu-Ray Disc ist ganz hervorragend. Natürlich muss man dem Alter Tribut zollen, aber der Bildtransfer ist mehr als ordentlich gelungen.

Die deutsche Synchronisation ist typisch 70er-Jahre teilweise idiotisch. Flapsige Sprüche, wie man es von der Serie „Die Zwei“ (mit Tony Curtis und Roger Moore) oder den Italowestern mit Terrence Hill etc. gewohnt ist, rauben der deutschen Version ein klein wenig ihre Seriosität.

Ein besonderes Augenmerk verdient die Musik, die vom Meister himself, Ennio Morricone, stammt. Neben den dunklen Bildern und den Kameraeinstellungen ist es vor allem seine Musik, die einem die Nackenhaare aufstellen lassen.
Wo wir gerade von Kameraeinstellungen reden: „Die neunschwänzige Katze“ wirkt etwas zahm. Im Vergleich zu „Vier Fliegen auf grauem Samt“ ist die Kamera eher traditionell am amerikanischen Thriller ausgerichtet und somit kann der Film in visueller Hinsicht damit punkten, dass man teilweise aus der Perspektive des Mörders am Geschehen teilnimmt, aber die ganz großen visuellen Tricks, die viele Filme des Genres zu Kunst machen, fehlen bei diesem Film.

Generell ist dieser Film Leuten empfohlen, die Filme der 70er mögen, sich an den schrägen Kostümen ergötzen können und Krimis / Thriller lieben. Diese werden an „Die neunschwänzige Katze“ ihre helle Freude haben. Wem Filme aus der Vergangenheit zu langsam sind, zu wenig Action und Effekte haben, müssen leider auf dieses Genre verzichten.

Ich muss mich an dieser Stelle bei Michi bedanken, der mein momentanes Giallo-Fieber mit diesem Film schürt und ihn mir zur Rezension überlassen hat. (chris)