REVIEW

Film „Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ (Polizieschi)

Originaltitel: Milano Violenta

Herstellungsland: Italien

Erscheinungsjahr: 1976

Wertung: gut

Regie: Mario Caiano

Darsteller: Vittorio Mezzogiorno, Claudio Cassinelli, Elio Zamuto, Silvia Dionisio, John Steiner…

FSK: ab 18 Jahren

Studio: filmArt

Genre: Polizieschi

Inhalt:
Ein Raubüberfall auf ein großes Industriegebäude. Die Polizei umstellt das Haus. Zwei der Gangster können mit dem Geld fliehen, die beiden anderen erzwingen durch Geiselnahme ein Fluchtauto. Doch sie kommen nicht weit, denn das Benzin geht aus. Einer der Gangster wird an der Tankstelle erwischt, der andere, aus Zuhälterkreisen, flüchtet verletzt zu einer Prostituierten. Von ihr erfährt er, dass die mit dem Geld geflüchteten Komplizen in einem alten Schlachthof untergetaucht sind. Die Jagd nach dem Geld beginnt, ein Komplize traut dem anderen nicht über den Weg, jeder will den Hauptanteil. Wer im Weg steht wird kaltblütig liquidiert. Die letzte Rechnung zahlt der Tod…

Yippie yeah. filmart macht ernst und legt eine neue Serie auf, die so manchen Connaisseur mit der Zunge schnalzen lassen wird! Die „filmart Polizieschi Edition“ geht mit dem Film „Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ in die erste Runde! „Milano Violenta“, wie das Schmankerl im Original heißt, ist da eine sehr gute Wahl, um die Fangemeinde richtig heiß auf die Edition zu machen.

Genau wie bei der „filmart Giallo Edition“ wird man auf eine einheitliche Aufmachung achten (diesmal sind es blutrote Keepcases) und wieder ist ein Booklet dabei, welches vor interessanten Hintergründen und zeitgeschichtlicher Aufklärung geradezu verschlungen werden muss und besonders durch den Exkurs von Heiko Hartmann in Sachen Schnauzbart zur Pflichtlektüre gezählt werden sollte!

Der Film wird dank filmart erstmals ungeschnitten auf DVD veröffentlicht, wobei, wie mittlerweile üblich, die fehlenden Szenen lediglich untertitelt und nicht neu synchronisiert werden. Dafür gibt es sowieso Applaus und ich denke eine Synchro für so ein paar Szenen kostet ja auch Geld und wer weiß, wie das Ergebnis nachher klingt…da wähle ich lieber die untertitelte Variante. Übrigens…wer nicht im Labelforum schnüffeln möchte…der zweite Teil der „filmart Polizieschi Edition“ ist schon in der Mache und es ist…“Die Killermafia“ von Sergio Martino! *schwing*

Die Jungs von filmart haben einfach Stil und ich hoffe, dass hier (und bei den Gialli) viele großartige Veröffentlichungen folgen werden!

Aber nun zum Film…
Ein wenig erinnert „Die letzte Rechnung schreibt der Tod“ an „Die Kröte“, aber das darf ruhigen Gewissen als Kompliment aufgefasst werden und soll lediglich dazu dienen, dass der Leser jetzt entscheiden kann, ob das was für ihn ist oder nicht. Für mich ist es was. Der Beginn des Filmes ist definitiv überdurchschnittlich gut geraten! Die Beklemmung und Spannung, die während des Geiseldramas vermittelt wird, ist schon sehr intensiv. Die Handkamera sorgt dafür, dass man sich direkt im Geschehen wiederfindet und besonders die Verfolgungsjagd hat es in Sachen Action in sich. Lobt man in der Regel immer „French Connection“ für seine Verfolgungsjagd, ist das sicher berechtigt, aber wie die Alfa Romeos hier durch die Straßen flitzen, ausbrechen und sich wieder fangen, in Verbindung mit der grandiosen Kameraarbeit ist definitiv erste Sahne! Mittendrin statt nur dabei!

Die schauspielerische Leistung ist gut und die Charaktere werden ziemlich gut gezeichnet, was besonders auf den Kommissar, Walter und die hübsche Leila zutrifft.

Diese Enttäuschung in den Augen Leilas kann kein Mann verkraften, wenn er nicht gerade aus dem Stahl gegossen wurde, aus dem Walter gemacht ist. Aber auch die Komplizen sind alles andere als zimperlich und um an das Geld zu kommen, schreckt man auch nicht vor der altmodischen Variante des Waterboarding (=Kopf inne Wanne) oder Arschtritten (!!!) zurück.

Zum Gelingen des Films dürfte auch der Soundtrack beitragen, denn in den spannenden Szenen regiert ein schwere E-Gitarre, während andere Szenen genreübergreifend musikalisch untermalt werden. So erklingen klassisch-romantische Töne, Funk oder fetziger Siebziger-Jahre-Disco aus den Boxen, wie immer es die Situation erfordert. Für einen so abwechslungsreichen Soundtrack darf man ein großes Lob aussprechen!

Ein Lob gibt es auch wieder für filmart. Möge der Strom an grandiosen Veröffentlichungen niemals versiegen!

Was mir beim Anschauen aufgefallen ist: vor der großen Globalisierung wurden in den einzelnen Ländern Europas überwiegend die einheimischen Autos gefahren. Während man heute nur noch die gleichförmigen Autos aus den multinationalen Exportwerkstätten in Filmen sieht (egal, ob der Film in Indien, am Nordpol oder Wanne-Eickel spielt), erlebt man hier die italienischen Modelle hautnah. Ist doch irgendwie schön, wenn mich das an meinen Italienurlaub als kleiner Knirps erinnert, in dem ich ganz erstaunt über die Autos war, die es in Deutschland gar nicht gab. Ich sollte mich mal auf die Suche nach einem 70er-Jahre-Krimi aus dem Balkan machen…ist bestimmt spannend zu sehen, wie die Welt dort damals aussah. (chris)