REVIEW

FILM „CHERRY TREE LANE“ (Thriller)

Originaltitel: Cherry Tree Lane

Herstellungsland: Großbritanien

Erscheinungsjahr: 2011

Wertung: Geht so

Regie: Paul Andrew Williams

Darsteller: Rachel Blake, Jennie Jacques, Jumayn Hunter, Sonny Muslim, Tom Butcher

FSK: Keine Jugendfreigabe

Genre: Thriller

www.stoerkanal.de

 

Mit “The Cottage” hat Paul Andrew Williams bereits gute Referenzen als Filmemacher in seinem Lebenslauf stehen. Über Störkanal ist nun der Film CHERRY TREE LANE in Deutschland erschienen der 2010 in Großbritanien entstanden ist.

Der Streifen spielt in einem netten gutbürgerlichen Londoner Viertel. Die Szene beginnt in einem gemütlichen Haus in dem sich Abends die Eheleute Christine und Mike nach der täglichen Arbeit treffen um den alltäglichen Tagesablauf spürbar lustlos und gegenüber uninteressiert miteinander zu verbringen. Voller Desinteresse und einer immer plastischer werdenden Abneigung gegeneinander spürt der Zuschauer, dass die beiden nur noch eine Interessengemeinschaft als ein sich liebendes Ehepaar sind. Auch der kiffende Sohn hat den beiden den Rücken zugekehrt und wird erst später am Abend zurück erwartet.

Mitten in dieser „Idylle“ klingelt auf einmal die Haustür und ein unbekannter Jugendlicher fragt nach dem Sohn Sebastian, der aber nicht vor 21 Uhr zurück erwartet wird. Einige Minuten voller verbaler Köstlichkeiten später klingelt es erneut und als Christine die Tür öffnet wird sie von 3 jugendlichen Kids überwältigt, die kurzerhand ins Haus eindringen und Christine und Mike zusammenschlagen um sie in ihre Gewalt zu nehmen. Was nun folgt sind schier ewige Minuten an Szenen, die man eigentlich nicht zwingend für den Ablauf der Geschichte gebraucht hätte. Kühlschrank plündern, Bett austesten, das fremde Rasierwasser ausprobieren oder DVDs checken. Irgendwo zwischen diesen Szenen und den ebenso nicht immer interessanten Kleingesprächen zwischen den Kids untereinander aber auch mit den Geiseln kommt heraus, dass man es gar nicht auf die Eltern abgesehen hat, sondern dass der Sohnemann das Ziel sei, weil dieser sie wegen Drogenbesitzes bei der Polizei verpfiffen hat, was den Cousin eines Akteurs in den Knast gebracht hat. Da man das natürlich nicht auf sich sitzen lassen kann als cooler Jung-Gangster von heute will man nun Sebastian umbringen.

Es kommt wie es kommen musste, einer der Kids findet großes Gefallen an der gut in Form gebliebenen Mutter was kurze Zeit später zu einer Vergewaltigung führt, die man zum Glück nicht zu sehen, nur zu hören bekommt. All das bekommt Mike natürlich auch mit und als dann auch noch Sebastian nach Hause kommt und von den Kids in einem anderen Raum verschleppt und lauthals traktiert wird nutzt dieser die Chance und befreit sich von den Fesseln und macht sich auf, um der Familie in seinem eigenen kleinen Amoklauf zu helfen,…

All das Geschehen hätte man eigentlich locker in 45 Minuten unterbringen können. Paul Andrew Williams hat allerdings versucht die Szenerie in Punkto Hoffnungslosigkeit, Beklemmung und sozialkritischer Beleuchtung der Jugendszene zu intensivieren was in meinen Augen aber nur begrenzt geklappt hat. Für mich wirkt der Film über die entstandenen ca. 70 Minuten dadurch stark gestreckt und auf Filmniveau aufgebläht. Vergleichbare Filme wie FUNNY GAMES konnten da weitaus bessere Psychospielchen und vor allem auch Situationskomiken für den Zuschauer erzeugen und längere Spielzeiten entstehen lassen. Die Einordnung des Films in die Kategorie „Thriller“ zeigt zudem, dass sich alles eher auf Kopfebene abspielt was Gewalt angeht, all die vollführten Terrorszenen werden komplett ohne visuell härtere Effekte dargestellt, also für Gorehounds ist der Film wohl weniger was. Die Vergewaltigung wird nicht bildlich gezeigt, wie es sonst in der letzten Zeit in Mode gekommen ist, da bin ich aber auch nicht böse drum.

Ich hatte mir mehr von diesem Film erhofft, es muss ja nicht immer extrem blutig sein, oder spannend oder interessant aber zumindest eine dieser Eigenschaften würde einem Film schon gut tun und leider sind mir keine dieser beim schauen von CHERRY TREE LANE begegnet. Hat leider nicht meinen Nerv getroffen. (michi)

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