FEEDING FINGERS
„Against the roses“
(Melancoloic Dark Wave / Cold Wave)
Wertung: Gut+
VÖ: 11.12.2024
Label: Eigenproduktion
In schöner Regelmäßigkeit bringt die Band um Mastermind Justin Curfman wunderschön melancholische und leicht romantische Klangerlebnisse unters geneigte Volk. Mit „Against the roses“ liegt mittlerweile das vierte Album der Formation vor. Erneut besitzt das Album neben hymnischen Melodien und dem traurig-verführerischen Gesang intelligente Texte, die berühren oder das Nachdenken anregen. Seit ihrer Gründung in Atlanta, Georgia, hat sich die Band stetig weiterentwickelt. 2010 erfolgte der Umzug nach Europa, was FEEDING FINGERS in ein internationales Projekt verwandelte, mit wechselnden Mitgliedern aus den USA, Deutschland, Österreich und Italien. Sie haben sowohl Nordamerika als auch Europa bereist und Bühnen mit Künstlern wie IAMX, David J. (Bauhaus, Love & Rockets) und Nitzer Ebb geteilt – um nur einige zu nennen.
Wo soll man bei so einem Werk anfangen, welches die einzelnen Stücke perfekt auf dem Silbertablett drapiert, gleichwohl den ein oder anderen Höhepunkt grazil besonders betont und doch ist im Endeffekt das Ganze mehr als seine einzelnen Teile. Beginnend mit dem in sich verschachtelten „some nights we burn letters“ gelingt es, eine grazile Stimmung aufzubauen. Fast cineastisch eingeleitet, besticht der Song durch den hingebungsvollen Gesang, der sich über erhabene Harmoniebögen bewegt. Das folgende „Model lives and fallen Leaves“ könnte als philosophische Analogie verstanden werden oder als Warnung, wobei der Warner im Auge des Betrachters verschieden interpretierbar ist.
Achtet auf das animierte Musikvideo zu „Model Lives and Fallen Leaves“, bei dem Steven Lapcevic Regie führte (Gewinner des letztjährigen Pink Floyd-Animationswettbewerbs zum 50-jährigen Jubiläum von „The Dark Side of the Moon“). Steven leistet damit großartige Arbeit, die man nicht verpassen sollten. Die VÖ sollte bald erfolgen und ist nach „Blisters first“ eine weitere Zusammenarbeit der beiden Künstler.
„Of Moths and better Days“ ist ein romantisch-verspielter Song, der sich mit cureskem Charme langsam entwickelt. Ein wunderschöner Wave Song mit kleinen Dream Pop Anleihen. In die gleiche Kerbe schlägt „The Dream Has Its Place“, wobei der Gesang und die in Moll verharrende Melancholie noch tragischer daherkommt, auch Justin hat diesen Trauerflor in seiner Stimme integriert. Es ist im Endeffekt dieser betörende Kraftakt in der Stimme, welcher diesen Song juweliert, während im Hintergrund die Gitarren düster sägen.
Der Charme der Ruhe mit dem Windhauch der Dunkelheit durchschleicht auch das kurze Instrumental-Intermezzo „Rented Faces“, bevor es mit dem betörenden „The Weight Of Violence“ getragen und atmosphärisch weitergeht. Die leicht veränderte Stimme leitet eine gewisse Schräge ein, denn zum Ende hin, wirkt das Gesamtkonstrukt trotz aller Schönheit etwas experimenteller.
Fazit: Fast wäre man geneigt zu sagen: FEEDING FINGERS gelingt fast eine Melange aus „Faith“ und „Pornography“ mit ein wenig Shoegaze. Insgesamt ein gelungenes Werk zwischen Post Punk, Dark Wave und New Wave. (andreas)