REVIEW

DxBxSx „Kriegserklärung“ (Stoner Punk)

DxBxSx

„Kriegserklärung“
(Stoner Punk)

Wertung: gut

: 17.10.2014

Label: Elektrohasch

Webseite: Facebook, Homepage

Das Sabbathjahr ist zum Glück beinahe vorüber… und Mitte Oktober versüßen uns die Drei Berliner Strolche den temporären Trennungsschmerz mit ihre lange angedrohten EP. Für meinen Geschmack hätte das schon früher passieren dürfen, aber ich habe mich die langen Monate mit den Alben und einigen Bootlegs der Band bei geistiger Gesundheit erhalten.

Das schöne 180g Vinyl dreht auf 45 und zeigt, auf was die Jungs Bock haben: Musik zu machen. Dazu hat man sich fünf Songs ausgesucht, deren Essenz man in echter DxBxSx-Manier in die Zigarette bröselt, inhaliert, wieder aushustet und wir dürfen uns nun an dem Dampf laben.

Die Band eröffnet mit „Kriegserklärung“ den bunten Reigen… „Kriegserklärung“ ist eine Version vom BEASTIE BOYS-Smashhit „Sabotage“ und DxBxSx drehen das Ding so richtig schön durch den Wolf; es ist immer noch groovig und tönt so richtig schön nach der Band.

Auch ich habe Toms Stimme des öfteren mit der von Rio Reiser verglichen… aber da ich definitiv nicht der Einzige war, hat man sich des Königs von Deutschland angenommen und „Alles Lüge“ eine Frischzellenkur verpasst, bei der Rio posthum Applaus spendiert. Lustiger Weise klingt Tom hier nicht so sehr nach Rio Reiser, wie bei anderen Stücken, aber das mag auch daran liegen, dass ich DxBxSx schon tausendmal häufiger gehört habe als den ollen Rio und Rio nun für mich klingt wie Tom. Macht irgendwie Sinn für mich.

Die ersten beiden Tracks sind definitiv nicht weniger als gut, aber mit „Die Nadel“ setzt man das erste Ausrufezeichen: „Cold Turkey“ von der PLASTIC YOKO BAND wird eindrucksvoll eingedeutscht und fühlt sich in allen Belangen wie ein ursprünglicher DxBxSx-Song an, vor allem, was den Text und den Gesang angeht. Besser hätte man den Text nicht übertragen können und der Song passt einwandfrei ins Portfolio auch oder weil es thematisch harter Tobak ist (Lennon sang von seinem kalten Entzug).

Das nächste Highlight ist dann der „Bullencalypso“ der ostdeutschen Blueslegende FREYGANG, die schon während der DDR-Zeiten den Blues als Waffe („Der Blues muss bewaffnet sein, sonst glaubt dir kein Schwein“) verstanden haben. Was folgte, kann man sich denken: Auftrittsverbote und andere Schikanen… „Bullencalypso“ stammt aus der späteren Phase (2001, wenn ich richtig recherchiert habe) und ist ein ziemlich geiler Song, der mich sehr neugierig auf die Band macht. Textlich ist Thema „Polizei“ sehr intelligent aufgemacht… mal etwas anderes zu diesem Thema.

Und dann, meine Damen und Herren… „Isses nicht geil“. Ja, isses. Ich kann mich noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, als ich den Song von DxBxSx auf dem Rotormania das erste Mal gehört habe. Im Set der Bengel war das stimmungstechnisch ein kleiner Break, aber von diesem Stück Musik geht eine Magie aus, die nicht wirklich schön ist. Ich kenne wenige Lieder, die mich durch den Text so runterbringen, wie es die deutsche „Bearbeitung“ schafft, denn es scheint mir eine Bukowski-hafte Verlierergeschichte par excellance zu sein, vorgetragen mit klagender Gitarre und einer Stimmung, die nach Gosse klingt. Das Original stammt von der Band ROCKET FROM THE TOMBS, aber auch GUNS N′ ROSES haben sich mal daran versucht… aber scheißt drauf: hier findet ihr die wahre Version. Brutal, ehrlich, abgefuckt und wenn die Band zum Schluss mal richtig aufdreht, ist das der finale Gnadenstoß.

Jaja, Objektivität, DxBxSx und ich… ich liebe die Band, was mich aber nicht davon abhalten würde, ehrlich mit ihrer Veröffentlichung umzugehen; allerdings kann ich hier nicht meckern… mal von der Tatsache abgesehen, dass die Vorgängeralben im musikalischen Bereich etwas mehr Schmackes aufweisen, aber das dürfte wohl den Vorlagen geschuldet sein. Aber vielleicht habe ich auch nur die legen… moment, gleich kommts… dären Liveauftritte im Hinterkopf, bei denen man die Band als fleischgewordenes Adrenalin bestaunen kann und Timo (b) noch immer wie eine Mischung aus Geezer Butler und Cliff Burton (scheiße, jetzt klaue ich sogar schon bei mir selbst) wirkt und Steven (d)… ja, Steven zuzuschauen, wie er das Kit verdrischt ist so ziemlich das Geilste überhaupt. Mehr Energie hatte wahrscheinlich nur Animal (MUPPETS) oder John Bonham (LED ZEPPELIN)… aber ich schweife ab.

Wer sich trösten muss, dass er die Bande bereits neuneinhalb Monate nicht live sehen konnte bzw. noch bis zum Ende des verfluchten Sabbathjahres darauf warten muss, greift hier sowieso zu und bekommt eine musikalische Wundertüte mit grandiosen Bearbeitungen englischer und gut gewählter deutschsprachiger Songs.

Ach ja: das ganze gibt es auf Vinyl inkl. Downloadcode. Machen! (chris)