EMPFEHLUNG, REVIEW

DOPPELGÄNGER „Whispers Behind The Heaven Trees“ (Goth Rock/Shoegaze)

DOPPELGÄNGER

„Whispers Behind The Heaven Trees“
(Goth Rock/Shoegaze)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 15.09.2013

Label: Nightingale Moon Records

Webseite: https://www.facebook.com/DoppelgangeR.ru

DoppelgängeR sind eine der ältesten russischen Goth Rock Bands (gegründet 1994) und veröffentlichen nun bereits ihr 7. Full Length Album. Aktuell besteht die Band aus dem Duo Dimitry Flo (Vocals, Bass) und Gitarristin Black CaT .Musikalisch wählen die Moskauer die rohe Version des Genres, flirrende Gitarren, leicht angeraute, klare männliche Vocals, treibende Bässe. Dazu gesellt sich eine verführerische synthetische Note, welche zu weilen auch mal in poppige Melodielinien führt.

Mit Humor gewürzter, schräger Goth’n’Roll kommt bei „Mr. Drunkenstein“ zum Vorschein. Bei „Dead in to vomit street“ gelingt es dunkle Strukturen rockig zu inszenieren und unterschwellig eine 80er Jahre Pop Melodie mit schwirrenden Synths einfliessen zu lassen. Soundtrackartig und mit tragischer Note versehen vergießt „She goes far beyond the Tree“ bittersüße Tränen. In die betrübte Atmosphäre schleicht sich ein flächiger Keysound, der hier nur dezent von Saiten durchsetzt ist. Ganz anders bei treibenden Songs wie „Hermes the Keeper“ oder „Behind the heaven Trees“, welche klar vom polyphonen Riffing mit Flanger Effekten geführt werden. So entsteht der Eindruck den 80er Dark Wave mit einer Prise Noise zu verfeinern. Wunderschöne Melancholie verbreitet, dass in ruhiger Harmonie glänzende „green slavery“ . Hier kommen am deutlichsten Vergleiche mit Jesus and Mary Chain Anfang der 90er zum Vorschein. Ansonsten dürfte die Psycho Candy Phase als Inspirationsquelle gedient haben. Teilweise erinnert die rockige Ausrichtung auch ein wenig an Rose of Avalanche oder frühen 69 Eyes. Die sphärischen, dezent episch ausgebreiteten Soundstrukten lassen zudem alte 4AD Zeiten aufleben. Es ist bewundernswert, wie es der Band gelingt Spannungen aufzubauen und immer wieder Songs von tiefgreifender Schwermut („Widow“) in die treibende Gesamtstimmung zu integrieren. Einer der Höhepunkte ist sicherlich das fast 8 minütige „absinthe’s victim“. Knarzende Saiten treffen auf Hammond Orgel, verführerische Melodie trifft auf morbide Soundstruktur. Eine sakrale Elegie schleicht sich unter den wärmenden Wall of Sound. Der Song schwebt nebulös zwischen surrealen Klängen und Momenten der Ruhe. Sänger Dimitry Flo läßt sein Timbre ein wenig vibrieren und klingt dadurch gefühlvoll leidend. Der poetische Text ist dann nur die letzte Konsequenz eines betörenden Songs.

Am Besten kann man die Band wohl so beschreiben: 1986 wären sie mit Sicherheit auf der berühmten C-86 Compilation von Rough Trade vertreten gewesen. Heute würde man sie neben dem Genre Goth Rock wohl am Ehesten in die Shoegaze Schublade stecken. Auf jedem Fall ist den Russen ein großartiges Album gelungen, dessen Facettenreichtum sowohl für DJ’s als auch für den verträumten Gothic genügend Höhepunkte aufweist. (andreas)

Hörproben: http://doppelganger-ru.bandcamp.com/