REVIEW

DÈESSE „Déesse (EP)“ (80’s Wave Rock)

DÈESSE

„Déesse“
(80’s Wave Rock)

Wertung: Gut

VÖ: 25.01.2013

Label: AF-Music

Webseite: https://soundcloud.com/deesse

Es ist immer wieder etwas besonderes, ein rundes Stück Vinyl in den Händen und auf dem Plattenteller zu haben. Man baut praktisch bereits vor dem Hören eine Beziehung zum Produkt auf. Das Auflegen wird zur haptisch ritualisierten Handlung.

Lassen wir nun das wichtigste Sinnesorgan für den geneigten Musikkonsumenten zu Wort kommen. Was bieten uns die vier Schweizer auf dieser 6-Track EP? Frei nach dem Motto „Gegenwart und Zukunft ist ohne Vergangenheit nicht denkbar“ begeistert das Werk mit einer nostalgischen Note, welche sich zwischen Wave Pop und Dark Wave in den 80ern verwurzelt. Wie zur Bestätigung gibt es unter den Songs auch eine Cover Version aus dieser Zeit. Der Hit von Cutting Crew „(i just) died in your Arms“ wird in ein dunkel-melancholisches Kleid gewandt.

Von Beginn an glänzt das Werk durch seine durchdringende Atmosphäre. Bedrückend dunkel-kühle Soundkreationen vergehen sich in Melodielinien und Sänger Matias Moulin glänzt mit klaren Timbre dessen unterschwellig integrierter rauher Unterton den Texten den nötigen Drive verleiht. Aber auch der Transport des Leidenden gelingt im Opener „manual“ perfekt. Musikalisch erinnert man hier ein wenig an späte Siglo XX und betört mit der Ambivalenz zwischen Cold Wave und harmonisierenden Hooklines. Teils werden die betörenden Sequenzen auch mit krachig-knarzenden Saitensound versehen, wie im druckvolleren „changeless“. Dagegen erklingt „Lost“ sanftmütig und mit bittersüßer Melancholie versehen. Eine charmant daherkommende Ballade mit minimaler instrumentaler Unterstützung. Zum Ende hin dürfen dann die Gitarren einen knarzenden Sound verbreiten, der sich auch bei „Closer“ manifestiert.

Den Schweizern gelingt der Balanceakt zwischen Nostalgie und Moderne. Ihr klagender Sound kommt mal verträumt unterkühlt, mal im rockigeren Joy Division Gewand daher. Das Gesamtkonstrukt ist trotz verzerrter Gitarren im ruhigeren Milieu zu Hause. Nicht ungewöhnlich, dass Déesse vor kurzer Zeit Peter Murphy supporten durften.

Neben den Kauf der Schallplatte gibt es natürlich die jeweiligen Download Möglichkeiten. (andreas)