EMPFEHLUNG, REVIEW

DE PROFUNDIS „The Corruption of Virtue“ (Death Metal / Progressive Death Metal)

DE PROFUNDIS

„The Corruption of Virtue“
(Death Metal / Progressive Death Meta)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 07.10.2022

Label: Transcending Obscurity Records

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

Die Britten DE PROFUNDIS hauen mit „The Corruption of Virtue“ ihr mittlerweile sechstes Studioalbum auf den Markt. Das Ganze passiert, wie der Vorgänger „The Blinding Light Of Faith“, wieder über das Label Transcending Obscurity Records. Seitdem DE PROFUNDIS mit besagtem Vorgänger zu Transcending gewechselt sind, hat sich nicht nur die Optik des Logos verändert, sondern gleichermaßen auch die Soundausrichtung der Band. Wurde zuvor eine Mixtur aus atmosphärischem Death mit progressiven Einschüben und vielen Black Metal-Passagen gespielt, setzt man nun vermehrt auf Death Metal. Die progressiven Anteile im Stil sind weiterhin vorhanden und machen das Gehörte interessant und abwechslungsreich.

Doch genug mit den Rückblicken, wenden wir uns dem aktuellen Album zu.
Was direkt zum Anfang auffällt sind die singenden klänge des Basses. Fretless. Geil! Hat mich persönlich ja sofort. Auch die Spielweise kommt mir gleich sehr bekannt vor, da sie an viele moderne Prog-Death und Tech-Death-Formationen erinnert. Da kommen mir sofort BEYOND CREATION in den kopf oder BROUGHT BY PAIN, FIRST FRAGMENT und ähnliche Fraktionen. Kein Wunder, denn in diesen Formationen spielen zumeist dieselben Basser oder drücken sich die Klinke in die Hand. Auch der Basser von DE PROFUNDIS, Steve Woodcock, ist in diesen Gefilden des verspielten Metals kein unbeschriebenes Blatt, hat er doch bereits für CYNIC auf der Bühne gestanden oder für THE HAARP MACHINE am Bass gewirkt.

Es ist die erste Veröffentlichung für Woodcock mit DE PROFUNDIS. Akzentuiertes Bassspiel, welches ebenso hervorragend einen druckvollen Teppich zu bilden vermag, sowie auch kurzzeitig Melodieführungen übernehmen kann, ist schon von jeher Bestandteil von DE PROFUNDIS. Es wurde mit Woodcock also ein absolut passendes neues Mitglied akquiriert. Im Zusammenspiel mit den Gitarren bildet alles ein Grinsen-ins-Gesicht zauberndes Gebilde. Die Gitarren spielen schnell durchlaufende Riffs genauso, wie sie frickelige Parts einbauen. Alles wirkt aggressiv und authentisch. Es ist Death Metal, wie Death Metal sein sollte, geht nach vorne, nimmt mit, regt zum Headbangen an. Und dann kommen melodiöse Soli, welche hervorragend in die Songs passen und diese aufwerten. Mal kürzer, mal etwas ausgebauter.

Die Vocals von Craig Land sind rau und kratzig, reichen von bellend über teils old schoolig hin zu typischen Tech-Death Vocals und können schnell und präzise sein. In langsameren Passagen erinnern sie mich sogar etwas an DEMONICAL beim Album „Darkness Unbound“. Die Rhythmik fügt sich ein, ergänzt und wirkt nicht störend oder bricht den Fluss der Instrumente. Es klingt bestimmt und wild. Das Schlagwerk knüppelt übel vorwärts, obwohl es im Vergleich zur Saitenfraktion eher längere, gleichbleibende Lines verfolgt, was gespickt mit gut platzierten Bridges dieser jedoch zu Gute kommt. Für meinen Geschmack geht die Bassdrum leider etwas unter und könnte mehr Biss vertragen, und damit den Songs mehr Fülle und Druck verschaffen.

So schön ich die Progressivität der Songs auch finde, so muss ich doch auch sagen, dass es gelegentlich mal vorkommt, dass es an Schmackes fehlt und dadurch die Gefahr aufkommt, dass Längen im Album entstehen. Songs wie „Weaponised Rape“ oder „Embrace Dystopia“ packen einen anderseits genau dann wieder mit sehr interessant gestalteten Instrumentalparts, in denen das Zusammenspiel von Gitarren, Bass und Schlagzeug sofort die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich zu ziehen im Stande sind. Solche ear catching Parts setzen DE PROFUNDIS gekonnt ein, was dazu führt, dass sie den Hörer auch nicht in etwaigen Längen verlieren und man dadurch das Album sehr gerne und aufmerksam bis zum Schluss hört.

Der Song des Albums ist für mich eindeutig „Scapegoat“. Abwechslungsreich, treibend, aggressiv. Schön gesetzte Instrumetalbridges, interessante Songstruktur und gut platzierte Wechsel der Geschwindigkeiten. Sehr schön.

Das Album setzt sich aus verschiedenen Genreinteressen der Protagonisten zusammen und fügt sich zu einem Hybriden, der zu überzeugen weiß und mit hoher Musikalität gespickt ist. „The Corruption of Virtue“ wird bei mir definitiv des Öfteren laufen, da mich die Ausflüge in Instrumentalbridges nachhaltig erfreuen und die Mixtur aus modern und old school bei mir offene Türen einrennt. Ein gelungenes Album. Daumen hoch. (yves)