EMPFEHLUNG, REVIEW

COFFIN FEEDER „Over The Top“ (Death Grind / Deathcore)

COFFIN FEEDER

„Over The Top“
(Death Grind / Deathcore)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 30.11.2022

Label: Eigenproduktion

Webseite: Homepage / FB / BC / Instagram

Sven de Caluwé. Dieser Name sollte jedem, der im Death Metal, Death Grind oder Deathcore zuhause ist ein Begriff sein, und zwar von der Death Metal-Institution ABORTED. Wer sich noch etwas tiefer im Thema befindet weiß auch, dass dies nicht die einzige Band ist, in der er seine Stimme ins Mikro hetzt. Da gibt es noch Namen wie SYSTEM DIVIDE oder neuerdings FETAL BLOOD EAGLE, welche sich 2021 gründeten. Doch das scheint nicht genug zu sein, denn ebenfalls 2021 gründete Sven De Caluwé mit Mitgliedern der Grind-Band LENG TCH’E und der Goofy Metalcore-Band FLEDDY MELCULY die Formation COFFIN FEEDER und veröffentlichte im Jahr 2022 mit dieser Band sogar gleich zwei EPs. Zu Beginn des Jahres 2022 wurde die EP „Stereo Homicide“ veröffentlicht, in der die Thematik auf Serienmördern lag. Schon diese EP hatte mich hellhörig werden lassen und wusste zu überzeugen. Hier soll es nun aber um die letzte veröffentlichte dieser beiden EPs gehen, welche den Namen „Over The Top“ trägt.

Wenn nicht schon der Titel der EP verrät, wo die Thematik diesmal liegt, tut es das Artworkcover aber definitiv und unbestreitbar! Genau! Es ist eine Hommage an die guten alten Knallerfilme der 80er und 90er Jahre. Dan Goldsworthy, welcher das Artwork erschuff, hat nach eigenen Angaben ganze 40 Filmreferenzen in dieses Kunstwerk verbaut. So sind unter anderem Filme wie Terminator, Stirb langsam, Kevin allein zu Haus, Gremlins, Rambo, Zurück in die Zukunft oder Predator verewigt, um nur einige wenige zu nennen. Das für mich Grandiose an diesem Artwork ist zusätzlich die Tatsache, dass sich die einzelnen Filminterpreten hier gegenseitig zu vernichten ersuchen und ein 80er Jahre Splatterfilmplakat-Style erschaffen wird. Das Cover verrät demnach direkt, was einen erwartet. Und zwar direkt und volles Brett die Faust in die Magengrube, dass man durchbohrt bis zum Ellenbogen des Feindes auf dessen Arm baumelnd den letzten Atemzug nimmt.

Gestartet wird die EP mit dem Song „Dead or Alive“ und einem Filmzitat des Films Robocop. Sobald dieses Zitat abgeschlossen ist, wird einem ein Instrumentalmonsun ins Gesicht gefegt, um kurz darauf einen fiesen, gezogen Grunzer hinterherzuschießen. Und schon ist man mittendrin. Eine interessante Mischung aus Death Metal, Death Grind und Deathcore wird hier gekonnt serviert. Schöne Wechsel von Rhythmik, gut gesetzte Übergänge der einzelnen Riffs und Songpassagen, vocaltechnische Abwechslung von Grows und Screams, bis nach einem erneuten Robocop-Zitat der ganze Song ins Slammige driftet und sogar ein leichtes „BREEE EEEE EEE EEE“ eingebaut wird. Gut, der Slampart ist nicht unbedingt das Steckenpferd der Band, aber irgendwie empfinde ich es dennoch als einen guten Einfall zum Abschließen des Songs. Passend zum Thema gibt es zu diesem Song ein Musikvideo im 8-bit Gameing-Style, welches einfach nur sehenswert ist
Die weiteren Songs setzen genau dort an, wo der erste aufhörte. Handwerklich nicht nur echt gut geschriebene und eingespielte bzw. eingesungene Songs, sondern wirklich spürbarer Spaß an diesem Projekt. Die ganze EP dauert gerade mal etwas über 12 Minuten bei 4 Songs, was eine rechnerische Durchschnittslänge von 3 Minuten pro Song bedeutet, aber keine Sekunde dieser 12 Minuten wirkt irgendwie unkoordiniert oder als wäre sie eine Füllsequenz. Alles sitzt an Ort und Stelle und am Ende der EP denkt man sich nur so „Wahnsinn, wie das geballert hat.“, und hört sie direkt ein zweites Mal, wobei man definitiv neue Raffinessen entdecken wird. Eine EP, an der ich mich persönlich nicht so schnell satthören werde.

Die Gründung dieses Bandprojektes tut den Mitgliedern merkbar gut und das spiegelt sich in dieser EP absolut wider. Technisch, grindig, coreig, fies, kompromisslos und frisch. Genau das, was über die Jahre in den Hauptbands der einzelnen Musiker etwas verloren ging. COFFIN FEEDER ist eine Band, die sich selbst nicht so ernst nimmt, aber die definitiv in der Scene ernst zu nehmen ist. Ich bin gespannt auf zukünftige Veröffentlichungen.