REVIEW

CITY AT DARK „City At Dark“ (Dark-Artpop/New (Cold)Wave)

CITY AT DARK

„City At Dark“
(Dark-Artpop/New (Cold)Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 08.11.2019

Label: Snowhite Records

Webseite: Facebook

CITY AT DARK besteht aus der Wiener Künstlerin Laura Landergott und dem aus Tel Aviv stammenden Gitarristen Yair Karelic, welche unter dem Namen RÃN bereits 2017 eine erste EP rausbrachten. Ihr Sound ist eine Melange aus Post-Punk, kunstvoll arrangiertem Psychedelic Wave, verführerischem Cold Wave und manchmal minimalistisch angehauchter, latent kühler Ästhetik.

Der Opener „Tidal Wave“ bewegt sich zwischen verträumtem Art-Pop und leicht krachigen Shoegaze-Extravaganzen, während das treibende „One by One“ an eine Kreuzung von Bauhaus und Killing Joke erinnert. Verführerischer weiblicher Dunkel-Gesang, eingebettet in eine druckvolle Komposition, wobei die temporär abgehakte Melodielinie zwischen Romantik und atemloser Exkursion durch die Düster Diskos der 80er hin und her pendelt.

„Goddess“ senkt das Tempo wieder und auch „Trash“ fischt eher in ruhigeren Gewässern. Das Ganze klingt in seiner leicht destruktiven Atmosphäre wie die Beschreibung einer ruinösen, verlassenen Stadtarchitektur in der Dämmerung. Das düster-balladeske „Freeway“ klingt als wäre es von Cave’s „Murder Ballads“ entnommen, einmal durch den Fleischwolf geschreddert, um hernach feinsinnig und detailreich wieder zusammengefügt zu werden. Das mantrische „Disastrous Mistress“ lässt betörende Gesänge über einer samt-krachigen und sphärischen Untergrund spazieren. Leicht 70ies angehauchter Joint-Pop mit hier verführerischer LSD-Note. Teilweise erinnern die experimentellen Klangspielereien ein wenig an Neubauten, besonders zum Ende hin, wenn sich nach und nach das wild-rohe an die Oberfläche spielt. Ruhig und verträumt mit Nick Cave’scher Eleganz schlängelt sich „That’s was you are“ durch die einsame Prärie. Zum Schluss gibt man mit „Belly of the moonlight“ noch eine verträumt-elegante Duettvariante der beiden Protagonisten zum besten, wobei „Yair“ ein wenig an Frank Z. von Abwärts erinnert.

Fazit: Das Duo spielt eine explosive Mischung aus poppigen Versatzstücken, galantem Artpop und verführerischem New Wave. Im Gesamtkontext hängen bleibt eine melancholische Grundstimmung, aber auch diese mit Vehemenz dargebotene Schrägheit, welche fast sanft die Songs in eine Orgie des Krachs transportiert, um sie später auf die Pfaden der Harmonie zu führen. Diese Schizophrenie ist das glänzende Vermächtnis dieses in allen Belangen dem liebäugelnden Ohr des Independent gehorchenden Knallbonbons. (andreas)