Nun denn… liebe Freunde…
Ich kann mich an kein Jahr erinnern, in welchem Musik mich, meine Gedanken und Gefühle inhaltlich so intensiv abgeholt hat wie 2019…
Ursprünglich 15 Platten habe ich jetzt auf 12 eingestampft…
Die Plätze 12 bis 9 seien hier an dieser Stelle genannt, weil sie mich musikalisch überzeugt haben und ich es nicht über’s Herz brächte, sie auszulassen. 2019 war ein starkes Jahr, was Alben betrifft und nur, weil die Platten hier die ersten aufgeführten sind, würden sie in manch anderem vergangenen Jahr möglicherweise bis in die vordersten Plätze vordringen.
12: Idle Hands „Mana“
11: Raised Fist „Anthems“
10: Villagers of Ioannina City „Age of Aquarius“
9: Foals „Everything Not Saved Will Be Lost Part I & II“
Nun denn:
Platz 8: Hexvessel „All Tree“
Das, was hier aus traditioneller Lyrik zusammen mit den Texten von McNerney entsteht und durch wundervolle folkloristische Musik untermalt wird, ist ein toller Soundtrack für jede Jahreszeit und nahezu jede Gelegenheit. Der Gesang ist nicht von dieser Welt, das gesamte Album einfach traumhaft schön.
Platz 7: Neander „Neander“
Eigentlich holt mich rein instrumentale Musik nicht ab. Hier ist es jedoch anders. Vielleicht, weil Gitarre Nummer Drei eine eigene Geschichte erzählt. Zwischen Doom Metal und Black Raserei bricht sich dieses Monstrum an Sound mantraartig durch die Lautsprecher. Unbedingt hören und am Besten auch mal live genießen.
Platz 6: Cult of Luna „A Dawn to Fear“
8 Songs, alle um die 10 Minuten lang, um die best mögliche Intensität herzustellen, die das Medium Album (CD, Platte, Download – your choice) bietet.
Wie bei Neander, wird die Wiederholung auch bei CoL zelebriert; der staubtrockene Gesang macht die Wut und Verzweiflung greifbar und es dem Hörer schwer, sich beim Treibenlassen an irgendetwas fest zuhalten.
Platz 5: Korn „The Nothing“
Eigentlich habe ich Korn immer links liegen gelassen, die Hits gefeiert und andere Bands dem Schaffen der Amis vorgezogen; in diesem Jahr lässt mich die Atmosphäre auf dieser Platte jedoch nicht unbeeindruckt und im Kontext der privaten Tragödie die Jonathan Davis zuletzt erlebt hat, macht die ständige Verzweiflung in seinem Gesang unendlich viel Sinn; kein Klischee, just fucking life.
Platz 4: The National „I’m easy to find“
Es ist ein wahres Wunder, was The National können; nämlich einfach alles; hier wird in völliger Ruhe eine Tiefe und Gelassenheit im Sound ausgebreitet, dass es manch harter Doom Band die Tränen in die Augen treibt; nie langweilig, schaffen es die Dessner Brüder immer überraschende Sounds auszugraben und diese in wunderschöne Indie Rock/Pop Hits zu verwandeln; ob die teils traurigen, teils hoffnungsvollen und auch mal wütenden Texte ihre Magie auch ohne Matt Berninger entfalten könnten, sei an dieser Stelle stark bezweifelt; der Bariton nimmt den Hörer seit Bestehen der Band mit in die dunkelsten Ecken seiner Seele, nur um ihn direkt im Anschluss im gleißenden Sonnenlicht wieder rauszuwerfen…
Dass hier zusätzlich mit fantastischen Gastsängerinnen gearbeitet wird und es einen tollen Kurzfilm zum Album gibt, ist die Kirsche auf der Sahne.
Platz 3: Pascow „Jade“
Eine Top Album Liste von mir, ohne deutschsprachige Band? Unvorstellbar! Jedes Wort auf diesem Album ist in seiner Intensität und Wucht ein Schlag in die Fresse; mit Schlagring; und in Säure gebadet;
Punk in völliger Perfektion, kritisch und mit deutlichem Mittelfinger an die Punk Polizei… Jeder Satz wäre ein Tattoo wert; an diesem Ding wird sich Deutsch Punk noch lange messen müssen… zumindest in meiner Welt…
Platz 2: Defeater „Defeater“
Puh, ich weiß, was ihr sagen wollt… die waren früher besser und intensiver und überhaupt und bla bla bla… kenn ich alle, die Geschichten, hab ich über viele Bands auch schon erzählt…
Ich habe Defeater erst in diesem Jahr mit ihrem neuen Album kennengelernt und musste mich in die Geschichte hier erst reinhören; hat man das jedoch gemacht, dann öffnet sich eine Welt voller Schmerz und Wut, Verzweiflung und Trauer, voll Einsamkeit und einer bedrückenden Kindheit…
Defeater erzählen die Geschichte einer Familie aus der Arbeiterklasse in der Nachkriegszeit. Auf den vergangenen Platten immer aus der Perspektive jeweils einer, von Album zu Album wechselnden, festen Person, auf vorliegendem Album wechselt diese Perspektive jedoch häufig;
Parallelen zum eigenen Leben finden sich ausreichend und leider immer wieder.
Auch wenn früher alles direkter auf dem (Post-)Hardcore Punkt gekommen ist, bin ich völlig begeistert von dieser Platte und dieser Band…
Platz 1: Leprous „Pitfalls“
Ich sitze hier und bekomme, während ich nochmal diese Platte für diese Liste höre, direkt wieder Gänsehaut;
kein Metal, ok… i don’t give a shit…
Das hier ist düsterer als all euer Black/Doom/Gothic/Death/Whatever Metal zusammen;
Einar Solberg nimmt uns mit durch seine Depression und ich erkenne mich, mein Leben und Denken in so vielen Momenten wieder, dass es nah an unerträglich ist; nie aufgesetzt, für Freunde von Muse oder Dredg eine wahre Offenbarung; Zieht eure enge Stirn auseinander und gebt der Platte eine Chance… Ihr werdet es nicht bereuen.
Außer Konkurrenz: T O O L „Fear Inoculum“
Das wäre ja in der Tat nicht fair, wenn sich jemand an dieser Band messen müsste. Zumal sich mit der Zeit zeigen wird, dass „Fear Inoculum“ das beste Tool Album ever ist. Also das Beste Album der besten Band der Welt… Fantastisch! Nichts sonst. Konsequent in allem, von Dauer der Entstehung bis zur physischen Veröffentlichung. Entweder ihr wisst, was ich meine, oder ich kann euch nicht helfen…
„Denn zur Hölle werden wir alle gehen,
und nur meinem Tod schulde ich ein Leben!“
(Pascow – Unter Geiern)