REVIEW

ASP „Verfallen Folge 1: Astoria“ (Gothic Novel Rock)

ASPASP

„Verfallen Folge 1: Astoria“
(Gothic Novel Rock)

Wertung: Gut

VÖ: 16.10.2015

Label: Trisol

Webseite: Homepage / Facebook

Auch wenn ASP hier, beim mittlerweile 9ten Album in der 16-jährigen Bandgeschichte, erneut ein qualitativ gelungenes Werk veröffentlicht, ist mir der Zugang nicht leicht gefallen. Die Geschichte, welche sich um die Mythen und Geschichten des 1915 in Leipzig erbauten Hotel Astoria dreht und inspiriert wurde von einer exklusiv verfassten Kurzgeschichte namens „Das Fleisch der Vielen“ von Erfolgsautor Kai Meyer, fand nicht komplikationslos die Eingangstür zum Inneren des Kopfes. Eine Gothic Novel, alles gut gemacht, sicherlich, aber der Hörer steht vor der Komplexität des Werkes erstmal sprachlos da. Die Geschichte muss gefallen, die Vertonung muss stimmen, die Handlungsstränge müssen passen usw. Hier wäre ich gerne einfach Konsument, als Rezensent bleibt es schwierig, zwischen Gesamtkonstrukt, einzelnen Songs, Sinn, Sprache usw. eine Linie zu kreieren, um halbwegs eine verstehbare Rezension zu erschaffen.

Nun gut, Vorhang auf mit „Himmel und Hölle (Kreuzweg)“, ein knallbunter Opener voller typisch ASPer Klangstrukturen. Das „Spring“ im Refrain ist das perfekte Konstrukt für Konzerte und zusätzlich befriedigt man das Harmoniebedürfnis der Fans. Wesentlich getragener geht es im tragischen Auszugssong „Mach’s gut, Berlin“ zu. ASP wird zum Erzähler, dessen Beschreibung hier von Berlin gen Leipzig eine beginnende Reiseroute mit Vergangenheitsbewältigung kombiniert. Geschickt wird man in das frühe 20te Jahrhundert geführt und und nimmt an der Aufbruchstimmung des Protagonisten teil.

Auch musikalisch gibt es manche Zeitreisen (Max Raabe lässt grüßen), so überraschen die Tango Klänge in „Zwischentöne: Lift“ und „Loreley“, während das Akkordeon in „Zwischentöne: Ich nenne mich Paul“ ein wenig in Richtung Varieté tendiert. Hernach gibt es ruhige Akustikgitarre-Unterstützung zur Erzählung mit „Zwischentöne: Baukörper“. „Begeistert (Ich bin unsichtbar)“ ist ein druckvoller Song mit straighten Riffs und verspielter Elektronik und einem betörenden Refrain. Mit dem Titelsong werden die Songs härter, auch der Text passt sich der energetischeren Darbietung mehr und mehr an. Poeske Mystik trifft Pathos trifft Grusel. Mit „Souvenir, Souvenir“ hat man auch noch einen Hit in petto, der in typisch ASP-Manier Melodie und Dramatik verbindet.

Fazit: Ein buntes Potpourri an Klangwelten, eine interessante Geschichte samt Cliffhanger zum Ende, der Lust auf Teil 2 macht. Trotzdem gefiel mir der „Fremder“ Zyklus besser, dieser wird übrigens nach dem zweitem Teil von „Verfallen“ fortgesetzt.

Erhältlich auch als limitierte 2CD Edition im opulenten Hardcover-Buch im Querformat (ca. 19,5 x 14,3 cm) mit einzigartigen, schaurig-schönen Bildwelten von Joachim Luetke, allen Albumtexten und der speziell für dieses Projekt geschaffenen Horrorstory „Das Fleisch der Vielen“ von Erfolgsautor Kai Meyer. (andreas)