REVIEW

ASH CODE „Posthuman“ (Electro Wave)

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„Posthuman“
(Electro Wave)

Wertung: Gut+

VÖ: 27.02.2016

Label: Swiss Dark Nights

Webseite: Facebook / Bandcamp

Die Verschmelzung von Post Punk und analogen Synths, das beherrschen die Italiener perfekt. Die gesamte Ausstaffierung dann als düsteren Exkurs zwischen 80ern und Moderne zu platzieren gelingt. Reichlich Hall, verspielte Melodien, schräge Latenz und ein Gefühl für durchdringende Energie im Keller des Waves.

Die Koexistenz zwischen Minimalismus und durchdringenden Songstrukturen, deren latenter Halt durchaus im frühen EBM gefunden wird. Das Gesamtbild ist von einer dichten Atmosphäre überzogen, so wie Spinnweben sich über die Eleganz der Schönheit lancieren. Der Opener „It’s Time to Face the Abyss“ ist beseelt von einer Dunkelheit und glänzt im Hintergrund mit harmonischen Melodie. Textlich handelt es von einem einen Mann, der nach Jahren hinter einem Fernsehschirm aufwacht. Der Gesang tief und dunkel, mit einer verschmitzten Note an Tragik, ohne zu sehr der Schwermut einen schwarzgallischen Gruß zu unterbreiten, eher ist es ein von gradueller Energie besetzter Düstersong. „Nite rite“ erlebt den Minimalismus auch in der Wiederholung einer Zeile, während es zischt und Tempiwechsel überraschen. Dazwischen der betörende Gesang, der sich mit Unterkühltheit ummantelt, welche die Gänsehaut tanzen lässt. Und das, im Wahrsten Sinne des Wortes.

https://www.youtube.com/watch?v=BCxctcGDLWA

Und dann dieses „Challenging the Sea“ welches irgendwie zwischen Cure’s Faith und Joy Division wandelt, dabei aber eine liebliche Melodielinie integriert, deren wavepoppige Eleganz verführerisch glänzt. Das folgende „Insensitive“ besitzt im Mark Sigue Sigue Sputnik, eröffnet mit versteckter Industrial Note und besticht hernach mit Wortgewalt aus weiblichen und männlichen Vokal Prägnanzen. Die Texte der Band sind gefühlvolle Interpretationen von zwischenmenschlichen Beziehungen und ihrem Kontext zwischen Ich und Du, sowie dem Wir. Die Lyrik könnte man auch als dialektische Auseinandersetzung des Zusammenlebens beschreiben. „The Last stop“ dürfte für deutsche Ohren an EBM (Fair Sex/Inv.Spirit) mit dezenten Verweisen an die NDW erinnern. „Alone in your Dance“ nimmt die Beats etwas zurück und zelebriert sich als dunkler E-Wave Song inklusive den typischen, eingeflochten Liebreiz der Melodielinie. Getragen und atmosphärisch dagegen, das ruhige „Fragments“.

Fazit: „Posthuman“ ist ein würdiger Nachfolger des Debüts von „Oblivion“. Zudem erkennt man eine Weiterentwicklung. Da ich diese Band mittlerweile auch Live bewundern durfte und begeistert war, darf man gespannt sein, wie sich diese Band auf dem schwarzelektronischen Markt durchsetzen wird. Qualitativ hochwertig, visionäre Ideen mit der nötigen Verbindung zu den Wurzeln. Tolle Stimme, musikalisch eine perfekt austarierte Eleganz zwischen der depressiven Dunkelheit und dem leichtgängigen Wave Pop der 80er. (andreas)