RENARD
„Waking Up In A Different World“
(Synthpop)
Wertung: Gut
VÖ: 09.10.2020
Label: Metropolis Records
Wenn man die Fauna betrachtet, trifft hier der listige, kraftvolle Wolf auf den schlauen Fuchs. Ist doch Markus Reinhardt, der Kopf hinter diesem Projekt der Mitbegründer des Erfolgsprodukt Wolfsheim, welches uns in den 90ern zu heutigen Klassikern wie „The Sparrows and the Nightingales“ tanzen lies. Und Renard heißt der Fuchs in der französischen Fabel.
Mit „Meissen figurine“ öffnet sich das Werk sehr getragen. Eine dunkle Elegie schleicht über sphärische Klänge. Die Melodielinie ist unaufdringlich, lässt aber ihre betörende Eleganz thronen. „Restless“ bewegt sich auf dem gleichen, samtenem Teppich. Allerdings bekommt dieser Song durch die weibliche Stimme eine ganz besondere Note. Das folgende „Travel in Time“ erinnert am ehesten an Wolfsheim. Mag auch an dieser Melancholie in der Stimme liegen. Hinzu gesellt sich ein eingängiger Refrain.
Ein schöner Wave Song mit reichlich Wehmut und unterschwelligen Elektro eröffnet sich mit „Heresy“. Erinnert, auch durch die weibliche Stimme sehr an Dream Pop der 90er (Cocteau Twins). Hernach folgt das wunderschöne „Hotel“, welches sich aus dem ruhigen Gefilden des Waves in einen treibenden Song verwandelt und wunderschön von Marian Gold von Alphaville beleuchtet wird.
„My Heart still shaking“ ist ein irgendwo komischer Song, er scheint nicht ins Konzept zu passen. Zu einfach strukturiert erscheint die Szenerie. Der Refrain eher monoton als durchdringend. Der Schwächling auf diesem Album. Wobei, der bedrohliche Beginn hat etwas. Leider klingt der Gesang wie eine verschlafene Kylie Minogue.
Ganz anders das im dezenten Bombast aufgehende „Damn Happy“, welches dann auch durch den Gesang von Marian veredelt wird. Im Endeffekt dürften hier Vergleiche mit Bowie nicht Fehl laufen. Großes Kino. Bester Song.
„Junkyjards“ erinnert mich vom Arrangement und der Songwriter-Qualität ein wenig an das 87’er Album von U2. Die Melodie schleicht dahin, ohne Extreme und das Ohr fühlt sich einfach wohl, fast geborgen. Im Nachklang erinnert mich das Ganze dann doch an den betörenden BritPop in den 90ern.
Zum Ende legt man mit „Intelligent Design“ noch einen sehr experimentellen Song nach, der im Endeffekt verführerisch das Schachspiel zwischen Blue Moon und Kasparow nachvertont.
Fazit: Großartige Songs mit wundervollen und betörenden Melodielinien sind das Markenzeichen. Hinzu gesellt sich ein Sinn für verführerischen Pop, der sich jenseits des Mainstreams dunkel-eruptiv, wenn auch unaufdringlich in des Hörers Herz manövriert. (andreas)