EMPFEHLUNG, REVIEW

URFAUST „Empty Space Meditation“ (Black Metal)

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„Empty Space Meditation“
(Black Metal)

Wertung: Empfehlung

: 28.10.2016

Label: Ván Records

Webseite: Facebook

Das letzte vollständige Album „Der freiwillige Bettler“ liegt mittlerweile 6 Jahre zurück. 6 Jahre! Das ist ein verdammt lange Zeit und wenn man die Entwicklung der Band rückwirkend betrachtet, kann man sagen, dass sie ihren Status trotz allem enorm ausgebaut hat, denn die sorgsam ausgewählten Konzerte werden an erlesenen Orten im In- und vor allem Ausland gespielt und die Horden von Jüngern werden immer zahlreicher. Gut so, denn URFAUST sind in meinen Augen grandios!

Nach „Der freiwillige Bettler“ kamen vier Split-Singles (2011 – Split w/ CELESTIAL BLOODSHED, 2013 – Split w/ KING DUDE, 2015 – Split w/ LUGUBRUM und die „Ghoulfaust“-Split mit GHOUL-CULT steht momentan noch aus), vier Singles/EPs (2012 – „Drei Rituale jenseits des Kosmos“ (Re-release), 2013 – „Die erste Levitation„, 2015 – „Apparitions„, 2016 – „Voodoo Dust„), eine Compilation (2012 – „Ritual Music for the true Clochard) und ein absolut legendäres Livealbum (2013 –“Trúbadóirí Ólta an Diabhail„) heraus. Auf der faulen Haut haben IX und VRDRBR demnach nicht gelegen und ihre Singles / EPs waren immer verdammt geil und manchmal herausfordernd zugleich.

Was also ist zu erwarten von dem endlich erscheinenden, vierten Langspieler? Nicht weniger als ein extrem geiles Album! Auf Songtitel hat man verzichtet und nennt jeden Song „Meditatum“… durchnummeriert, natürlich. Exakt die ersten 15 Minuten müssen als Ganzes betrachtet werden (streng genommen muss das komplette Album als Ganzes betrachtet werden!), denn nur dann erlebt ihr hoffentlich, was ich seit gut zwei Wochen jeden Tag mehrfach erlebe: Meditation und Katharsis. „Meditatum I“ ist ein Intro, eine meditative Soundlandschaft, das vertonte Unterbewusstsein des Clochards in euch und wenn dann der große Moment kommt und „Meditatum II“ über euch hereinbricht, wünsche ich euch, dass ihr ähnliche Gefühle erlebt wie ich… Erstaunen, Begeisterung, kathartische Reinigung und den Genuss des schnellsten und vermutlich härtesten Songs, den man je von URFAUST gehört hat. Ich liebe die Geschwindigkeit, die nebulösen Keyboardflächen, die Härte und Aggression des Songs und die Schreie von IX… und dennoch muss man nicht auf den typischen URFAUST-Gesang und Sound verzichten, denn nach drei Minuten verwandelt sich die Raserei in ein „typisches“ URFAUST-Stück im gemäßigten Tempo; allerdings nicht, ohne dass das Duo die Geschwindigkeit noch einmal deutlich erhöht und den Song dann atmosphärisch ausklingen lässt. Mehr nach klassischem Black Metal haben URFAUST noch nie geklungen, auch wenn sie generell aus Mangel an Schubladen gerne so tituliert werden; allerdings schafft die Band spielend das, was sich viele erträumen: sie klingen auch dann, wenn sie die Grenzen ihres musikalischen Horizontes neu abstecken, immer nach sich selbst. Das zeigt uns zum Beispiel „Meditatum III“, ein herrlich schleppender URFAUST Black/Doom-Brocken, der dich einlullt und zur Meditation einlädt. Noch schwerer und düsterer wirkt „Meditatum IV“, der noch schleppender aus der Anlage kriecht und mit dem Keyboardeinsatz eine grandiose Dunkelstimmung erzeugt. Gesanglich geht IX aus sich heraus und bei den Drumbeats sehe ich förmlich VRDRBR vor mir, wie er mit seinem Signature-Move die Felle verdrischt. Großartig. Bei „Meditatum V“ kommt mir das Debüt von SPIRIT CABINET in den Sinn, denn der Song ist eher rockig, wenn man das so nennen möchte, und IX singt eher klassisch, als dass er seine Schreie erklingen lässt. Dieser Wechsel der Stimmung und Ausrichtung fügt sich aber sehr gut in das Konzept ein, denn… ihr wisst Bescheid: URFAUST sind und klingen nach URFAUST. So geht mit dem letzten Song, nicht wirklich überraschend auf den Namen „Meditatum VI“ getauft, der von orientalischen Klängen getragen wird und einer wunderschönen Stimmung, das Album zu Ende.

Das Album ist wahrlich gelungen. URFAUSTs Musik ist sehr speziell, das wird niemand ernsthaft bestreiten können, aber wer diese Band liebt, wird dieses Album lieben. Das Schöne ist, dass URFAUST sich regelmäßig neu erfinden und man niemals weiß, wohin die Reise geht, aber mit „Empty Space Meditation“ haben sie alles, was sie bisher gemacht haben und weitaus mehr, zu einem homogenen Album verschmolzen. Herr Deportator hat als Produzent das Optimum herausgeholt und die Gestaltung des Albums wird Band- und Ván-typisch sicherlich keine Wünsche offen lassen.

Als ich die neue Scheibe blind als „lavish edition“ vorbestellt habe, war mir noch nicht klar, was mich erwartet, denn schließlich hätte die Band auch wieder ganz anders klingen können, aber nun freu‘ ich mich wie Bolle auf den Erscheinungstermin. In diesem Moment ist die „lavish edition“ bei Ván Records noch erhältlich, genau wie die Pre-Order-Versionen des Vinyls (dunkelblaues Vinyl) und der CD (in exklusivem Slipcase)! (chris)