INTERVIEW

CLITEATER :: Die Holländer kehren zur Härte zurück!

In einem knappen Monat erscheint das 6. Album der Holländer von Cliteater (Review hier). Nachdem mich die Scheibe mindestens so umgehauen hat, wie ihr Auftritt beim Party.San letztes Jahr (Festivalbericht hier) wollte ich doch gerne ein Interview mit der Band machen.
Hier könnt ihr lesen, was Sänger Joost quasi direkt vor der Abfahrt zur heute Abend (26.2.) startenden Europatour noch eben fix (für mich sogar auf Deutsch) in die Tastatur gehackt hat (mit der Bitte seine Grammatik zu verbessern. Das habe ich natürlich gerne getan, wobei ich sagen muss, dass sein deutsch auch so ganz gut war).

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AMBOSS: Hi Joost! Danke für die Möglichkeit eines Interviews. Wie geht’s dir?
JOOST: Kein Problem. Danke, alles im Griff hier. Bereite mich jetzt für die Europatour mit Waco Jesus vor. Das wird wieder sehr schön!

AMBOSS: Wie kam es dazu bekannte Albumtitel zu „clitisieren“? Drückt ihr damit den Respekt vor der jeweiligen Band aus und hat das jeweilige Album eine besondere Stellung für euch?
JOOST: Ganz am Anfang mit Cliteater war es reiner Zufall. Wir hatten die erste Scheibe aufgenommen und hatten noch keinen Albumtitel. Da kam Ivan mit der Idee, die erste Scheibe „Clit Em All“ zu nennen. Wir fanden die Idee gut. Später habe ich zu den Jungs gesagt das es sich so anhört wie Kill Em All von Metallica. Jeder in der Band verstand was ich damit meinte. Also dann wird es so zu sagen ein Tribut an Metallica, war die Meinung. Ich fand das okay. Und erst bei der zweiten Scheibe, „Eat Clit Or Die“, kamen wir zu dem Konzept den wir immer noch die Ehre erweisen. Also jedes Album ist für uns ein Tribut an Bands die wir sehr mögen! Und das neue Album, ist für mich ganz speziell, da ich mit Napalm Death aufgewachsen bin.

AMBOSS: Habt ihr für die kommenden Alben, auf die ich hoffe, einiges parat liegen oder überlegt ihr für jedes Album aufs Neue?
JOOST: Wir haben da einige Ideen, aber wenn du noch Vorschläge hast, gerne!

AMBOSS: Bald erscheint euer neues Album „From Enslavement To Clitoration“. Was kann die Meute erwarten?
JOOST: Es wird mehr Richtung old school gehen, mit vielen schnellen Songs. Gute Produktion. In die Fresse geht es!

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AMBOSS: Großes Lob übrigens für das aktuelle Cover! Eine sehr geile Adaption an das Napalm Death- Original. Wie seid ihr an Luisma von Haemorrhage gekommen, der bis jetzt alle Cover gezeichnet hat, wenn ich mich nicht täusche?
JOOST: Ich kannte Luisma schon lange von meiner Zeit als Sänger beim Inhume. Daher wusste ich, dass er sehr gut malen kann. Da haben wir Kontakt aufgenommen und ihn gefragt. Er fand es super, dass wir an ihn gedacht haben und empfand es als Ehre für uns zu zeichnen. Bis jetzt hat es sich glücklicherweise noch nicht geändert! Alle Cover sind von Luisma und er hat unseren vollsten Respekt!

AMBOSS: Euer Maskottchen Andrej Nicolai taucht auf jedem eurer Alben auf. Hat der Mann eine Geschichte oder sieht er einfach nur gut aus?
JOOST: Wie schon erwähnt, kam die Idee von einem Konzept erst bei dem zweiten Album. Luisma hatte den Typen auf der ersten Scheibe gemalt und dann auch auf die Zweite. Im Spaß sagten wir zu einander, dass das Andrej sei. Wir fanden, dass er wie ein Russe aussieht. Dann kam uns die Idee ihn immer wiederkehren zu lassen! Und so geschah es. Wir nannten ihn Andrej Nicolai, weil der Bursche einen Namen, wie jede andere Person braucht. Und jetzt haben wir ein Konzept woran man Cliteater auf den ersten Blick erkennt. Durch die Albumtitel und durch Andrej Nicolai! Iron Maiden hat Eddie, wir haben Andrej!

AMBOSS: Ich durfte vorab ja schon mal in die Scheibe reinhören und bin restlos begeistert! Meiner Meinung nach eure beste Scheibe. Geiler Sound, schnell, hart! War die Änderung der musikalischen Ausrichtung ein bewusster Prozess, oder hat es mit den Line-Up Änderungen zu tun?
JOOST: Danke! Die Absicht war wieder ein schnelleres Album auszukotzen. War meine Idee. Ich hatte das Gefühl, dass wir mehr und mehr eine Distanz zum old school Gefühl bekamen. Ich bin ja mit old school Grind und Death aufgewachsen und höre mir noch immer die alten Bands mit Leidenschaft an. Was das angeht, bin ich sicher nostalgisch. Ich habe mit meinem Kumpel Ivan darüber geredet und er fand auch, dass es an der Zeit sei, wieder ein härteres Album abzuliefern. Genauso wie unsere drei neuen Brüder Marten, Erno und Jordy. Erno ist sowieso auch old school aufgewachsen. In den Neunzigern habe ich mit ihm zusammen in einer Death Metal Band namens Drowning In Tears gespielt. Und Marten hört sich alles an was brutal ist. Mit seiner anderen Band Korpse macht er auch viel Lärm. Also für die Jungs war es kein Problem.

AMBOSS: Die letzten 3 Alben habt ihr im Soundlodge mit Jörg Uken aufgenommen, richtig? Wie seid ihr an Jörg und sein Studio gekommen?
JOOST: Ich bin ja kein Studio Typ. Ich bin immer froh wenn die Aufnahme fertig ist. In der Zeit, als ich noch bei Inhume war, haben wir verschiedene Alben in verschiedenen Studios aufgenommen. Und immer fühlte ich so eine Spannung, die nicht relaxt war. Die letzte Scheibe die ich für Inhume eingebrüllt habe, war Moulding The Deformed. Wir hatten ein Studio bei euch in Deutschland gebucht und zwar Soundlodge. Als ich dort herein kam und Bekanntschaft mit Jörg machte, fiel die negative Spannung gleich von mir ab. Ich habe dort aufgenommen und dachte man, der Typ ist so relaxt, hierhin möchte ich unbedingt zurück! Und so habe ich Cliteater informiert, dass dort der Platz für uns ist um aufzunehmen. Am Anfang waren die Jungs noch skeptisch, aber einmal im Studio, wussten sie genau worüber ich gesprochen hatte. Und so haben wir jetzt 3 Alben dort aufgenommen und hoffentlich das nächste auch wieder, weil Jörg ruled! Er lässt uns Freiheiten und holt immer das Beste aus dem Moment heraus.

AMBOSS: Nochmal zu den Line-Up Änderungen. 5 Jahre lang hattet ihr eine feste Truppe, danach war auf einer Gitarre und am Schlagzeug eine Menge los. Wie kam es dazu? Und wie seid ihr an die aktuellen Kollegen gekommen?
JOOST: Ivan und ich sind ja Burschen, mit denen man nur schwierig zusammen arbeiten kann. Hahaha, Scherz! Eigentlich sind wir gar nicht schwierig. Mit allen Exmitgliedern von Cliteater sind wir noch sehr gut befreundert. Außer mit Schlagzeuger Martijn, worüber ich hier aber nicht sprechen möchte. Robbie Rockstar und Clemens hatten keine Lust mehr, mit Cliteater weiter zu machen. So einfach ist es und das respektieren wir ja auch. Mit Robbie mach ich noch immer zusammen Musik bei Hymen Holocaust, zusammen mit Jordy von Cliteater und Maurice unserem Ex-Schlagzeuger. Kannst du mir noch folgen? Haha! Um Vedran tat es uns mehr leid, weil er von Anfang an bei Cliteater war. Er hatte kein Bock mehr Musik zu machen und ist jetzt auch Vater geworden. Im Hintergrund ist er noch immer für Cliteater tätig. Er hat für unsere neue Scheibe Design und Layout entworfen. Wir wünschen ihm auch alles Gute.
Wie schon erwähnt, kannte ich Erno schon von meiner anderen Band Drowning In Tears und er hat uns auf dem Neurotic Deathfest mal ausgeholfen, als Ivan nicht konnte. Da haben wir ihn gefragt, ob er nicht bleiben möchte und er hat ja gesagt. Jordy kannte ich auch schon lange, da er ja auch bei Hymen Holocaust spielt. Außerdem spielt er auch mit Erno in einer Band namens Born Of Flames. Also war es nur logisch, ihn zu fragen. Er sagte auch gleich zu. Marten kannten wir von Dictated mit denen wir zusammen Auftritte hatten. Wir haben ihn einfach gefragt und er sagte auch zu. Bäääm! Und da waren auf einmal 3 neue Mitglieder am Start!

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AMBOSS: Wer schreibt denn bei euch die Texte und woher kommt da so die Inspiration?
JOOST: Ich schreibe fast alle Texte. So lange Leute Scheiße bauen, fehlt es mir nicht an Inspiration. Haha!

AMBOSS: Was steht nach der Veröffentlichung der Scheibe so alles auf eurem Stundenplan? Schon viele Liveaktivitäten bestätigt?
JOOST: Wir machen eine Europatour mit Waco Jesus. Außerdem spielen wir auf verschiedenen Festivals wie Summer Breeze, Fekal Party, Rangerrock, etc. Im Oktober steht eine Tour in England und noch viele weitere Clubshows an. Also viel zu tun!

AMBOSS: Wie ist es denn so bei einer Band eurer Größe? Arbeitet ihr alle nebenher oder gibt es jemanden, der „nur“ Musik macht bei euch? Und was arbeitet ihr denn so?
JOOST: Es kommt keine Kohle rein, wie viele manchmal denken. Also arbeiten wir alle um unsere Familien zu unterhalten. Die Jobs gehen da vom Magazinmitarbeiter bis zum Entertainer in großen Ferienparks.

AMBOSS: Ich persönlich finde es ja sehr schade, dass Sinister kein Album aufgenommen haben, während du im Line-Up warst. Hast du von vornherein nur eine kurze Zeit bei Sinister überbrückt oder wie kam es dazu, dass du nur im Jahr 2000 als Sänger bei ihnen warst?
JOOST: Jetzt nach all den Jahren kann ich es ja sagen. Ich wäre gerne als Sänger bei Sinister geblieben, aber in der Zeit setzte Inhume mich unter Druck. So habe ich Sinister abgesagt. Da bin drauf rein gefallen. Schade, wenn ich jetzt zurückblicke, hatte ich eine super Zeit mit Sinister! Sinister war auch nicht froh, dass ich nach einem Jahr schon wieder absagte. Aad hatte mich mehrere Male gefragt ob ich bitte, bitte bei Sinister mitmachen möchte. Und es ging locker vom Hocker! Ich hätte ein Album mit ihnen aufnehmen können, aber ich wusste dass ich nicht bleiben konnte. Ich respektiere Sinister viel zu sehr, um da irgendwelchen Quatsch zu machen und mein Name dann auf irgendeinem Album auftaucht. Also habe ich gesagt, dass ich gehen muss und sie dann auch noch genügend Zeit haben, einen Ersatz zu finden der die nächste Scheibe einbrüllt.

AMBOSS: Zurück zur wichtigeren Band ;-). Wie seid ihr denn so an Metal gekommen und welche Bands verehrt ihr?
JOOST: Ich kann ja nicht für die anderen sprechen. In meinem Fall sind die Nachbarn schuld. Die zwei Jungs von nebenan hörten nur Iron Maiden, Metallica, Testament, Death und so weiter. Abends konnte ich als kleiner Kerl nicht schlafen, wegen des Lärms nebenan. Als ich 10 Jahre alt war bin ich irgendwann einfach mal rüber gegangen. Ich hab gefragt was das denn für Musik sei? Als ich heraus kam, hatte ich meine Hände voll mit Schallplatten von Metallica, Iron Maiden, Slayer und so weiter. Ich habe all die Platten auf Cassette kopiert. Mal reingehört und fand es totale Scheiße. Monatelang lagen die Cassetten unberührt in meinem Zimmer. Dann auf einmal habe ich eine Cassette genommen, abgespielt, und es war tatsächlich Kill Em All von Metallica, und in dem Moment hat alles gepasst. Diese Musik ist der HAMMER! So bin ich ab da, in der Zeit viel zu Besuch zu meinen Nachbarn gegangen, um immer wieder mehr extreme Musik zu bekommen. Das witzigste ist, dass meine alten Nachbarn sich heutzutage diese Musik nicht mehr anhören und die wundern sich, dass ich noch immer mitten in der Szene bin, hahaha!

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AMBOSS: Obwohl ich ja im Nachbarland gar nicht so weit weg von den Niederlanden wohne, weiß ich wenig von der Metalszene dort. Erzähle doch mal ein bisschen.
JOOST: Die Szene ist klein, aber deshalb finde ich sie sehr gemütlich. Jeder kennt fast jeden und jeder spielt mit jedem zusammen in einer Band oder hat mit einander zusammen gespielt, reinste Inzest hier, haha! Ich habe mit niemandem Probleme, aber manchmal höre ich von Kollegen, dass manche Bands neidisch auf einander sind. Ich verstehe das nicht, es gibt in meinen Augen genügend Raum für jeden was Musik angeht. Meistens sind das die Bands, die noch nicht so lange existieren aber die werden es schon noch lernen. Es gibt hier viele Bands, die sehr gut sind aber bis jetzt noch nicht die Chance bekommen haben sich zu beweisen. Kleines Land, aber viel Talent hier.

AMBOSS: Erzähl doch mal die verrückteste Sache, die euch live, im Studio oder auf Tour so passiert ist.
JOOST: Im Studio? Definitiv mit Robbie Rockstar während der Aufnamen von „Cliteaten Back To Life“! Der hat sich am Abend bevor er aufnehmen sollte so voll laufen lassen, dass er sich später nicht mehr erinnern konnte, dass er überhaupt aufgenommen hat! Er stand im Studio mit seinem Bass und spielte und kotzte. Spielen, kotzen. Alle Songs waren fertig und Robbie fragte Jörg: „Wann fangen wir an aufzunehmen?“ Wir haben so einen Spaß mit ihm gehabt. Und er hat sich gewundert, dass er alles schon eingespielt hatte.
Auf Tour? Jede Menge! In Paris haben wir auf einer Tour in einem Keller ohne Bühne gespielt. Wir standen wie das Publikum auf der Erde. Die Leute gingen so ab, dass der Tourmanager und die Supportacts um uns herum gestanden haben wie Security, um die Leute zurück zu drücken. Unserer Bassist Vedran war schon ins Schlagzeug geflogen. Ich hatte schon die Decke geküsst und blutete wie ein Schwein. Es war schwitzen und blutiger Kampf! Haha!

AMBOSS: Zum Abschluss wünsche ich euch viel Erfolg mit „From Enslavement To Clitoration“ und lasse dir die letzten Worte!
JOOST: Danke für das Interview, ich sehe euch alle auf Tour oder bei einer Clubshow.
Stay loyal to the clits!
Amen!
(hendrik)