ASTARI NITE
„Stereo Waltz“
(Synth Wave/ Post-Dark Wave)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 23.01.2014
Label: Danse Macabre Records
Nach drei selbstproduzierten EP’s ist „Stereo Waltz“ das erste Full Length Album der Alternative Dark Wave Band aus Miami. Die Band (Mychael Ghost (Gesang), Michael Setton (Gitarre), Illia Tulloch (Schlagzeug), und Miquell Monch Sallons (Bass) verkörpert mit ihrem Sound das Selbstverständnis, nostalgischen Wave mit modernen Klängen zu verschmelzen. Hinzu kommen wunderschöne Melodielinien, die sich elegant im Pop’n’Wave Gewässer bewegen.
Gleich dem Opener „Contentment“ umweht das Flair der genialen Chameleons. Leicht dunkel angehauchter Wave wird mit sanftmütigen Facetten und durchdringender Romantik zelebriert. Die Drums unterstützen die flirrenden Saiten. Die Synths sorgen für harmonische Quellen. Der Gesang ist beseelt von gefühlvollen Intonationen. Die dunkle Stimme glänzt mit Ausdrucksstärke und erinnert hier teilweise an Mark Burgess oder Ian McCulloch. In „Astrid“ arbeitet man auch mal mit krachiger Elektronik. Die Szenerie wird ein wenig schräger, während die Stimmbänder dem klanglichen Intermezzo eine fragile Seite entgegensetzt. Klingt wie eine innige Umarmung von Cold Wave und Future Pop.
„Pyramid“ wurde bereits vorab als Single und Video veröffentlicht. Schleppender Elektrosound, soundtrackartige Atmosphäre, verführerische Tasten und die Variabel zwischen Erzählung und knallenden Chorus bestimmen den Song, in dem Mychael seinen sinnlichen Gesang ein wenig rauchig interpretiert. Wenn man dazu im weiteren Verlauf mit Backing Vocals agiert, erinnert man stellenweise an Human League.
Fast elegisch wird es im Refrain („and i will collide along with you. We’ll endure unto end as we stand before a world that is worth living.“) von „Coven“. Mychaels Stimme verschweigt nicht seine Zerbrechlichkeit, die stilistisch geschickt den tragischen Text untermalt. Die Saiten agieren herrlich unaufdringlich, dennoch scheint das Riffing die Synths zu beherrschen, wobei im Endeffekt die Symbiose aus organischer Harmonie und synthetischer Hingabe die betörende Klarheit zelebriert.
„I.O. 1987“ ist wohl dafür verantwortlich, dass im Infoblatt Vergleiche mit den Crüxshadows auftauchen. Ein perfekter Song für dunkle Clubs. Durchdringende Melodie, verspielte Elektronik incl. Science Fiction Loops und ein Refrain, dem man gerne folgt und der sich schnell im Ohr festsetzt. Es gibt stimmliche Momente in den Strophen, wo man Rogue erahnen könnte. Ein wenig in Richtung Brit Pop der 90er (Oasis, Blur) geht man mit dem verspielten „Prayers for Lovers“. Außerdem würde der Song perfekt auf der „Disintegration“ von The Cure passen (hört euch den Beginn an). „Violently we try“ badet in ruhiger See, während das poppig erklingende „Wendy Darling“ etwas flotter die Bittersüße dahinschmelzen lässt. Das finale „Waves“ ist eine melancholische Ballade, die sehr ruhig instrumentiert einen gelungen Ausklang darbietet.
Fazit: Das Album liefert die perfekte Balance zwischen Schwermut und leichtgängigen Melodien. Das Fundament wurde deutlich in den 80ern gelegt, darauf aufbauend konstruiert das Quartett einen Sound, der sich den verschiedenen Ausrichtungen des neuzeitlichen Waves stellt. Es entsteht so eine Art Tragikpop, der die dunklen Herbstabende ebenso versüßt, wie den nächtlichen Clubbesuch. Der Gesang von Mychael glänzt mit einer gefühlvollen Verträumtheit. Seine dunkel-warmen Stimmbänder sind galante Transporteure von tragischen Geschichten, die sich wie kleine Aphorismen in die Gehirnwindungen setzen und dort zum Nachdenken anregen. (andreas)