INTERVIEW

A DREAM OF POE :: Poe shall rise

Erzähl uns bitte etwas über dich: wo wurdest du geboren und wo bist du aufgewachsen?
Geboren und aufgewachsen bin ich in Sao Miguel auf den Azoren. Die Azoren sind ein portugisischer Archipel, der aus neun vulkanischen Inseln besteht. Es liegt im Atlantik, ca. 1500 km vom portugisischen Festland entfernt.

Ich habe schon früh angefangen, Musik zu machen, aber nichts ernsthaftes. Meine Eltern haben mir ein Keyboard gekauft als ich 5 oder 6 war und damals habe ich halt die Lieder aus dem Radio nachgespielt. Mit 15 oder 16 habe ich den Metal entdeckt, aber ich habe nicht aufgehört, auch andere Musik außer Metal zu hören. Ich liebe Musik für seine Emotionen und Überraschungen und so lange ich denke, dass die Musik gut ist, höre ich sie.

2002/2003 habe ich ernsthaft im Musikbusiness als Keyboarder angefangen mit einer Band namens SACRED TEARS. Mit ihnen war ich vier Jahre zusammen und habe mit ihnen eine Demo-CD aufgenommen und die Band dann verlassen. Anschließend habe ich IN PECCATUM und A DREAM OF POE gegründet. Damals habe ich auch gelernt, wie man Musik anständig aufnimmt und dadurch habe ich auch angefangen, als Produzent zu arbeiten. Also verteilt sich meine Zeit heute auf A DREAM OF POE, IN PECCATUM, das Studio und mindestens einmal im Jahr organisiere ich ein Musikfestival.

Review „The Mirror of Deliverance“ (Doom Metal)
www.myspace.com/dreamofpoe

 

Welches Festival organisiert du denn?
Seit 2007 organisieren ein Freund und ich das „October Loud“-Festival. Wir haben das ganze ins Leben gerufen, da es damals für unsere Bands sehr schwierig war, Auftritte zu buchen, also haben wir das selbst in die Hand genommen. Nicht nur wir haben da gespielt, sondern natürlich haben wir auch an die anderen lokalen Bands gedacht, die ja die gleichen Schwierigkeiten hatten. Das erste Festival, welches im Oktober 2007 stattfand, war ein Zwei-Tages-Event und sowohl der erste Gig für A DREAM OF POE, als auch im Allgemeinen ein großer Erfolg für die acht Bands.

2008 haben wir gleich einen dritten Tag drangehängt, an dem das „Headbangers Dinner“ stattgefunden hat, welches eine Gothic/Metal-Modenschau war, die von meinem damaligen Onlineshop (Batcave Gothic Store) gesponsort wurde und es fand noch eine Vorführung des Doku „Metal – A Headbanger’s Journey“ statt. In dem Jahr gab es neun Bands und den bisher letzten Auftritt von A DREAM OF POE.

In 2009 haben wir dem Festival sogar noch einen vierten Tag spendiert. Da haben wir mit einer lokalen Einrichtung zusammengearbeitet, die sich um krebskranke Menschen kümmert und daher hatte das „October Loud“ 2009 den Untertitel „Metal against cancer“. An dem ersten Tag hatten wir einen Vortrag, um auf die Gefahren von Hautkrebs hinzuweisen und im Anschluss spielte eine Percussion Band. Danach hatten wir den „Open Metal Jam“, bei dem jeder, der wollte, auf die Bühne kommen konnte, um zu jammen, das war großartig! Für diesen Tag hatten wir auch keinen Eintritt festgelegt, sondern haben es unter das Motto „Bezahl, wieviel du denkst“ gestellt und auch diese Aktion war ein Erfolg. In diesem Jahr spielten 16 Bands! Es wächst und wächst! 2010 haben wir eine Pause eingelegt, aber dieses Jahr sind wir wieder da und ich hoffe, dass A DREAM OF POE auch dort spielen werden!

 

Was war dein Hauptgrund dafür A DREAM OF POE zu gründen?
Wenn du in einer Band spielst, musst du immer Kompromisse machen und einen Mittelweg finden, der den Ideen aller Musiker gerecht wird. Es kommt selten vor, dass du 100%ig mit allen Songs zufrieden bist und das wird noch schlimmer, wenn du einer der Hauptsongwriter bist und die Musik ändern musst, um den anderen entgegen zu kommen. Um mich selbst bestmöglich auszudrücken und ohne äußere Einflüsse musizieren zu können, habe ich mich entschieden, A DREAM OF POE zu gründen.

 

In unseren Zeiten regiert das Fernsehen unsere Gesellschaft, aber A DREAM OF POE ist eine sehr lyrische Band. Wie hast du den Zugang zu den alten Meistern der Lyrik gefunden?
Daran ist das Internet schuld. Beim Surfen im Internet habe ich die Tragödien für mich entdeckt und über die Opern bin ich zu Schriftstellern wie Edgar Allen Poe, H.P. Lovecraft und Alfred Lord Tennyson gekommen.

 

Was fasziniert dich an den Texten von zum Beispiel E.A. Poe?
Das ist schwierig zu sagen, aber die Mix aus dem Mysteriösen, Makabren und die Kombination aus Horror und Romantik hat Poe perfekt hinbekommen.

 

Welches Buch oder welche Bücher würdest du unseren Lesern empfehlen, um ebenfalls mit dem Virus der alten Meister infiziert zu werden?
Die meisten der Bücher, die sich sofort infizieren würden, sind hinlänglich bekannt und daher empfehle ich euch etwas anderes: alles von dem portugiesischen Schriftsteller Fernando Pessoa wird euch sofort fesseln! (Ich empfehle euch als Hintergrundinfo zu dieser interessanten Persönlichkeit: http://de.wikipedia.org/wiki/Fernando_Pessoa – Anm. d. Verf.)

 

Welche Art der modernen Literatur liest du sonst noch?
Alles, was Horror, Mystery, Verzweiflung und Romantik enthält.

 

Wo hast du Joao Melo gefunden? Er ist ein unglaublicher Sänger! Erzähl uns etwas über ihn und was er vor und neben A DREAM OF POE so treibt!
Auf den Azoren ist Joao sehr bekannt und ein sehr erfahrener Musiker. Als ich begonnen habe für „The Mirror of Deliverance“ zu schreiben, wusste ich, dass ich jemanden mit einer starken Stimme brauche. Er ist an vielen Projekten beteiligt, aber seine Arbeit mit NABLEENA (www.myspace.com/nableena) hat ihn endgültig für A DREAM OF POE empfohlen. NABLEENA ist eine Death Metal Band von den Azoren und Joaos Gesang ist sehr kraftvoll mit seinen Growls und seiner wunderbaren Singstimme. Seine Art zu Singen passt perfekt zu A DREAM OF POE, also war klar, dass ich ihn wollte. Ich habe ihn eingeladen, einen Song zu singen und um zu sehen, wie er sich in diesem Kontext macht. Es ist sinnlos zu erwähnen, dass er im gleichen Moment den Job hatte, als er angefangen hatte zu singen. Momentan macht NABLEENA eine Pause und die einzigen Bands, in denen er aktiv ist, sind A DREAM OF POE und seine Coverband FICHA TRIPLA (www.myspace.com/fichatripla).

 

Die Texte stammen nicht von dir, sondern von Paulo Pacheco. Wie können wir uns diesen Teil des Songwritings vorstellen?
Ich kenne Paulo Pacheco seit mehr als 10 Jahren, wir haben beide gleichzeitig angefangen, ernsthaft Musik zu machen, sogar in der gleichen Band! So wurden wir zu Freunden und er zeigte mir seine Arbeiten: Kurzgeschichten, Gedichte, Aufsätze und auch Bilder! Das hat mich damals sofort begeistert. Er schrieb damals auch die Texte unsere gemeinsamen Band. Als ich mit A DREAM OF POE angefangen habe, habe ich ihn als Sänger und Texter eingeladen. Ich kenne ihn sehr gut und habe größtes Vertrauen in seine Arbeit und die Art, wie er textet. Er hat also alle Freiheiten, was die Texte angeht.

 

Sind seine Texte eher eine Interpretation der alten Geschichten oder sind sie „lediglich“ von der alten Ära inspiriert?
Es ist eher eine Mischung aus persönlichen Erfahrungen und der Atmosphäre der alten Geschichten. Er benutzt auch viele Anspielungen auf andere Kulturen wie zum Beispiel die Maya-Zivilisation.

 

Für mich ist A DREAM OF POE ein gutes Beispiel dafür, wie das Internet dem Benutzer tolle Musik bieten kann, die man ohne das World-Wide-Web vielleicht nicht entdeckt hätte, denn die EP „Lady of Shalott“ wurde bereits mehr als 1000 heruntergeladen! Was denkst oder erhoffst du dir vor diesem Hintergrund für die Veröffentlichung der „The Mirror of Deliverance“-CD?
Momentan wurde die EP genau 3557 Mal heruntergeladen! Aber im Hinblick auf „The Mirror of Delieverance“ ist es schwer zu sagen, was ich erwarten kann. Es ist schwierig, weil immer weniger Leute CDs kaufen und die, die noch CDs kaufen, geben ihr Geld am liebsten für ihre Lieblingsbands aus. Das Internet bietet dir die Möglichkeit umsonst die Musik zu hören, die du willst. Jetzt schon steht „The Mirror of Deliverance“ auf vielen Torrent-Seiten und bei vielen Foren/Blogs/Webseiten als Gratis-Download bereit! Ich habe sogar auf Youtube das Album gefunden und wir können nichts dagegen tun!

Man kann diese Sache von zwei Seiten sehen: Zum Einen hat es einen Effekt auf die Verkäufe und sowohl ich, als auch die Plattenfirma werden unzweifelhaft Geld verlieren. Zum Anderen ist es so, dass dadurch der Name der Band und die Musik einer großen Menge an Menschen zugänglich gemacht wird. Das ist auch der Grund, warum meine bisherige Arbeit immer kostenlos im Netz zu haben war! Aber ich hoffe stark, dass die Leute, denen „Lady of Shalott“ gefallen hat und die sich „The Mirror of Deliverance“ irgendwo runtergeladen haben und das Album ebenfalls mögen, diese Scheiben auch kaufen werden!

 

A DREAM OF POE ist ja dein Baby und du spielst alle Instrumente. Hast du eine Band in der Hinterhand, auf die du zählen kannst, wenn es um Liveauftritte geht?
Ja, die habe ich! Meine Bandmitglieder von IN PECCATUM haben die Herausforderung angetreten und helfen mir, A DREAM OF POE auf die Bühne zu bringen. Wir haben zwar wegen der Aufnahme und Produktion der aktuellen CD kaum geprobt, aber steigen jetzt wieder in die Proben ein, damit wir die Tour-Angebote auch annehmen können, die uns hoffentlich gemacht werden.

 

Wird es irgendwann Shows in Deutschland geben?
Wer weiß? Das Album ist jetzt erschienen und bekommt überall positive Rezensionen und ich hoffe wirklich, dass dadurch der Wunsch in den Promotern geweckt wird, uns für Live-Shows zu buchen!

 

Wenn du die Macht hättest jeden Musiker, ob tot oder lebendig, in deine All-Star-Band zu berufen, wer würde das sein?
Das ist eine schwierige Frage, da ich so viel Musikstile und Musiker genießen kann, aber Dio, Tony Iommi, Rick Allen und Roger Water wären ein klasse Lineup.

 

Was soll später einmal auf deinem Grabstein stehen?
„It had long since come to my attention that people of accomplishment rarely sat back and let things happen to them. They went out and happened to things.“ Leonardo da Vinci.