EMPFEHLUNG, REVIEW

THE PRESSURE CELL „Invisible Lives“ (Heavenly Voices/Melancholic Pop)

THE PRESSURE CELL

„Invisible Lives“
(Heavenly Voices/Melancholic Pop)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 03.04.2014

Label: Eigenproduktion

Webseite: Soundcloud / Facebook / Homepage

Mit „Invisible Lives“ veröffentlicht das Londoner Quartett ihre dritte EP. Die vier Songs des Werkes variieren zwischen getragener Eleganz, verträumter Dramatik, Ambient, Heavenly Voices und einer galanten Spur Dark Pop. Im Vergleich zu den ersten beiden EP’s hat nicht nur die Sängerin gewechselt, auch der traditionelle, am 4AD Sound angelehnte Cold Wave tritt nicht mehr so deutlich zu Tage. Die kühle Ästhetik macht Platz für den nachdenklichen Rotwein-Abend zu Zweit.

Alle Songs können für sich das Merkmal „wunderschön“ deklarieren. „The Silence“ eröffnet den grandiosen Reigen von betörenden, tief berührenden Songs. Der weibliche Gesang begleitet die getragen-sphärische Musik mit einer weichen, dennoch kraftvollen Stimme, die sich irgendwo zwischen Julianne Regan und Elizabeth Frazer ihre Heimat sucht. In den Strophen beherrscht sie die melancholische Vokalisation, welche sich mit einer latenten Zerbrechlichkeit offenbart. Passend dazu die lyrische Darstellung der hintergründigen Texte. Die musikalische Untermalung liefert eine Melange aus Gitarren Wave und durchdringender, fast märchenhafter Elegie. Die Verbindung von Text, Saiten und Gesang könnten durchaus auch im Sinne des Singer/Songwriter Millieu beschrieben werden. „Faith in you“ erinnert zu Beginn ein wenig an Morricones „finale (Once Upon a Time in the West)“. Die balladeske Dunkelheit und das pianoeske Key wird dann mit gestreichelten Drums und tragischen Dark Ambient erneut in einem Refrain geführt, der sich samt und doch voller Harmonie um die Gehörknöchelchen schmiegt. Die Saiten wirken unaufdringlich bis verträumt. Im Endeffekt ist es aber vor allem Sarah Novaks Gesang, der herausragt, egal ob sie mit Bruststimme Stimme folkig klingt, mit Sopran an Musicals erinnert oder einfach nur kristalinen Pop intoniert.

„The man and the River“ besitzt eine essayistische Geschichte, welche sich mit dem Verlorensein beschäftigt und das Gesamtbildnis in anmutige Worten kleidet. Hinzu kommt die Symbiose aus erzählender (leicht verzerrter männlicher) Stimme und femininer Eleganz im Chorus. Die akustische Seite zelebriert sich mit Naturgeräuschkulissen und fast mediativer Klangstruktur, die sich im Refrain sehr eingängig offeriert. „52 Hurts“ ist der traurigen Geschichte des „einsamsten Wals der Welt“ gewidmet. Während die meisten Wale auf einer Frequenz von 17-20 Hertz singen, singt dieser Wal in der Frequenz von 52 Hertz und kann sich somit nicht mit seinen Artgenossen verständigen. Das mit Walgesängen und Meeresrauschen unterlegte Stück erinnert stark an klassische Klagelieder. Ein bedrückender Ausstieg aus einer EP, die den Hörer irgendwie voller Schwermut zurücklässt. Momentan arbeiten die Engländer an einer kompletten CD und „Invisible Lives“ ist mehr als nur ein Appetithappen (übrigens gibt es die EP als kostenlosen Download bei soundcloud). Fans von Dead can Dance oder Cocteau Twins sollten darüber hinaus nicht vergessen, in die ersten beiden ersten EP’s rein zu hören. (andreas)