THE INFERNAL DECEIT
„The True Harmful Black“
(Melodic Black/Death Metal)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 11.04.2025
Label: Personal Records
Webseite: Instagram / Facebook / Bandcamp
Gastbeitrag von „Rudi von Hotel666.de„:
Das Unmögliche ist passiert! Im mit geilem und extremem Metal gut ausgestatteten Bundesland Nordrhein-Westfalen ist es einer bestimmten Band abermals durch verbotene schwarze Künste und der Opferung einer Menge Herzblut gelungen, ein Tor in die Vergangenheit zu reißen, hindurch zu schreiten und ins Schweden der 90er zu gelangen. Das ist doch heutzutage nichts besonderes mehr, mögt ihr denken, ich spreche hier aber nicht vom mittlerweile vielfach zelebrierten und von Nihilist und Co. etablierten HM2-Sound, sondern von einer anderen herrlichen und betörenden musickalischen Welle aus diesem Land :).
Bevor es aber ans Eingemachte geht, möchte ich erst einmal die Band vorstellen. Und zwar geht es um das Duo THE INFERNAL DECEIT, welches mich schon mit seinem Debüt begeistern konnte. Kennengelernt habe ich die Band übrigens über den sehr zu empfehlenden „Hymns Of Decay“-Sampler des gleichnamigen tollen Festivals, der nur Bands aus NRW präsentiert. Mitglieder sind C. (Gitarre/Bass) und R. (Gesang), wobei letzterer seine Stimmenbänder auch für die ebenfalls coolen WITCHTOWER quält. C., der die Musik schreibt, war vor längerer Zeit auch mal dort tätig und nun geben sich die beiden seit 2018 zusammen in THE INFERNAL DECEIT ihrer gemeinsamen Passion hin. Zum auf diesem Album tätigen Gastschlagzeuger komme ich dann gleich noch…
… denn nun soll es um den zweiten Longplayer namens „The True Harmful Black“ der beiden Herren gehen, welcher im April über das mexikanische (!) Label Personal Records veröffentlicht wurde. Und nach was klingen THE INFERNAL DECEIT denn nun? Ich werfe da mal ein paar Bandnamen in die Runde und dann sollte eigentlich alles klar sein und sich ein breites Grinsen voller Hoffnung und Vorfreude in eurem Gesicht breit machen: DISSECTION, UNANIMATED, NECROPHOBIC, VINTERLAND, SACRAMENTUM und auch CARDINAL SIN, ABYSSOS, DAWN, A CANOROUS QUINTET, THE MOANING oder NAGLFAR! Jawoll, ihr habt richtig gelesen: Es erwartet euch dieser herrlich melodische Black/Death Metal, welcher in den 90ern schon toll war und es immer noch ist :). Und es wird noch besser und bringt mich wieder zum Beginn der Einleitung meines Reviews, denn die beiden haben es echt drauf, alles was diesen Stil damals ausmachte, gekonnt weiter zuführen und dabei herrlich frisch und lebendig zu klingen :). Unterstützt wird das Duo dabei an den Drums wie schon beim Debüt von niemand Geringeren als Jörg Uken, der für THE INFERNAL DECEIT nicht nur hinterm Mischpult saß und die tollen und feurigen Kompositionen mit seinem präzisen, wuchtigen und dynamischen Spiel wieder schlagkräftig voran treibt. Die Jungs verlieren auch keine Zeit und legen vom ersten Moment gleich mächtig los und lassen das sofort entstehende schwärzliche Höllenfeuer bis zur letzten Sekunde dieses Albums heftig lodern. Meine Güte, klingen die Songs umwerfend :). Es ist wirklich einfach nur geil, was THE INFERNAL DECEIT auf „The True Harmful Black“ auf uns so loslassen. Hasserfüllte schwarze Raserei, welche ohne Gnade über euch hereinbricht, cooler, rockiger Groove oder alles niederwalzende Rhythmen bilden das Fundament für die Songs. Das dann halt alles kombiniert mit diesen grandiosen Melodien voll glühender Emotionen… der Wahnsinn! C.s Geschick für packendes und abwechslungsreiches Songwriting ist, wie zu hören, eh schon sehr hoch, aber was er da an Melodien aus dem Ärmel seiner entweihten Mönchskutte zaubert, ist schon ganz großes Kino :). Bei diesem Sound dürfen Akustikgitarren zur atmosphärischen Unterstützung natürlich nicht fehlen und es wird gerne davon Gebrauch gemacht, was mich wirklich freut, denn sie kommen gefühlt immer genau zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz und lassen das schwarze Feuer dadurch noch heftiger lodern und von der Stimmung her kommt das bei düsterer Musik eh immer toll rüber! Es ist schon beachtlich, wie sehr sie es schaffen, uns durch ihre von C. und Jörg perfekt eingespielten Songs in die damalige Zeit zurück zu versetzen und mir persönlich die gleiche Freude beim Hören bereiten wie die damaligen Bands. Ich kann mir förmlich vorstellen, wie R. und C. damals gebannt und euphorisch vor ihren Musikanlagen saßen und spürten, wie der Sound das Feuer in ihnen höllisch zum Lodern brachte. Und genau dieses Feuer scheint seit jeher weiter in ihnen zu brennen, wird nun auch musikalisch mit jedem Tropfen Herzblut voller Hingabe ausgelebt und genau das ist „The True Harmful Black“ zu jedem Zeitpunkt absolut anzuhören. Hier besteht auch zu keinem Moment die Intention, irgendwas an diesem Stil zu modifizieren, es geht einfach nur darum, die selbst gespürte Euphorie beim Anhören der alten Scheiben nun selber kreativ ausleben zu können und eine Menge Spaß dabei zu haben. Berauschender Metal von Fans für Fans :)!
Natürlich gehört da ein genretypischer Gesang dazu und diesen bekommt ihr von R. auch voller Inbrunst intoniert dargeboten. Schön kraftvoll und kernig krächzt er kohlrabenschwarz seine düsteren, okkulten, unheiligen und ausgezeichnet zur muSICK passenden Texte, einer übrigens sogar komplett in Deutsch, ins Mikrophon und erschafft eine garstig und düstere Stimmung, welche sich zusammen mit dem restlichen Sound zu einem pechschwarzen Höllenfeuer verbindet, das eure metallischen Herzen in euphorische Raserei versetzen wird. An der hörbaren Freude am Einsingen dieser herrlichen Scheibe mit teilhaben zu können, gefällt mir ebenso wie die Tatsache, dass er seine Texte sehr akzentuiert mit seiner kratzigen Reibeisenstimme in Szene setzt, das Ganze dadurch sehr kompakt und direkt klingt und sich nicht in hysterischer und sich überschlagender Schreierei verliert. Kann ja auch geil klingen, wäre hier aber fehl am Platze und hätte der Gesamtstimmung nur geschadet. Und so könnt ihr euch an durch und durch gelungener muSICK erfreuen.
Das führt uns dann natürlich auch zum Sound, denn die tollen Kompositionen sollen ja auch entsprechend gut durch eure Ohren pusten. Von der Produktion her konnten gegenüber des an sich schon coolen Sounds des Debüts auch Fortschritte gemacht werden. Dabei hat sich vom Aufnahmeprozedere her tatsächlich nichts geändert. C. hat die Saiteninstrumente wieder in den Skull Studios aufgenommen, für den Gesang und die Drums war wieder Jörg Uken zuständig, der in seinen Soundlodge Studios erneut den Mix und das Mastering übernahm. Gleich zu Beginn fällt auf, dass der Gesamtsound um einiges dichter, kompakter, voluminöser und auch lauter aus den Boxen zimmert und sich dadurch die Kraft der sehr energiegeladenen Songs wirklich prächtig und mächtig entfalten kann :). Alles klingt schön natürlich und ist voller Feuer und Seele und gerade diese beiden Komponenten gehen bei zu modernen und sterilen Plastikproduzenten in der Regel eher unter. Aber das ist zum Glück nicht der Fall, Jörg hätte das auch zu verhindern gewusst, denn melodischer Black/Death Metal lebt ja von dieser glühenden, durch die Melodien und auch der Raserei hervorgerufenen emotionalen Intensität, die ein heftiges Lodern in unseren Herzen verursacht und ein wohliges Gefühl in uns entfacht :). Sorge dafür tragen fette, kratzige Gitarren, die eine kalte und düstere Ausstrahlung haben, ein schön zu hörender wummernder Bass, ein lebendiger und dynamischer Drumsound und Vokillz, die weder zu weit im Vorder- noch im Hintergrund stehen. Generell ist der Gesamtsound sehr ausgewogen, differenziert und wirkt angenehm räumlich, als ob ihr mitten im infernalischen Geschehen stehen würdet. Ich bin wirklich sehr von dieser tollen Produktion angetan, da sie es wirklich total gut schafft, dieses Werk betörender metallischer Tonkunst grandios in Szene zu setzen :).
Gut in Szene gesetzt wurde auch die optische Präsentation des wahren schädlichen Schwarzes. Dafür konnte, wie schon beim Debüt, wieder Roberto Toderico gewonnen werden, dessen blasphemische Hände, auf der Basis von Bran Janßen, der auch am Text von „Schwarz“ beteiligt war, und seiner Inspiration wieder Herrliches gezeichnet haben. Auf dem Artwork zu sehen ist ein steinernes Labyrinth mit einem gewissen „Fragments Of Insanity“-Touch, welches den Vordergrund einnimmt. Bedacht ist aber bei der Wahl des Weges beim Durchqueren angebracht, denn diese Wege werden nicht nur teilweise durch massive und himmelhohe dornige Säulen versperrt, sondern es warten auch gierig umherwachsende, bedrohlich wirkende Ranken in den Tiefen dieser Irrwege. Mit letzterem greift Roberto Toderico ein Element des Debüts auf, denn dort waren diese Teil eines dämonischen Ungetüms, welches einen Pfad versperrte und sich wuchernd ausweitete. Vielleicht haben sich die damals zu sehenden Personen durch das gierige Maul gewagt, sind nun in der jetzigen Szenerie gelandet und stehen vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Wurde das Labyrinth erfolgreich passiert, eröffnet sich hinter einer weißen Barriere ein wahrlich kosmisches Inferno! Hier beginnt die endlose Schwärze, aber damit nicht genug, denn in ihrer Mitte sich öffnet sich einem Wurmloch gleich ein anderes schwarzes Universum, in dem kalt und abweisend Planeten einsam ihre Bahnen ziehen… „I have seen the dark universe yawning, where the black planets roll without aim, where they roll in their horror unheeded, without knowledge or lustre or name.“. Umrahmt wird dieses kosmische Unheil, in das uns ein Blick gewährt wird, einer Corona gleich von sehr organisch wirkenden, von einem Eigenleben durchzogenen und eben schon angesprochenen wurzeligen Ranken, die wirklich bösartig wirken und mich hier an das Cover des Debüts erinnern. Auf diesem Bild herrscht wahrlich keine Hoffnung, keine wärmende Zuversicht, sondern nur die ewige Dunkelheit und eisige Kälte! Dazu gibt es noch das sehr coole, auch von Roberto entworfene, schön old schoolige Logo, welches wie das tolle Artwork die Stimmungen, die THE INFERNAL DECEIT mit ihrer muSICK erschaffen, perfekt einfängt. Klasse :). Das im Logo sich am unteren Rand befindliche Symbol findet sich übrigens im Artwort und der restlichen Aufmachung übrigens stilisiert immer wieder. Als Kontrast dazu präsentiert sich das Booklet sehr reduziert mit seinen pechschwarzen Seiten, welche als Untergrund für die weiße Schrift der Texte und der Credits dienen. Ein für mich angenehm aufgeräumtes Layout von Mirko Closek, bei dem stimmige S/W-Photos von R. und C., u.a. von Selina Janßen, inklusive dem coolen Bandlogo dazu nicht fehlen dürfen und das Ganze gut abrunden. Fragmente des wuchernden Horrors finden sich auch auf der CD und der Hüllenrückseite wieder. Unterhalb der CD könnt ihr die wurmlochartige Erscheinung für sich allein stehend in ihrer vollen Pracht bestaunen. Dieses Motiv gibt es auf dem mittlerweile ausverkauftem Shirt im Großformat zu bewundern. Ihr seht im wahrsten Sinne des Wortes, dass es auch vom optischen Aspekt her an diesem herrlichen Release nichts auszusetzen gibt und beim Hören von „The True Harmful Black“ nicht nur eure Ohren verwöhnt werden :).
Auf ihrem zweiten Longplayer „The True Harmful Black“ nehmen uns THE INFERNAL DECEIT erneut mit auf eine Reise in eine Zeit, als sich in Schweden ein melodisches Black/Death Metal-Feuer entfachte und von dort ausgehend die pechschwarzen Herzen vieler Metal-Maniacs weltweit zum Glühen brachte und immer noch bringt. Ein absolutes Paradebeispiel dafür ist diese Scheibe, welche mit ihren wirklich intensiven und mitreißenden Herzblutsongs, die auch schon damals einen sehr guten Eindruck hinterlassen hätten, den damaligen Spirit authentisch in die Gegenwart übertragen und weiterhin mit höllischem Leben erfüllen!
Songs:
1. In The Wilderness Of Pernicious Black 05:19
2. The Great Seducer, The Greatest Deceiver (Dethroned) 05:22
3. In Death I Am Eternal 06:08
4. The Divinity Of Forsaken Idols 04:50
5. For All Things Must Die 01:23
6. The Primordial Maze And The Crawling Chaos 04:27
7. Schwarz 06:31
8. Until The Flesh Is Gone 04:45
9. The Fathomless Dominion 06:27
10. …And The Tide Will Turn 02:47
Spielzeit: 47:59