REVIEW

SILENCE IN THE SNOW „Ghost Eyes“ (Dark Wave/Post Punk)

SILENCE IN THE SNOW

„Ghost Eyes“
(Dark Wave/Post Punk)

Wertung: Gut+

VÖ: 22.09.2023

Label: Prophecy Productions

Webseite: Facebook / Bandcamp

Ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, dass ich mal eine Band mit SIOUXSIE AND THE BANSHEES verglichen habe. Überhaupt scheint die aktuelle Dark Wave/Post Punk-Szene hinterm Mikro sehr Männerdominiert zu sein. Die Amerikaner um Sängerin Cyn M und Schlagzeuger Trevor DeSchryver liefern hier eine wohltuende Ausnahme und können neben der gesanglichen Feminität auch mit blitzsauberem dunklen Wave überzeugen, der sich nicht hinter den 80er Heroen wie THE CURE, JOY DIVISION, SIOUXSIE AND THE BANSHEES oder THE MISSION verstecken muss.

Von Beginn an schwebt die Atmosphäre von Siouxsie (so, jetzt aber zum letztem Mal der Vergleich) über die latent poppigen, dennoch streng düsteren Soundstrukturen, die meist Drum- und Gitarrenlastig daherkommen und durch den Gesang neben einer gewissen Weichheit auch eine fragile Eleganz besitzen. So beginnt der Opener „Drift“ mit eben diesen Drums, bevor in diesem treibenden Stück, die Saiten mit cure’sken Charme in die Szenerie dringen. Das Gesamtkonstrukt ist energetisch ausgelegt, wobei in sanft eingefügten Pausen eine gewisse Elegie die Oberhand gewinnt. „You fade“ ist etwas vertrackter inszeniert, beherbergt aber ebenso diese famose Dualität zwischen Eingängigkeit und betörendem Gesang. „To hide“ hat hingegen wieder dieses bestimmende Schlagzeug, während der Gesang und die atmosphärische Verträumtheit eher in Richtung Heavenly Voices tendiert. Auch „Dreams in Belief“ wandert eher in ruhigen Pfaden. „Let the wild in“ ist ein in Ruhe badender Song, der die Düsternis nur marginal streichelt, in Phasen gar ein wenig Romantik verbreitet, die leicht quer zum Text verläuft. „A colder view“ bleibt in der Energie gehemmt und zelebriert eher die lakonische Leichtigkeit der 80er, welche sich auch in den Melodielinien des Titelsongs wiederfinden. Das Schlussepos „death of the heart“ ist klanglich eher in die sphärische Struktur verortet, wobei die Zeile „Killer in my Head“ irgendwie die zentrale Empfindung des Hörers berührt.

Fazit: Für Fans der genannten Bands und vor allem von Siouxsie ein wahres Kleinod. Der Ausflug in die 80er und vor allem die sanftmütige weibliche Stimme sind Haftungen, die jeden Sekundenkleber ersetzen. Die Melange aus düsterer Eleganz und hymnischen 80er Sounds ist gelungen und lässt den geneigten Plattensammler mit massig Erinnerungen und Aufgaben zurück. (andreas)