REVIEW

SAISON DE ROUILLE „Deroutes Sans Fin“ (Industrial Rock/ Noise/ Blues)

SAISON DE ROUILLE

„Deroutes Sans Fin“
(Industrial Rock/ Noise/ Blues)

Wertung: Gut

VÖ: 04.06.2014

Label: Necrocosm, Kaosthetik, Ocinatas, Seventh Crow, Désordre Nouveau

Webseite: Bandcamp / Facebook

Die Franzosen kredenzen uns auf ihrem Zweitwerk ein Surrogat voller wilder Industrial Eruption. Krachige Experimente treffen auf bedrohliche Klanggebilde. Im Gesamtkonstrukt entsteht eine ungezügelte Rohheit, die sich aus unterschwelliger Aggression an die Oberfläche pumpt. Kompromisslose, tiefdüstere Soundeskapaden und ein grollender Vulkan hinterm Mikro vervollständigen das abgedrehte Gesamtbild.

Insgesamt ist es schwer, eine geeignete Schublade zu finden, das Siegel Industrial Rock bietet sich natürlich an, aber wenn man Songs wie das klagevolle „Romances“ mit seiner unterkühlten Eleganz und Facetten von Doom bis Dark Rock hört, ist man geneigt eher Beschreibungen aus Empfindungen wie Angst, bedrohlich, verwegen, verzweifelt, wild, gehemmte Aggression usw. zu fabulieren. Sollte man eine Band als Referenz erwähnen, kämen mir als erstes die Swans in den Sinn.

Die Songs sind direkt und intensiv, bestimmt von Saiten in all ihren Färbungen. Schmerzvolle Noise Attacken wuchern unterschwellig überall, hinzu kommt die schmutzige Komponente des Blues, welche den Stücken einen breiteren, ausladenden Stil aufdrängt. „L’oiseau de chrome (Lande I)“ balanciert mit Langsamkeit und wilden Ausbrüchen, wobei die krachige Grundstruktur latent an frühe Neubauten erinnert. Hinzu kommt eine unterkühlte Atmosphäre, die durch die chansonesken Gesänge zunächst noch unterstützt wird, bevor sich die Aggression bahn bricht und zum finalen Schrei erodiert. Der Titelsong variiert zwischen Ambient und Dark Industrial. Der Gesang wird hier leidvoll intoniert, was dem Stück eine schmerzvolle Leidenschaft oktroyiert. Hinzu kommen Texte, deren Prosa sich zwischen Trostlosigkeit und Wut manifestiert. Eine nihilistische Reise in die Gegenwartsliteratur mit apokalyptischen Auswüchsen.

Fazit: Eine wuchtige Melange aus dissonanten Tonagen, atonalen Klangstrukturen, straighten Saiten und kompromissloser Rhythmik. Dazu gesellen sich sezierte Melodielinien und sphärische Klangspektren mit bluesiger Note. (andreas)