EMPFEHLUNG, REVIEW

ROME „Hell Money“ (Folk)

ROME

„Hell Money“
(Folk)

Wertung: Empfehlung

VÖ: 26.10.2012

Label: Trisol

Webseite: www.myspace.com/romecmi 

Jerome Reuter schlägt ein weiteres Kapitel von ROME auf. Nachdem er uns mit „Die Ästhetik der Herrschaftsfreiheit“ über drei Bände und fast 40 Songs hinweg auf eine lange Reise durch Europa führte ist „Wild Money“ nun eine emotionale Tour durch die verworrenen Gedanken eines gehetzten Individuums. Sucht, Gier und Zerstörungswut bilden das zentrale Thema dieses neuen Werks, welches sich wieder ein Stück weit vom martialischen Neofolk entfernt und stattdessen die treibende filigrane Kunst der Gitarre und die Dominanz seiner Stimme in den Mittelpunkt des Schaffens stellt. Keine marschierenden Trommeln, kaum Samples aus vergangenen Zeiten sondern schlicht die ungeschönte Kraft der Worte und des Klangs der Saiten.

Mit „Fester“ startet die Reise mit einem unglaublich vehementen Track, welcher mit fast ungewohnt kräftigem Gitarrensound mit klirrenden Anschlägen antreibt. Aber auch die Stimme des Jerome Reuter hat eine fast unheimliche Entwicklung genommen denn so ausdrucksstark und präsent hat man ihn bisher noch nicht vernehmen dürfen. Das neue Konzept erlaubt eine starke Varianz innerhalb des bisher doch eher von schlichter Schönheit geprägten Klangs der Musik, welche allerdings gerade deshalb jetzt zu einer bisher nicht da gewesenen Entfaltung kommt.  „This Silver Coil“ schlägt danach wesentlich ruhigere und andächtigere Töne an, bei der auch Platz für eine wundervolle Melodieline ist. „Rough Magic“ könnte man vom Gitarrenklang fast Johnny Cash andichten, die Stimme erfährt bisher ungeahnte Pracht und Stärke, eine unglaubliche Klangwelt welche da von Jerome Reuter und Patrick Damiani erzeugt wurde. „Amsterdam, The Cleaning“ ist ein sehr zerfahrenes Stück mit harten Breaks, welche sehr kräftige Gitarrenanschläge und dunkle Klänge voneinander trennen. Ein sehr überraschendes Stück, welches man so von ROME noch nicht gehört hat, die Ausdruckskraft dieses Stückes wäre in der Vergangenheit sicherlich elektronisch gelöst worden, hier aber sehr beeindruckend rein über die Kraft der Saiten realisiert. Das ganze Ausmaß der neuen musikalischen Pracht wird bei dem sehr melancholischen Stück „Tightrope Walker“ offengelegt. Wundervolle Gitarrenklänge begleitet von einer sensationell einfühlsamen Stimme, einfach nur gut!

ROME haben sich wieder einmal selber neu definiert. Nicht der raue und doch unglaublich melodische Neofolk von „Masse Mensch Material“; nicht die spanischen Klänge von „Flowers From Exile“ und auch nicht der Chanson des „Nos Chants Perdus“. 2012 steht der Sound von Johnny Cash, Alexander Veljanov`s Solo Album oder Nick Cave Pate für den Klang von ROME und dieser steht dem luxemburgischen Duo sensationell gut! Viele Fans der frühen Tage der Band fühlen sich bestimmt um die Musik mit der sie ROME kennengelernt haben beraubt, mir geht’s eigentlich auch so. Allerdings ist dafür ein neues musikalisches Meisterwerk entstanden, welches man nicht mehr missen möchte.  (michi)