EMPFEHLUNG, REVIEW

PLAGUEWIELDER “Chambers of Death“ (Doom)

PLAGUEWIELDER

„Chambers of Death“
(Doom)

Wertung: Empfehlung!

: 18.08.2015

Label: HPGD Productions

Webseite: Facebook

Eigentlich wollte ich mich ja zukünftig von den Superlativen etwas entfernen, aber dann kommt das erste vollständige Album der luxemburgischen Band PLAGUEWIELDER in meine Dropbox geschlurft und schon geht es wieder los…

Die Band hat sich erst 2012 zusammengefunden und weil sie der Meinung waren, dass es viel zu wenige Funeral Doom-Bands gibt, hat man versucht dem Genre neues Leben einzuhauchen und 2013 gab es dann die erste EP, die man sich noch bis zum 15.07.2015 auf Bandcamp herunterladen kann. Als ich mich intensiv mit dem Album beschäftigt habe, hatte ich immer das Bild von alten, vollbärtigen Männern vor Augen, die völlig abgeranzt auf der dunkelsten Seite des Lebens vegetieren und Glasscherben fressen und anderweitig benutzen. Ein Blick auf das Bandfoto allerdings belehrt mich eines Besseren und ich freu mich, dass die Jugend im Anmarsch ist, um sich vollends auf der dunklen Seite auszuleben…

PLAGUEWIELDER stöbern in alles Bereichen der extremen Musik und die Grundlage für die Kunst ist dunkler Doom in allen Schattierungen, verwoben mit Funeral Doom, eine Prise Sludge, aber man scheut sich auch nicht davor Post Rock in die Songs einzuflechten, um sich noch breiter, aber vollends harmonisch aufzustellen oder Keyboards zu nutzen, die dem Ganzen noch eine zusätzliche Klangdimension verleihen.

„Existence is our Exile“ eröffnet den insgesamt 48 minütigen Reigen des verspielten Dunkelheit mit seelenerschütternden Schreien, bevor der knarzige Bass von Bassist und Sänger Nicholas O′Connell einsetzt und die Band eine morbide Atmosphäre erzeugt, die ganz besonders ist. Musikalisch reduziert und dominiert vom Keyboard kann man voll und ganz in die Atmosphäre fallen lassen. Christophe Trausch an der Gitarre kann aber hier schon zeigen, wo die Reise hingeht: irgendwo zwischen Post Rock und Doom krachen oder schmeicheln die Gitarren, je nachdem, was der Song benötigt. Mit 5:49 Minuten ist es der kürzeste und eingängiste Song auf dem Album…

Das zwölfminütige „Drowned“ (12:21 Minuten) ist ein gelungenes Beispiel, wie man Funeral Doom, Horrorfilm-Soundtrack und Post Rock beinahe perfekt vereinen kann. Die Vocals von Nicholas sind herausgespien und extrem, aber alles greift hier so verdammt gut ineinander, dass ich mir beinahe nicht vorstellen kann, wie man solche Musik besser machen könnte…

Bei „Casket of dying flesh“ (9:19 Minuten) entschleunigt man sich anfangs, baut ganz langsam einen Spannungsbogen auf, der durch rhythmisches Drumming von Luis Munoz unterstützt wird und sich dann endlich bei Minute 2:46 bei einem endgeilen Orgelspiel von Maxime Weber entlädt. Am Ende des Songs wird man schlussendlich in den Zirkus des Todes eingeladen und die Orgel spielt zum Totentanz, was herrlich morbide klingt.

Bei „Father Suicide“ (6:59 Minuten) regiert anfangs auch wieder der Post Rock mit zarten Saitenspielen und einem spannenden Bassspiel, welches wieder durch Klavier / Synthesizer ergänzt wird und an einer Stelle spüre ich sogar einen ganz minimalen MARILLION-Vibe, während der Song kurzzeitig in totaler Schwärze versinkt.

„The Funeral March“ (13:33 Minuten) mag vielleicht der klassischste Funeral Doom-Song auf dem Album sein, begeistert er mich doch mit einer besonderen Schwere und feinen Funeral Doom-Melodien.

Beim Genuss des Albums gleitet man nur so durch die Songs, denn es passiert so viel, dass an Stillstand oder Monotonie nicht zu denken ist. Die Kombination aus Funeral Doom, Post Rock in Verbindung mit den Synthesizern und den sludgigen Vocals ist dem Quartett einfach ganz hervorragend gelungen und Mitte Juli 2015 wird das Album „Chambers of Death“ veröffentlicht und liebe Doomheads, Sludger, Funeral Doomer: belohnt die Band für ihr mutiges Album! (chris)