EMPFEHLUNG, REVIEW

Berni Mayer „Black Mandel“ (Kriminalroman)

Berni Mayer

„Black Mandel“
(Kriminalroman)

Wertung: Empfehlung

: 12.11.2012

Verlag: Heyne Hardcore

Webseite: http://burnster.de

384 Seiten

Klappenbroschur

Taschenbuch

Inhalt:
Die ehemaligen Musikjournalisten Sigi Singer und Max Mandel sitzen in ihrer Erbdetektei und gehen sich auf die Nerven. Der eine hört Bluesrock aus Ostdeutschland, der andere telefoniert mit seiner hysterischen Freundin. Keiner will die beiden engagieren. Da trifft es sich gut, dass sie über einen alten E-Mail-Verteiler zu einem Black-Metal-Konzert nach Bergen in Norwegen eingeladen werden. Nach einer versoffenen Nacht und einem versäumten Konzert erwachen die beiden in einem Battle Of Black Metal, in der ewigen Schlacht Jung gegen Alt. Aber wo steckt Baalberith, der Sänger der legendären Band Dark Reich? Die Suche nach ihm gerät schnell zu einer sozialen Groteske. Begegnungen mit einem kirchenanzündenden Demagogen, einem verschrobenen Videoregisseur und einer Nachwuchs-Extremisten-Band stellen nicht nur die Freundschaft der Detektive auf die Probe, sondern auch ihre Einstellung zu Religion und Rebellion. Bei übelriechenden Fischgerichten und einem Spezial-Cider aus dem benachbarten Fjord bricht schließlich eine Hölle los, an der vor allem der Mandel nicht ganz unschuldig ist. (Quelle: www.heyne-hardcore.de)

Zum Autor:
Berni Mayer, geboren 1974 in Niederbayern, wohnhaft in Berlin. Nach dem Studium der Anglistik und Germanistik hat er u.a. als Chefredakteur bei MTV und VIVA Online gearbeitet und die Serie Kavka vs. The Web für Myspace produziert. Im Januar 2012 erschien sein erster Kriminalroman
Mandels Büro. Seit 2009 ist Berni Mayer freiberuflicher Autor. Außerdem spielt er in der Heavy-Metal-Band The Gebruder Grim. (Quelle: www.heyne-hardcore.de)

Sigi Singer und „der Mandel“, wie er nur von Sigi genannt wird, sind Freunde und Kollegen. Warum genau sie Freunde sind, weiß man manchmal nicht so genau, denn der Mandel ist diese Art Freund, der sämtliche Absprachen zu seinen Gunsten vergisst. Kollegen sind sie durch ein geerbtes Detektivbüro. Da läuft es aber eher mau und die E-Mail mit der Einladung nach Norwegen kommt wie gerufen, obwohl sie seit Ewigkeiten nicht mehr als Journalisten tätig sind. In was für einen Schlamassel die beiden geraten und ob und wie sie da wieder rauskommen, erzählt uns Berni Mayer in diesem Buch.

Der Schreibstil ist kurz und bündig, was dich geradezu durch die Seite fliegen lässt. Das ist auch keineswegs als Kritik zu verstehen. Die Kniffe, die er gerne einsetzt (Träume, Rückblenden) und die Perspektive (Sigi Singer erzählt uns die ganze Geschichte, auch den Part, den der Mandel erlebt), machen einfach Spaß.

Die beiden teilen sich im Verlauf der Geschichte auf und jeder erfährt ein bisschen und du als Leser bist ihnen vielleicht ein Stück voraus. Obwohl der Mandel sicherlich behaupten würde, dass er alles bereits wusste.

Was aber noch mehr Spaß macht, ist die Geschichte selbst. Es ist ein Krimi, aber auch ein Drama und eine Komödie zugleich. Du kannst dich beim Lesen einfach von der Geschichte treiben lassen und die Wendung wirst du des Öfteren mit einem „Nee, ne?!“ quittieren, das verspreche ich euch.

Es gibt viele Wendungen, unsere Detektive erfahren eigentlich immer nur das Nötigste von der (verfeindeten) Black Metal-Posse, um einen Schritt weiterzukommen und doch zwei Schritte hinterherzuhinken.

Psychologisch gesehen ist die Figur des Mandel sehr spannend, denn für mich repräsentiert er eine ältere Version der jugendlichen Radikalen, der sich aus dem Sog der Ereignisse nicht mehr zurückziehen kann. Rebellion steckt in jedem von uns!

Zum Schluss kocht die Sache natürlich richtig hoch und wenn du beim finalen Showdown erfährst, was wirklich passiert ist, kannst du dir immer noch nicht sicher sein, ob es so war. Da hätte ich mir eventuell eine etwas ausführlichere Auflösung gewünscht, aber die Geschichte, so, wie sie Bernd Mayer für uns aufgeschrieben hat, ist rund und ob du den Gestalten glaubst oder nicht, das weiß wahrscheinlich nicht mal der Sigi.

Die Charaktere sind eine schöne Mischung aus Beobachtung, Groteske und doch weißt du insgeheim, dass es Typen wie Aksel Raske (aka Staatsfeind Nr. 1) oder Mycklebust (verwöhnter Sohn und Kopf einer elitären Black Metal Band) oder Skull (Besitzer des Musikladens) oder die hübsche Vilda (Schwester und liebreizende Person…naja irgendwie) definitiv da draußen in der Szene gibt. Allerdings schafft Herr Mayer es, sich nicht lustig zu machen, sondern porträtiert sie in all ihren Facetten und Ideologien, mit all ihrem Wahnsinn und Fähigkeit zur Freundschaft und zum Opportunismus.

Ein Schriftsteller hätte diese Black Metal Welt sicherlich ohne größere Mühe ad absurdum führen und die extremen Ansichten ins Lächerliche ziehen können, aber in meinen Augen hat er es geschafft das Setting in eine tolle Kriminalgeschichte zu verwandeln, wenngleich so manche Kuriosität sicherlich zum Schmunzeln einlädt. Er geht ein keiner Weise verbissen an die Sache heran, scheint weder pro noch contra die Black Metal-Szene zu sein und dafür gebührt ihm mein Respekt.

Ich bin durch die 384 Seiten gerauscht, wie MARDUK auf Panzerfahrt. Es hat unglaublich Spaß gemacht und die große Kunst ist es, über diese Anzahl von Seiten die Spannung immer weiter zu steigern, ohne unterwegs in ein Loch zu fallen. Das hat Berni Mayer mit seinem Zweitwerk definitiv mit Bravour gelöst. (chris)