ACTORS
„Acts Of Worship“
(Wave Pop)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 01.10.2021
Label: Artoffact Records
Mit „Acts of worships“ legt das Quartett aus Vancouver sein zweites Werk vor. Erneut begeistert ihre Melange aus treibender Rhythmik, verträumtem Synthpop und eindringlichen Gesängen. Vergleiche mit der Musik der 80er und Bands wie Visage, Ultravox, Human League, Alphaville oder auch auch Roxy Music sind nicht vom Ohr zu weisen. Hinzu kommen samtene Vorhänge des Industrials oder der EBM aus den 90ern. Zu guter Letzt besticht die atmosphärische Dichte und die fast soundtrackartige Interpretation der einzelnen Songs.
Der Opener „Love U more“ glänzt mit einer feinen Synth Melodie. Dann thront ein Gesang, der durchaus an David Byrne erinnert. Fragile Flächen leiten über zum weiblichen Kontrapunkt. Nicht nur femine Backings, nein, perfekte Ergänzung. Der Leadgesang wird mal maskulin, mal feminin intoniert, das gleiche gilt übrigens für die Backings. Erinnert teilweise an Michael Cretu’s Zusammenführung von Hubert Kah und Sandra (dies ist durchaus positiv gemeint).
Wunderschöne Harmoniebögen begleiten das folgende „Like Suicide“, welches im Zwischenspiel ein wenig an Visage’s „Fade to grey“ erinnert. Der Text läuft natürlich konträr zur heimeligen Melodie, aber auch das ist natürlich typisch für die 80er. „Cold Eyes“ ist ein wenig antimelodisch arrangiert, obwohl im Hintergrund die Eingängigkeit immer wieder hervor lugt. Hinzu kommen die Stimmen, die ein wenig ihre Äußerungen zu flüstern scheinen. Dann gibt es überraschende, progressive (Saiten)Momente. „Obsession“ ist ein wunderschöner Popsong, der von einer verträumten Atmosphäre lebt, dezent taucht wieder Midge Ure oder Visage auf.
„Killing Time (is over)“ ist krachig inszeniert, hat diese heftigen Effekte, beherrscht aber auch die geduldige Faszination der Harmonie. Hernach geht es wieder sehr sphärisch zur Sache. Knallbunte Luftballons treffen auf die Düsternis des Post-Punks. Erinnert ein wenig an Alphaville’s „Sounds like a melody“, wobei es den Kanadiern gelingt, mit Breaks und flächigen Untergrund dem Stück auch manche Wendung zu geben.
Das Schlussepos ist ein bedrückender, schleichender Moloch, welcher ein wenig an „Flood“ von Sisterhood erinnert. Geflüsterter Sprachgesang und eine Atmosphäre wie in einem dystopischen Film nach der Katastrophe.
Fazit: Für Jemanden, der in den 80ern musikalisch sozialisiert wurde, ist dieses Album eine wahre Offenbarung. Herrliche Melodien, Wiedererkennungswerte ohne Ende. Gefühlstransporte ohne Ende. Ein Album, in das man herrlich versinken kann. Wave Pop mit starker 80er Note, wobei man den Dark Wave nie außer Acht lässt. Die Melodien sind mal warm, manchmal unterkühlt elegant. Ein Album, das jeder Zeit den Nostalgiker berührt, zudem dürften auch die DJ’s der einschlägigen Schuppen ihre wahre Freude haben, denn tanzbar ist es allemal, und den einen oder anderen Song als Hidden-Track von der oder der Band aus den 80ern zu verkaufen, sollte für zusätzlichen Spaß sorgen. (andreas)