A SHRINE TO FAILURE
„Undone“
(Elektro Goth/Cold Wave)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 13.06.2025
Label: Eigenproduktion / Cold Transmission
Die Formation A SHRINE TO FAILURE aus Frankfurt veröffentlicht mit „Undone“ ihr Debütwerk. Das Duo gibt sich sehr geheimnisvoll, zwar scheint auf dem Cover ihr Konterfei im Mittelpunkt zu stehen, dennoch ist wenig über die Identität der beiden bekannt. Mittlerweile scheint auch ein bekanntes Label aufmerksam geworden zu sein und hat sie verpflichtet und kündigt für Herbst dieses Album als Vinyl-VÖ an.
Der Titeltrack dient als verwegenes Intro. Graziös dunkel mit zehrender Hingabe erklingt die Einleitung ebenso bedrückend wie spannungsführend. Die Töne entkleiden sich und liefern das schwarze Grau pünktlich ins Schwarzherz. „Black room memory“ ist in der Struktur treibend, klingt im Gesamtkontext aber etwas weicher. Irgendwie leuchtet ein Ruhepool zwischen den extravaganten Eruptionen. Und wer sich nicht in diese Stimme verliebt, ist taub. Blöd ist, dass mich die Stimme ein wenig „Katharina Franck“ erinnert. Blöd aber nur, weil hier wohl eher Siouxsie als Referenz dienen sollte. Kurzfazit: Ganz besondere Stimme (hier bitte Superlativ einfügen). David A. Stewart hätte hier was ganz besonderes entdeckt.
„Bleakware“ beginnt gemäßigt mit einem schönen Synth Part und dröhnendem Untergrund samt durchdringenden Schlagwerk. Auf diesem Untergrund legt sich dann ein betörender Gesang, der besonders im Refrain eine Energie entfaltet, derer man sich schwer entziehen kann. Die gesamte Atmosphäre verführerisch düster mit diesem besonderen Touch der Tanzbarkeit. Geschickt eingeflochtene Ruhepole und dieses besondere, elegische gleiten in eine Hookline, die fast wattiert dem Treiben eine Gänsehaut verleiht. Ich liebe diesen Song, ich glaube in diesem Genre nimmt er aktuell auf dem Olymp bequem platz.
Herrlich, wie diese elegische Darbietung bei „Longing“ auf die Spitze getrieben wird. Und diese Stimmbänder, die Gene von Siouxsie, Cindy und Pat hätte jeder gerne. „The Silence she became“ agiert treibend und besitzt diese unterkühlte Ästhetik, welche im durchdringende Refrain leicht konterkariert wird.
Bei „Mirror (someone I don’t recognize)“ übernimmt mal der männliche Part die Rolle hinterm Mikro. Auch er macht seine Sache gut. Klingt eher verträumt als energisch, was dem insgesamt eher ruhigen Synth-Pop Song zu Gute kommt. Zuvor gibt es mit „Miror (faint reflection)“ den Song leicht verändert und mit weiblicher Stimme. Geschickt lanciert man hier den Demo-Charakter der Scheibe mit verspielten Varianten. Beide Songs ergänzen sich perfekt und sollten irgendwie dieses Gemeinschaftsgefühl beibehalten. Ich kann mir gut vorstellen, das diese Stücke live zu einer Einheit formbar sind.
„Defiler“ kommt stampfend mit EBM Feeling der 80er daher, besitzt aber diesen graziösen Charme der nebulösen Melodie. Der fein gepflegte Gesang legt sich fast ins schwarze Gemach. Mittendrin immer dieser betörender Cold Wave. Ein galantes Stück verbirgt sich hinter „The Clock that never turns“. Eine treibende, latent monotone Rhythmik und ein hymnischer Refrain, in dem der Gesang erneut die Höchstform streichelt.
Fazit: Für ein Debüt ist das Gesamtbild außerordentlich stimmig und qualitativ auf höchstem Niveau. Geschickt spielt man zwischen „früher“ und neuzeitlichen Dark-Elektro-Rock. Bewundernswert ist, dass diese Band in kürzester Zeit für begeisternde Reviews sorgte. Ich kann mich da nur anschließen, ohne dass ich einen neuen Superlativ hinzufügen möchte. Die Musik spricht für sich. (andreas)
Im September soll es dieses feine Ding auf Vinyl geben mit folgenden Titeln:
A01 Black Room Memory
A02 Bleakware
A03 Locked Room
A04 Longing
A05 Starving
B01 The Silence she became
B02 This is surrender
B03 Defiler
B04 Mirror
B05 The Clock that never turns