EMPFEHLUNG, REVIEW

LORD OF SHADOWS „Echoes of Yore“ (Goth Doom Metal)

LORD OF SHADOWS

„Echoes of Yore“
(Goth Doom Metal)

Wertung: Empfehlung!
VÖ: 01.09.2023
Label: Meuse Music Records / Tragedy Productions
Webseite: Facebook / Bandcamp

LORD OF SHADOWS ist eine internationale Gothic Doom Metal-Band, die 2021 vom Texter Shadows Valentine gegründet wurde. Er hat eine Schar großartiger musikalischer Talente um sich versammelt, um seine Träume zu verwirklichen. Multiinstrumentalist, Songschreiber und Produzent Mike Lamb (Sojourner etc.), zusammen mit den Sängern Aaron Stainthorpe (My Dying Bride), Heike Langhans (Remina, ex-Draconian) und Emilio Crespo (Sojourner) sind in Shadows‘ Welt eingetreten und Teil von LORD OF SHADOWS geworden. Gemeinsam haben sie „Echoes Of Yore“ erschaffen – ein Debütalbum, das ein leidenschaftliches Gedicht ist, ein Versprechen der Hingabe, ein Tribut an den Geist des Gothic Doom. Jeder Track ist ein reichhaltiges und üppiges Bankett der Trauer, eingehüllt in eine samtige Dunkelheit und durchdrungen von grandioser Dramatik. Von den aufsteigenden, herzzerreißenden Gitarrenmelodien von „At The End Of Our Eclipse“ bis hin zu den kraftvollen, ineinander verwobenen Gesangsdarbietungen von „Faith Of The Beloved“ ist „Echoes Of Yore“ eine sich ausbreitende Vision von Leidenschaft, Trostlosigkeit, Blut und Tragödie. Die drei Sänger sind in der Form ihres Lebens und tragen jedes Wort der elegischen Texte von Shadows mit berauschender Emotion vor.

Bereits der Opener führt mit seiner grazilen Klavier Ouvertüre in die Tragik des Geschehens. Hier wohnt dem düsteren Gesamtkosmos eine gewisse Ruhe inne. Der Sturm kann warten. Und er kommt mit einer Gewalt, deren Kraft und Energie aus den Tiefen der Elegie in ein Moloch aus Gitarren, Drums und Stimmen erhebt, schön wie ein Gemälde von Van Gogh, dessen einzige Farbe das Schwarz gewesen wäre, keine Schattierungen, einzig diese endlos schmerzlich, eruptive tiefe Loch… voller Trauer und doch Erhaben wie ein kurzer Moment der Manie. „At the end of our Eclipse“ wird von weinenden Saiten begleitet und Growls und cleaner, weiblicher Gesang paaren sich zu einer verschworenen Einheit, scheinen aber kein Liebesgeflüster von sich zu geben. Noch eine Spur schleppender, samt romantischen Zwischenspiel wird es bei „She was but an Echo of Yore“, dabei sorgt der zu Beginn einsetzte Sommerregen fast für ein heimeliges Ambiente. Die aus tiefster Kehle geborene Depression, kann die Sanftmut des weiblichen Partners nur streicheln. Die Hoffnung geht unter oder ist das Schlusslicht der Pandora. „Through Memories, I Gave Her Life“ stirbt einen sanften Tod, der weibliche Gesang ist bestimmend, ebenso das Schlagzeug, welches voller Energie der Traurigkeit entgegenhämmert. Ein kleiner Ruhepol mit dunkler Erzählung. Kraftstrotzend und hymnisch die Klänge und zwischendrin schleicht eine Harmonie durch das Dickicht der gefangen gehaltenen Eleganz. Leicht glänzend das schwarzmetallische Licht der Dunkelheit. Fast betörend der Ausklang, dessen orchestralische Struktur die Facetten der Düsternis kleingliedrig in die Gehörgänge träufelt. Wie aus entfernten Welten kommend, formt sich das romantisch-verspielte „If the Tears are forgotten“ zu einem Blätterwald, dessen Geräuschkulisse dem Waldbaden erst seine Bestimmtheit schenken. Die Zeitlupe als verruchter Beobachter einer Szenerie, die in Lieblichkeit zu sterben scheint und dem grazilen Tiefstimmer die schwarze Rose entgegenstreckt.

Fazit: Düster wie ein Roman von Ketchum. Verspielt wie ein Kind im schwarzen Bällebad. Emotional wie eine Trauerrede am Grab deiner Frau. Elegisch wie der Kuss einer schwarzen Mamba. Durchdringend wie eine Herzrhythmusstörung. Erhaben wie eine Depression, gelegt auf dem Altar der Erinnerungen. Ein großartiges Album, welches mal das Thema durchzieht und mittendrin nicht „die Hoffnung stirbt zuletzt“ zitiert, sondern ganz einfach das Sterben des letzten Strohhalms als galante Propaganda in den dunklen Reigen integriert. (andreas)