LA SCALTRA
„Freakshow“
(Female Dark Wave)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 15.09.2017
Label: Solar Lodge
Nach ihrem voll und ganz gelungenen 4 Track-Debüt begibt sich das Trio, bestehend aus Aeleth Kaven – Main Vocals/Bass/Composing; Dae Widow – Vocals und Jay Sharpe – Guitar/Technik ins Laboratorium, um ihre düstere Extravaganzen zu verfeinern, zu deklinieren und um einen Sound zu kreieren, dessen tiefdüstere Facetten mit femininen Stimmbändern dargeboten, der betörenden Eleganz eine enorme ästhetische Tiefe verleihen.
Dem Trio gelingt es, bei all der getragenen Schwere liebliche Harmoniebögen zu erzeugen. So überzeugt „Devil’s Playground“ mit einer feinen Hookline, in konträrer Weise gesellen sich hierzu flirrende, latent straighte Saiten. „Cantate“ lebt von einer verführerischen Keymelodie, welche sich unbemerkt in die Gehirnwindungen einnistet und den Song quasi auf einer Sänfte trägt. Dazu ist die Wiederholung des letzten Wortes im Refrain geradezu prädestiniert für eine Stimmigkeit zwischen Melodie und Gesang.
Die Verschmelzung von Cold und Minimal Wave mit dezenten 4AD Anleihen, so kommt „the cat Lady“ daher. Geschickt eingestreute Breaks mit Burton’scher Spielerei und eine zentrierte Temposteigerung im Mittelteil sorgen für die weiteren Spannungsbögen. „Sonar Dance“ ist ein elektronisch angehauchter Song, dessen latente Eruptionen variieren zwischen Industrial und reduzierter EBM. Erinnert an ganz frühe Last Chance VÖ und ein wenig an DAF, wenn man die falsche Geschwindigkeit abspielt.
„Chained Hysteria“ kokettiert ein wenig mit The Mission, wobei geschickt das Traditionelle mit der Moderne verbunden wird. Der Staub ist ein schöne Grundsubstanz, um ihn oszillierend der „Spektralfarbe“ Schwarz zuzuführen.
Fazit: Ein Album voller zurückhaltender Höflichkeit. Unaufdringlich und doch in jeder Faser betörend. Eine nebulöse Eleganz legt sich über einen Teppich voller hübscher Melodien. Die weiblichen Gesänge sind berührend, seien sie verrucht oder lieblich. Im Endeffekt ist es die Verschmelzung der Gegensätze. Eva trifft auf Lilith, ihre Liebe ist das Substrat der Elegie, dieses unfordernde Verlangen nach Harmonie gipfelt in wunderschönen, wie wohl galanten Strukturen, die mal Gänsehaut erzeugen, mal zum dezenten Tanz auffordern. Die Elektronik balanciert, sie trägt nicht, sie umschmeichelt schlangengleich die Gitarre. Ein tolles Werk. (andreas)