EMPFEHLUNG, REVIEW

REMAIN IN SILENCE „…and the Soul goes on“ (Melancholic Wave/ Dark Wave Pop)

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„…and the Soul goes on“
(Melancholic Wave/ Dark Wave Pop)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 18.03.2016

Label: Mig /Indigo

Webseite: Homepage / Facebook

Herrlich altmodischer Wave Pop Rock, genau mit der richtigen Staubschicht bedeckt, wie ein gutes altes Buch, das man nach Jahren wiederentdeckt. 1983 in Hannover gegründet veröffentlichte die Band um Andreas Buchwald und Andreas Gimpel zwischen ’95 und 2001 zwei CD’s. In Vergessenheit geriet die Band eigentlich nie, gehörte sie (für mich) doch zur legendären Spätachtziger/Frühneunziger deutschen Wave Szene wie seinerzeit Pink turns blue, Love Like Blood, Deine Lakaien oder Girls under Glass.

Von Beginn an versetzt die Band den Hörer wechselweise in ein Theater der Wehmut, in ein Kino der Erinnerung oder in einem abgefuckten Club, in dem fluoreszierendes Licht, weiße Punkte produziert und sich einer wavigen Häresie opfert. Begeisternd diese Leichtgängigkeit, welche selbst große Pop Bands nicht immer an den Tag legen. Ein unverkrampftes, fließendes Kleinod voller gefühlvoller Melodielinien. Andreas Gimpel beherrscht dieses melancholische Extrakt, dessen sich in den 80ern viele Bands bemächtigten, um Gefühle mit der Stimmfarbe zu transportieren.

Genug des Lobes und der Huldigung der Vergangenheit. Diese Band hat derart viel Qualität, dass ich hier, in dieser Review kaum die Gefühle beschreiben kann. Hin und her schwebt der Hörer. Hier wechseln feinfühlige Gitarren ihre Elegien mit verspielten Pop Wave. Eine betörende Unaufdringlichkeit lässt die Songs wie leises Bachrauschen erscheinen.

Bereits der Opener ist ein Klangerlebnis der besonderen. Eher reduziert, dennoch mit Sirene beginnend schleicht sich der Song heran und ergeht sich in einem wunderschönen Refrain, betörend und gefühlvoll inszeniert, lanciert man ein wenig Western Wehmut (erinnert an The Escape und Simon Gallup ist nicht nur hier hörbarer Einfluss) . Scheinbare „Film Sequenzen“ dienen als Intro zu „All forgetten Times“. Fast chillig (um mal neudeutsches Sprech zu benutzen) elegiert sich dieses Liedchen zwischen minimaler Eleganz und galanter Erzählung. „Every little Thing“ hat etwas von „Wicked Game“ (Chris Issak), das Ganze aber mit nötigen Messerspitze Dunkelheit dargeboten.

„The Hunters“ ist einer von diesen Songs, welche für den Rezensenten schwer greifbar sind. Hier gibt es die elektronische Komponente, die sich in klassische Eleganz verwandelt und erneut dieses verwegene, an die Beschreibung einer Einöde, erinnernde Western Image. Leichtgängiger, die Düsternis eher versteckend funktioniert hingegen „Hope and fear“, welches für so viele Entscheidungen die Tür liefern könnte. Der Song ist in etwas anderer Aufmachung bereits bekannt und wurde auf der MC „Monument“ (1985) veröffentlicht. „Higher Heaven“ ist eher dezent und zurückhaltend instrumentiert, balanciert die Minimalistik aber geschickt in einen betörenden Refrain, wobei die Strophen von früher Kraftwerk’scher Automatik bestimmt sind. Somit leitet man einen dysthymischen Endspurt ein. Getragene Klangspektren, mit reichlich Wehmut dargebotener Gesang und diese klagende Melodielinie betören, ziehen gar ein wenig runter, obwohl .es ist eher ein genießendes (mit)leiden.

Mit „this silent sea“ gelingt dem Duo eine perfekte Piano Ballade voller Wehmut, klingt nach frühen Lakaien, behält sich aber vor, textlich weit vorauszueilen. Den Atem der Melancholie transportiert man perfekt in das Schlussepos „Endless sea“, ein leiser, rein instrumentaler Ausgang, dessen weiche Seite betörend ins Gehör dringt. Perfekt um zu resümieren, bevor die Repeat Taste des Verlangens Ziel wird.

Fazit: Gefühlsmäßig verführt man den Hörer in eine Welt, in der New Order, das Faith Album von Cure interpretiert. Andreas Gimpel beherrscht dieses Gefühlvolle im Gesang, man nimmt ihm Stimmungslagen einfach ab und zudem passen sie perfekt zur musikalischen Darbietung. Gelungen und von ausgedehnter Schönheit beseelt. Wunderschöne, handgemachte Pop-Musik. Andreas‘ Nachnahme könnte im Endeffekt zur ornithologischen Aufwertung führen (kleiner Scherz am Schluss. Ich hatte nämlich mal gegoogelt, ob Andreas zwischendurch irgendwo seine Stimme in den Äther hauchte und stieß dabei auf den Dompfaff). (andreas)