Line up
Antonio Bartoccetti – Music, Vocals, Guitar, Bass
Doris Norton – Music, Vocal, Piano, Synth
Albert Goodman – Drums
Charles Tiring – electric Organ
Colin Coldweis – electric Violin
Produced by MUSIK RESEARCH
Mixed by Colin Coldweis
Released 1979
total playing time: 48′09′′
1979 war ein produktives Jahr für Antonio Bartoccetti. Auf einem Erfolgshöhepunkt angekommen ging man neue Wege und entschied sich mit „Anno Demoni“ eine Zusammenstellung von Songs zu veröffentlichen, die zwischen 1969 und 1974 komponiert, aber zwischen 1974 und 1979 aufgenommen wurden. Dieses Album, genau wie das folgende „Ralefun“ markierte eine neue Herangehensweise der Band und eine Neuorientierung in Richtung flockiger psychedelic Hard Rock. Aber nur ansatzweise, wie die Songs auf „Anno Demoni“ beweisen.
Auf dem Cover der 1992er CD-Auflage von Mellow Records hieß es fälschlicher Weise „Antonius Rex by Jacula“, was aber bei den folgenden Auflagen wieder korrigiert wurde.
„Gloriae Manus“ (1979) ist ein Track, der die Trademarks der ganz alten JACULA und ersten ANTONIUS REX-Alben vereint: tiefer, diabolischer Sprechgesang, Piano- und Orgelklänge, die von harten Riffs flankiert werden. Und wenn wir über ANTONIUS REX reden, dürfen wir immer nicht vergessen, dass wir es mit einem Meister der Atmosphäre zu tun haben!
„Jacula The Witch“ (1974) zeichnet ein vollkommen anderes Bild! Windspiele, eine verträumte Pianomelodie, einige Samples und die wunderschöne Stimme, die uns eine liebliche Melodie entgegensingt, ohne einen Text zu nutzen. Wenn das die Hexe Jacula ist, wird ihr sicher jeder einzelne Mensch sofort zu Füßen liegen, wenn er sie in einem dunklen Wald trifft. Das ganze klingt wie der leicht kitschige Abspann bei einem Giallo-Movie. Ich kann förmlich die Bilder vor mir sehen, wie die Kamera vom Rasiermesser in der mit Samt ausgelegten Kiste immer weiter zurückfährt (Argento-Style) und ein Schnitt folgt, und die Heldin des Film mit ihrem Auto fortfährt in eine bessere Zukunft.
„Anno Demoni“ (1978) ist wieder ein düsteres Ritual, diesmal mit der wundervollen elektronischen Violine von Colin Coldweis. Dadurch klingt es beinahe keltisch und zu tiefst melancholisch. Ganz hervorragend passt wieder die Keyboarduntermalung von Doris Norton, die den Song in eine andere Richtung leitet.
„Soul Satan“ (1975) ist ein tanzbarer Hit und dank des grandiosen Bass-Riffs der fleischgewordene Traum für jeden Bassisten, inklusive eines Bass-Solos, welches in den 70er/80er Jahren auf Rockkonzerten zum guten Ton gehörte. Antonio Bartocetti tobt sich nach Herzenslust am Bass aus und der raue Gesang mit der wirklich gelungenen Melodie macht diesen Song zu etwas ganz Besonderem. Zusammen mit „The Gnome“ und „In Einsteinesse′s Memory“ ist „Soul Satan“ wahrscheinlich das eingängigste und massentauglichste Stück, welches jemals unter dem Namen ANTONIUS REX veröffentlicht wurde. Genial!
Bei „Ego Sum Qui Sum“ (1976) regiert wieder die Violine, aber diesmal weniger der Melancholie wegen, sondern viel mehr um eine unheilvolle Atmosphäre zu kreieren. Getragen von den Bassläufen übernimmt die Violine das Zepter, bis Albert Goodmans Orgel noch mehr Tiefe injiziert. Antonio flüstert seine Texte und wieder einmal ist ein kleines Meisterwerk in Sachen okkulter Tonkunst erschaffen.
„Morti Vident“ (1972) ist ein unglaubliches Ritual, bei den Antonio Bartoccetti und Doris Norton einen Text vortragen, der dir in der richtigen Stimmung die Nackenhaare aufstellen lässt. Horror in seiner reinsten Form.
Doris Nortons kraftvoller Gesang auf „1999 Mundi Finis“ (1972) ist zusammen mit der genialen Orgel das Highlight des Songs! Aber ganz neu ist das nicht, denn die letzten beiden Songs stammen von der Band INVISIBLE FORCE und waren 1972 auf einer Single zu finden. „1999 Mundi Finis“ wurde dann etwas später zu dem Übersong „U.F.D.E.M.“! Aber von diesem Song und Gesang kann man einfach nicht genug bekommen.
Das Album hat zwei Gesichter, einerseits das flockig-verspielte mit einem Sinn für Schönheit und andererseits die totale Dunkelheit, das Wissen um Dämonen und Okkultes. Aber beides ist ANTONIUS REX und auf diesem Album bekommt man das Beste aus beiden Welten. (chris)
Das Review ist Bestandteil der großen JACULA / ANTONIUS REX-History beim Amboss-Mag!