MOTORAMA
„Calendar“
(80s Wave/Dreampop)
Wertung: Gut
VÖ: 06.12.2013
Label: Talitres / Rough Trade
Das Quintett aus Russland spielt verträumten Indie-Pop und glänzt auf „Calendar“ mit harmonischen Melodielinien. Der Gesang erinnert zuweilen an einen Ian Curtis, der sich abseits seiner Depressionen bewegt. Die verspielte Mischung aus Synths, flirrenden Saiten, warmen Gesangslinien und poetischen Texten geht leichtfüssig in die Gehörgänge. Man könnte diese Musik auch als positive Variante von Cure oder Joy Division bezeichnen, bzw. als moderne Ausführung von Echo& the Bunnymen.
Die einzelnen Songs baden in melancholischen Seen, können sich einer unterkühlten Atmosphäre aber mit warmen Melodien entziehen. Immer wieder gesetzte frohlockende Lichtpunkte sorgen für aufgeheiterte Himmel. Die Gitarren flirren zwar Shoegaze-mäßig durch die Szenerie, sind aber nicht all zu sehr in Moll getaucht, was dem Gesamtgemälde eine zusätzliche Frische verleiht. Die Drums huldigen dieser Tagträumerei und überlassen meist den Gitarren die Rhythmik. Sänger Vlad Parshin begeistert mit einer angenehm zurückhaltenden Art und benutzt sein warmes Timbre in einigen Hooklines wie ein zusätzlichen Instrument, welches die samten Key-Teppiche mit reichlich Harmonie bewandert.
Das Quintett ( Irene (Bass), Alex (Keyboards), Roman (Schlagzeug), Max (Gitarre) und Vlad (Gesang, Gitarre) aus Rostow am Don huldigt auch auf ihrem Zweitwerk dem Gitarren Wave der 80er. Da es in diesem Jahrzehnt auch eine große Zeit des Pop Waves gab, was liegt da näher als diese beiden Fragmente zusammenfassen. Die nostalgischen Elemente der betörenden Musik dürften für eingefleischte Cure oder Joy Division ein wenig zu positiv in die Gehörgänge dringen. Aber selbst der depressivste Wave lässt sich auch mal gerne in romantische Wärme betten und sich in den Pop Olymp träumen. Genau dafür scheint die Musik der Russen gemacht. (andreas)