LIGHTLESS MOOR
„The Poem“
(Gothic Metal)
Wertung: Gut
VÖ: 09.11.2013
Label: Wormholedeath Records
Aus dem sonnigen Süden kommt eine neue Band, welche mit brachialen Sounds und verspielter Lieblichkeit ein eruptives, bipolares Debüt vorlegt. Allerdings sollte man nicht verschweigen, dass die Italiener keine musikalischen Neulinge sind und bereits seit 8 Jahren unterwegs sind und mit „reward“ 2006 schon eine VÖ hatten.
Bei „The Poem – crying my grief to a Feeble dawn“ (so der gesamte Titel) handelt es sich um ein Konzeptalbum, erzählt wird die Geschichte einer Dichterin und ihr Gedicht über den Fluch eines Grafen. Angst, Liebe, Opfer oder Tod sind die Beigaben zur Geschichte. Akustisch unterstützt werden die poetisch-phantasievollen Texten von straighten Heavy Metal, symphonisch bis orchestralen Zwischenspielen, dezenten Doom und eingeflochtenen Gothic Metal. Bereits der Opener „The Lyrics of the Journay“ überzeugt mit ausladenden Soundeskapaden. Härte trifft auf Gefühl, Ruhe trifft auf krachige Vehemenz. Bombastische Hooklines wechseln mit sanfteren Soundtrack-Facetten. Hinzu kommt der Wechselgesang zwischen femininen Gesangslinien und bösen, maskulinen Growls. „chained to a dismal chant“ besitzt reichlich Trash Metal Anleihen, dadurch kommt natürlich die Ambivalenz zum verträumten Sound doppelt zur Geltung. Natürlich können auch die Italiener das Rad des Genres nicht neu erfinden, allerdings ist Konzept, Musik und die Gesangs- bzw. Grunzleistung durchweg gut gelungen. Das über 12minutige „Overwhelming Darkness“ macht nicht nur seinem Titel alle Ehre, sondern überzeugt auch durch seine epische Breite, welche mit reichlich Breaks durchsetzt, die Spannung über die lange Laufzeit hält. Nicht nur hier kommt es immer wieder zu brachialen Ausbrüchen, welche sowohl von der Geschwindigkeits-Rhythmusfraktion heraufbeschworen wird, als auch durch das schreiende Gegrunze in bitterböse Abgründe gerät. Daneben lebt „Cento Respiri (Slave)“ hauptsächlich von einer weich gezeichneten Atmosphäre. Sängerin Ilaria hat hier Alleinstellungsmerkmal und kann ihr gesamtes Stimmvolumen austoben lassen. Dieses kommt hier besonders kraftvoll herüber, da die Lieblichkeit des Gesangs nicht vom Gegenüber in die demütige Haltung gedrückt wird. Auch „Sacrifice“ besitzt im Mark eine fast balladeske Eleganz, welche dann von harschen Saitenattacken durchschnitten wird.
Der Band aus Sardinien gelingt es, mit „The Poem“ geschickt neue Nischen im Goth Metal Keller zu besetzen. Dafür sorgen zum Einen die doomigen Parts, zum Anderen die semiopernhafte Stimme, welche im Klangkonstrukt druckvoll daherkommt. (andreas)