REVIEW

KING DUDE „Music to make war to“ (Dark Rock)

KING DUDE

„Music to make war to“
(Dark Rock)

Wertung: gut

VÖ: 24.08.2018

Label: Ván Records

Webseite: Facebook

Mit seinem siebten Album überrascht mich KING DUDE noch mehr, als er es auf „Sex“ bereits getan hatte.

Mittlerweile ist der Dark Folk-Barde dieser Schublade irgendwie entwachsen, denn die Alben werden immer variabler und facettenreicher, was aber nicht bedeuten soll, dass es schlechter wird. Er wandelt sich lediglich zu einem ernstzunehmenden Songwriter, der bereit ist, aus dem Untergrund herauszublicken; über den Tellerrand blickt er jedenfalls seit Jahren schon.

So erlebt der Hörer auf „Music to make war to“ eine Vielfalt an Stilen, ohne den typischen KING DUDE-Stil zu vernachlässigen, in den in mich vor Jahren verliebt habe.

Time to go to war“ ist ein typischer KING DUDE-Song, bei dem seine mächtige Stimme von einem Piano begleitet wird und den Hörer mit seiner tiefen, düsteren Atmosphäre gleich in die Welt des Dudes hineinzieht. Besser hätte man den Einstieg in das Album nicht wählen können und das Video ist wirklich stark.

Auch für den zweiten Song des Album hat man ein Video am Start! „Velvet Rope“ klingt nach einem typischen Song, den er mit seiner Band of Demons aufgenommen hat und auch hier überzeugt er mich auf ganzer Linie.

Good and Bad“ hingegen ist ein absolutes Novum … es dürfte der erste Song des Kings sein, den ich ohne Reue weiterzappe. Wie ich das machen werde, wenn das Vinyl angekommen ist, weiß ich noch nicht. Ein gechillter Beat und ein schreckliches Saxophon lassen es einfach nicht zu, dass ich das Duett genießen kann.

I don’t write lovesongs anymore“ klingt, als hätte TJ Cowgill in den letzten Monaten seine THE CURE-Sammlung einer ordentlichen Inspektion unterzogen und er einfach Bock hatte, einen starken Wave-Song zu schreiben, was ihm auch ohne Zweifel gelungen ist.

Dead on the chorus„, wie auch „The Castle„, heben die Proto-punkige Attitüde hervor, mit der er bereits auf „Sex“ experimentiert hatte; das ist okay, aber im KING DUDE-Kontext für mich nicht essentiell.

In the garden“ ist für mich eine der besten Überraschungen des Albums, denn hier beherrschen elektronische Beats die Atmosphäre und der ganze Song klingt so, als hätte PETER GABRIEL ihn gerne auf seinem großartigen „Up“-Album gehabt. Das ist ein starker Song, der eine neue Facette bietet und auch hier würde ich das Experiment oder vielmehr die Entwicklung als geglückt betrachten.

Das Ende des Albums ist, genau wie der Beginn, dem mehr oder minder typischen KING DUDE-Stil (gibt es den „typischen Stil“ nach diesem Album überhaupt noch oder sollte es ihn überhaupt noch geben?!) überlassen.
Let it burn“ assoziiere ich mit NICK CAVE Ende der Achtziger und dem Tarantino-Vorspann zu seinem neuen Film und wenn sich der entspannte Beat mit einer großartigen Orgel paart, ist das wieder etwas ganz Besonderes.

Mein persönliches Highlight hat sich am Ende des Albums eingereiht und hört auf den Namen „God like me„: Ja, ich gebe zu, dass ich es liebe, wenn KING DUDE schwermütige Songs zu seinem Piano singt und hier hat er sich mal wieder selbst übertroffen. Der Song ist mächtig und man spürt die unbändige Kraft, die er allein mit seiner Stimme zu entfesseln in der Lage ist.

Das Album ist sehr kräftig produziert, aber zollt zum Beispiel bei den punkigen Songs der Attitüde Tribut. Somit ergibt sich aufgrund der Songs und der Produktion nicht zwingend ein homogenes Bild, was ich wiederum für mutig halte, denn wie viele Alben klingen auf einem Level durchproduziert, ohne den Erfordernissen der einzelnen Songs gerecht zu werden?!

Puristen werden es mit dem Album schwer haben, das dürfte klar sein. Wer sich aber auf der Reise des TJ Cowgill als blinder Passagier in seinen Kofferraum schmuggelt und sich vom Dude quer durch die musikalische Landschaft chauffieren lässt, wird Gegenden erleben, in die er nie von sich aus gereist wäre. „Music to make war to“ ist nicht mein Lieblingsalbum, aber es ist ein gutes. Und irgendwie finde ich es spannend, seit Jahren den Weg des Dudes als Fan zu verfolgen und immer wieder überrascht zu werden. Vielleicht werden sich unsere Wege auf der Reise irgendwann trennen, aber dann habe ich die wunderbaren Erinnerungen namens „Songs of Flesh & Blood“, „Fear“, „Love“ tief in meiner Seele verankert. Aber nach dem Genuss von „Music to make war to“ habe ich das Gefühl, dass ich noch lange auf der Rücksitzbank sitzen werde.

Erhältlich ist das Album bei Ván Records als CD (Digipak oder Lavish Edition) und Vinyl (sowohl eine normale Version in drei möglichen Farben, als auch in einer der wunderschönen Lavish Edition-Varianten). (chris)