REVIEW

FILM „Der Mann mit dem Karateschlag“ (Giallo / Eastern)

Originaltitel: Duo Ming Ke

Herstellungsland: Hongkong / Thailand

Erscheinungsjahr: 1973

Wertung: gut

Regie: Chan Tung Man

Darsteller: Bolo Yeung, San Kuai, Hon Gwok-Choi, Gai Yuen, u.a.

FSK: ab 18 Jahren

Studio: filmArt

Genre: Giallo / Eastern

Inhalt:
Mehrere Frauen werden brutal verstümmelt. Die Polizei tappt im Dunkeln. Aus der Unterwelt Hongkongs erheben sich mehr und mehr Verdächtige. Die Welle der Gewalt scheint unaufhaltbar. Gelingt es dem Inspektor den wahren Triebtäter zu stellen und dessen Mordlust für immer zu beenden?

Ein nicht ganz fiktiver Dialog, irgendwo in Deutschland:
Er [ganz hibelig]: Wow, Schatz guck mal! filmArt haben jetzt den Giallo/Eastern-Mix „Der Mann mit dem Karateschlag“ rausgebracht, der ist heute angekommen!
Sie [verdreht die Augen]: Ich mag aber keine fliegenden Chinesen…
Er [beschwichtigend]: Keine Angst, in den Siebzigern sind die noch nicht so viel und hoch und weit geflogen…außerdem: G.I.A.L.L.O.!
Sie [resignierend]: Dann geht′s ja…Den gucken wir wohl heute, oder?
Er [freudestrahlend]: Auf jeden Fall!

Und das haben wir. „Der Mann mit dem Karateschlag“ oder auch „Killer in the Dark“ ist ein Kleinod, welches uns filmArt erstmalig auf DVD servieren.

Der Film aus Hongkong/Thailand schafft es tatsächlich die damals gängigen Giallo-Zitate zu übernehmen: Mann stirbt bei Flugzeugunglück, es kommt Geld ins Spiel, Frauen werden erst begattet und anschließend von einem Herrn / einer Dame (ja, ich stifte Verwirrung) mit schwarzen Handschuhen und einem Rasiermesser von der Welt geschickt. Wie in vielen Giallos ist der Beweis für die Identität des Schlitzers schon irgendwo vorhanden, eventuell auf einem Foto / im Kaffeesatz / in den Pilzen oder es steht in den Sternen. Man muss die Hinweise nur finden.

Der Eastern-Anteil ist indes noch etwas reduzierter: es gibt einige nette Kämpfe, an denen auch „Bloodsport“-Star Bolo Yeung mitmischt…eine ulkige Rolle, scheint er doch den entflohenen Geisteskranken zu spielen, der aus der Psychiatrie ausgebüchst ist. Seine Kampfeinlagen sind eher drollig, sorgen bei mir aber für gute Unterhaltung.

Die dritte Zutat, die man uns im Vorfeld allerdings verschwiegen hat, ist der Bums-Film. Anfangs noch vermehrt werden die hübschen Chinesinnen ordentlich durchgeknöpert und der Regisseur Chan Tung Man hat diese Szenen genüsslich und ausgiebig inszeniert. Aber auch bei diesen Szenen schreibe ich die teils ansprechende Farbgestaltung mal dem Giallo-Genre zu. Was allerdings die „Leistung“ der männlichen Darsteller angeht…Leute, wenn wir diese „Leistung“ zu Hause abliefern, gibt′s aber Ärger von unseren Gattinnen.

Richtig gut (!) wird der Film in der Passage, in der die Reporterin gejagt wird, das hat definitiv Klasse! Bis dahin erlebt man viele Disco / Barszenen und fetzige Beatmusik, und einen netten Mix aus den oben genannten Zutaten.

„Negativ“ fallen die teilweise kruden Schnitte auf, die manchen Szenen die letzten Hundertstel rauben, aber ansonsten erkenne ich keinen großen Unterschied zu den italienischen Vorbildern, was Musik, Gestaltung und Umsetzung angeht. Im Gegenteil, in den letzten Jahren habe ich mein Trash-B-Gen dermaßen kultiviert, dass ich (leider) zugeben (muss) darf, dass mir dieser Film vergnügliche 95 Minuten beschert hat.
Natürlich muss man schon gerne mal Trash einlegen / Giallos (mehr) oder Eastern (weniger) lieben / es einfach genießen können, dass man eine fast verschollene B-Movie Leiche ans Tageslicht gezerrt hat.

filmArt haben wieder einmal eine tolle Arbeit gemacht. Der Film liegt im Bonusmaterial auch in einer restaurierten Fassung vor, in der die Bildverunreinigungen sehr gut beseitigt wurden, wenngleich das Bild dadurch etwas unschärfer, weicher wirkt. Auch hat man die Covergestaltung bewusst an die „filmArt Giallo Edition“ angelehnt, ohne ihn zu einem offiziellen Teil davon zu machen. Wer will, kann ihn dazustellen (so wie ich) oder man nutzt das Wendecover mit dem alten Plakatmotiv und schon springt der Trash dich an. Auf ein Booklet wurde diesmal verzichtet (kann ich irgendwie nachvollziehen) und die Limitierung beläuft sich bei der Perle auf 500 Stück…be quick or be dead! (chris)