REVIEW

BUCH „Frau Hölle“ von Luci van Org

Wertung: gut

: 27.05.2013

Verlag: Ubooks

ISBN-10: 3939239216

Webseite: www.lucivanorg.de / www.ubooks.de

390 Seiten

Taschenbuch

Inhalt:
Der Eingang in die Welt der Toten liegt nicht irgendwo in dunklen Wäldern er liegt mitten in Berlin, versteckt zwischen Vorkriegs-Mietkasernen. Und Totengöttin Hel heute besser bekannt als Frau Holle lebt genau hier unerkannt unter den Menschen. Aber nicht nur sie, auch jede Menge andere, von uns längst vergessene Götter haben sich in Berlin eingemietet. Sie führen Kneipen und Friseursalons, arbeiten als Steinmetze oder Trainer beim Behindertensportverein gleich um die Ecke und wollen in diesen trüben Zeiten eigentlich nur eins: ihre Ruhe! Doch dann erschüttert eine Mordserie das Viertel, so unerklärlich und bestialisch, dass manche schon das Ende der Welt heraufdämmern sehen und tatsächlich haben Hel und ihre Kollegen bald alle Hände voll zu tun, genau das zu verhindern.

Ihr denkt, die alten Götter sind tot? Denkt noch mal nach! Luci van Org (jaja, „Mädchen“ und „Üebermutter“…) hat sie aufgestöbert! In Berlin-Tempelhof führen sie ihr Leben und genießen mehr oder weniger ihren göttlichen Ruhestand. Götterrente gibt’s wohl nicht mehr und so verdingen sich die Götter in bürgerlichen Berufen, wobei es ansonsten wohl auch relativ öde wäre, so als Gottheit a.D.!

Die Geschichte, die Lucie van Org uns in ihrem Erstlingswerk präsentiert ist witzig, skurril, modern und spannend! Dass alte Gottheiten auch nicht alles können, zeigt sich im Roman recht früh, denn man stößt schnell an seine Grenzen: den Facebook-Account löschen? Fehlanzeige! Denn:

„Löschen? Dit jeht nich, löschen“
„Aber wir sind Götter!“
„Aber dit is Facebook!“

Ist es Kritik an der Gesellschaft, eine Satire, eine Beobachtung der heutigen Gepflogenheiten, Mythologie, ein Thriller, ein Krimi? Das Gute ist, es ist alles. Und dazu kommen noch herrlich grausige Morde, die in schillernden Worten beschrieben werden. Die Berliner Polizei dürfte man nicht gerade als Krone der Schöpfung betrachten und das sorgt für den einen oder anderen Lacher.

Meine Angewohnheit, nicht zu spoilern, verbietet es mir, witzige Details auszuplaudern, aber es macht sowieso mehr Spaß, sich von der Geschichte einsaugen zu lassen. Der Schreibstil Luci van Orgs ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber sobald man sich nach 10 Seiten eingelesen hat, entwickelt diese skurille Geschichte einen wahren Sog, dem man sich nicht entziehen kann und ich habe nachts länger gelesen, als es für mein Schlafbedürfnis gut war. Aber immerhin HAT Luci einen eigenen Schriftstil, was das Buch wohltuend von der standardisierten Skandinavien-Krimi-Schreiberei abhebt.

Das Buch sollte Rollenspieler, die ihre Leidenschaft gerne mit in den Alltag nehmen, nordische Gottheiten und Liebhaber skuriller Geschichten gleichermaßen fesseln. Dazu sollten eigentlich noch Legionen von Pagan / Death Metallern den Buchladen stürmen, um ihren Helden, denen sie anstatt diverser anderer religiöser Leitfiguren huldigen, die Ehre zu erweisen.

Vielleicht handelt Lucis nächstes Buch ja von einem Tischler aus Wanne-Eickel und seinem Papa, der eine Personalserviceagentur leitet…(der Credit gehört jetzt mir, liebe Luci).

Für alle, die zu faul sind ein Buch zu lesen, ist das Hörbuch schon in der Mache. Natürlich gelesen von Luci herself… dit wirdn Spaß, wa!? (chris)