LIVEBERICHT

PROJECT PITCHFORK :: We’ve been so long together


PROJECT PITCHFORK
in der Meier-Music-Hall Braunschweig am 13.02.15 auf ihrer „Blood-Tour 2015“
Support: EISFABRIK und MONICA JEFFRIES
Bilder @ Chris / Text @ Michi

Freitag der 13… An diesem Tag im Februar des Jahres 2015 bin ich mir nicht so sicher über die Stimmung, die sich in mir breit macht, denn der Besuch in der Meier Music Hall in Braunschweig hat sowohl Positives aber auch Negatives an sich. Klar freue ich mich tierisch auf das Konzert von PROJECT PITCHFORK, aber ich weiß leider auch, dass es das letzte Mal sein wird, das ich diesen Club besuchen werde, der ab Mai dieses Jahres platt gemacht wird um dem sich tumorös ausbreitenden VW Konzern weiteren Platz für ein Parkhaus  zu bieten. Traurige Stadtentwicklung, die scheinbar keinen Platz mehr für Jugendkultur hat, nach dem bereits das Jolly Joker geschlossen hat. Für mich stirbt damit ein weiteres Stück meiner eigenen Vergangenheit und deshalb ist dieser Livebericht auch mit einer passenden Textzeite aus dem Stück „Souls“ betitelt.

Beim Eintreffen an der Lokation kann gerade noch so der letzte Parkplatz direkt auf dem Gelände ergattert werden, schon frühzeitig haben sich ausgesprochen viele Freunde der dunklen elektronischen Musik an diesem sehr kühlen Abend vorm Meier getroffen. Nach Doors Open füllt sich der Innenraum dann auch zügig und eine Bierlänge später beginnt die Sängerin MONICA JEFFRIES mit ihrem Auftritt. Ein bisschen verloren wirkt die zierliche junge Frau ja schon als Einzelkünstlerin auf der Bühne, die schon voll gestopft ist mit dem Equipment für die folgenden Bands. Nur ein weißer Apple Laptop begleitet sie bei ihrem Gig, der dominiert ist von recht simplen elektronischen Sounds und ihrer eingängigen Stimme. Da ich mich noch nicht mit ihrer Musik beschäftigt habe, kann ich gar nicht sagen ob sie im Vergleich zu ihren Studiosachen einen guten Auftritt hinlegt hat. Aber die 20 Minuten Spielzeit die sie hat, sind in Summe gut gelungen und das Cover von ABSOLUT BODY CONTROL „Surrender No Resistance“ erfreut sich merklich einem gewissen Zuspruch im Publikum.

Als zweiten Einheizer hat man sich die Gruppe EISFABRIK eingeladen. Deren Auftritt ist auf der Bühne optisch sofort erkennbar, denn die beiden Synthesizer und das restliche Equipment sind im auffälligen weiß gehalten. Auch die drei Musiker erscheinen im thematisch passendem Outfit. Die Musiker, die sich unter den Pseudonymen Dr. Schnee, Der Frost und °Celsius zu erkennen geben, sind schneeweiß gekleidet. Die beiden Keyboarder  haben zudem sehr ansprechende weiße Fellmützen auf und schöne lange Rauschebärte zieren ihr Erscheinen….ob die echt sind?….

Musikalisch ist das Treiben aber viel weniger auffällig wie die Optik ausgefallen ist. Man zelebriert soliden Synthie- oder gern auch Future Pop, der sehr vom Schaffen von VNV NATION inspiriert zu sein scheint. Doch die Tiefe und Emotionalität und auch die Soundgewalt dieses britischen Vorbildes kann man bei weitem nicht erreichen. Die Musik ist nett, aber mehr auch nicht. Dementsprechend verhalten sind auch die Reaktionen der Zuschauer und kaum einer ist auch wirklich böse als das halbstündige musikalische Ereignis endet.

Nach einer bemerkenswert kurzen Umbaupause steht dann auch schon der Auftritt von PROJECT PITCHFORK an, der sich durch leichte Nebelschwaden ankündigt. Was gleich auffällt, ist, dass hinter den zwei Synthesizern von Scheubi und Jürgen gleich zwei große Drum-Kits stehen, heute scheint man also mit viel Schlagzeug Energie arbeiten zu wollen. Frontmann Peter Spiller erscheint natürlich so wie man ihn als Fan sehen will mit typischer Frisur und Gesichtsbemalung.

Da wir uns ja heute bei einem Konzert einer Album-Tour eingefunden haben, beginnt die Band entsprechend auch mit dem Opener „Blood Diamond“ vom neuen Album „Blood“. Die Melodien und Rhythmen fangen die Zuschauer sofort ein und der Platz vor der Bühne ist sofort stark verdichtet. Mit „Timekiller“ folgt aber gleich sowas wie ein Klassiker und die Dynamik des Stückes wird sofort spürbar in Energie vor der Bühne umgewandelt um der Band seinen Tribut zu zollen. „Blood-Loss“, ebenfalls vom neuen Album, hat so einen tollen Rhythmus und dieses urtypische Pitchfork-Sound-Feeling, dazu bietet man eine sehr stimmige und eindrucksvolle Lichtshow von der Bühne, die zur Musik die perfekte optische Untermalung bietet. Was man anhand der doppelten Drummer Besetzung schon vermuten konnte wird bei diesem Song ebenfalls akustisch sehr präsent. Auch beim Stück „Alpha Omega“ ist dies spürbar, denn die Trommelwirbel in diesem Stück sind ja das Herzstück der Struktur.

Ich muss ja sagen, dass ich nicht alle Stücke aus der neueren Dekade auf Anhieb erkenne. Aber der Song „Acid Ocean“ vom vorherigen Album „Black“ geht sofort ins Ohr. Auch heute kann dieses wundervolle Stück die Zuschauer sofort in ein kollektiv verträumten Zustand versetzen, die allesamt sich in der Melodie dieses Stückes verfangen haben. Der Konzert läuft in Summe ungemein stimmig und wenn man kein Experte ist, kann man eigentlich kaum ältere Stücke wie „En Garde“ von neuen Songs unterscheiden. Als der ganz große Klassiker „Souls“ beginnt vernimmt man dann aber schon eine starke Veränderung in der Reaktion der Besucher. Immer wieder schön zu hören, nur heute kommt das Stück nicht ganz so eindringlich bei mir an wie gewohnt. Ich denke das liegt an den dominanten Drums, die die hier so immens wichtige Tiefe der Synthieflächen verdrängt haben.

„Conjure“ ist ein weiteres Stück aus der Frühzeit der Band, welches für immer und ewig unsterblich ist und auch heute vor allem die Fans aus den ersten Tagen in Extase versetzt. Diese rhythmische Kraft in Verbindung mit den genialen Melodien ist einfach sensationell. Scheinbar ungerne spielen die Pitchies „Carnival“… warum ungerne? Nun sein Kommentar das der Song demnächst nicht wieder von den Fans gewählt werden soll ist doch ein eindeutiges Zeichen. Ganz anders steht man zu „Fire And Ice“ vom ersten Album „Dhyani“, ein Stück das man mit extrem viel Energie und Macht vorträgt und durch eine grandiose Lichtshow verstärkt.

Nun nach knapp 90 Minuten Spielzeit muss man das Spielchen mit der Zugabe spielen, damit die Band die eh geplanten weiteren Songs vorträgt. Spontan ist das ja nicht wirklich, aber so ist das Business halt. „God Wrote“ heizt die Menge nochmal ordentlich ein und nach einer weiteren kleinen Pause kommen dann noch bekannte Stücke wie „Existance“ und das sehr Break Beat-lastige „Rescure“ vom „EON EON“ Album. Wer auf den Playlist Zettel auf der Bühne gespickt hat wird nun merken, dass der Songs „Fear“ als Finale ausgesetzt wurde. Schade eigentlich, denn dieser Song ist immer ein perfekter verträumter Abschluss eines gelungenen Konzertabends. Die Zuschauer im Meier waren wohl heute nicht gut genug!? Aber auch so war das Wiedersehen mit PROJECT PITCHFORK sehr gelungen.

Eine Ansprache samt Danksagung für die tolle Stimmung bei diesem Tourauftakt gab es natürlich auch während der Zugabe. Auch sagt Peter sarkastisch, dass man das letzte Mal hier gespielt hat, die Abrissbirne steht schon vor der Tür. Was folgt ist ein Spielbild der heutigen Gesellschaft,….nämlich NICHTS. Kein Unmut wird geäußert das eine Traditionslokation schließen muss, weil ein paar industrielle Bonzen neue Parkplätze brauchen. Aber dann scheint es ja egal zu sein….Trauriges Braunschweig. Und da bleibt mir nur zu zitieren was WIZO in „Die letzte Sau“ sangen mit der Textzeile „…und wieder stirbt ein Stück Geschichte dieser Stadt“. Beim Verlassen blicke ich wie schon leider viel zu oft, noch ein letztes Mal in die schöne Halle zurück, die mir so viele schöne Stunden geschenkt hatte… (michi)