FILM+HÖRSPIEL

FILM „The Captive – Spurlos verschwunden“ (Thriller / Drama)

Originaltitel: The Captive

Herstellungsland: USA 2014

VÖ: 27.01.2015

Wertung: Gut

Regie: Atom Egoyan

Darsteller: Ryan Reynolds, Scott Speedman, Rosario Dawson, Mireille Enos, Kevin Durand

FSK: ab 16

Studio: Ascot Elite Home Entertainment

Genre: Thriller / Drama

 

Inhaltsangabe:

Nur wenige Minuten haben dem Täter gereicht, um Cassandra aus dem Auto ihres Vaters zu entführen. Als Matthew aus der Bäckerei zurückkommt, ist die Zehnjährige spurlos verschwunden. Acht Jahre sind seitdem vergangen, Jahre der Entfremdung und einsamen Verzweiflung für die Eltern und Jahre voller ergebnisloser, frustrierender Ermittlungen für die Detectives Dunlop und Cornwall. Da taucht Cassandras Gesicht im Internet auf. Sie ist am Leben – und noch immer in der Gewalt des Täters, der sein perverses Spiel nicht mehr nur mit dem heranwachsenden Mädchen treibt. Auch die traumatisierten Eltern und die Polizisten sind ohne es zu wissen Objekte seiner psychopathischen Fantasien geworden …

Meinung / Fazit: Intensiv

Atom Egoyan hat mit dem Film „The Captive“ ein sehr brisantes, aber leider zunehmend präsentes Thema behandelt. Inmitten einer wundervollen Winterlandschaft bei den Niagara Fällen müssen wir die tragische Geschichte von Cassandra miterleben, die im Alter von zehn Jahren in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit aus dem Auto ihres Vaters entführt wurde. Nach einer langen erfolglosen Suche über Jahre hinweg geht man davon aus, dass das junge Mädchen nicht mehr lebt. Vorwürfe und Frustration sind die Folge bei den Eltern, die Entfremdung ist massiv und spürbar. Diese Situation beherrscht einen großen Anteil der Spielzeit dieses Filmes. In dieser Phase ist der Film sehr unangenehm und bedrückend, trotzdem aber auch sehr fesselnd.

Urplötzlich tauchen acht Jahre später Bilder von Cassandra im Internet auf und die Spuren führen zu einem Kinderschänderring bei dem das inzwischen erwachsene Mädchen gezwungener Maßen die Rolle des virtuellen Kinderfängers eingenommen hat, nachdem sie nicht mehr den pädophilen Muster der Perversen entspricht. Nun beginnt eine sehr verstrickte Situation zwischen den Eltern, den ermittelnden Polizisten, der Kinderschänderorganisation und auch dem Mädchen selber, dass nach so langer Zeit schon fast eine familiäre väterliche Beziehung zu dem Mann entwickelt hat, in dessen Keller sie lebt.

Sehr kritisch wird auch die Lebenssituation betrachtet, welche die Ermittler durchleben, die sich an die Kinderschänderringe heften und sich einschleusen. Die Dinge, die man dabei erleben und sehen muss, tuen keinem Privatleben gut. Der Film springt immer wieder in der Zeitleiste der Geschichte hin und her. Wie ein Puzzlespiel setzt sich die Geschichte fort und verdichtet sich mit zunehmender Laufzeit des Films. Entsprechend der Sensibilität des Themas hat man den Film mit einem sehr starken Cast versehen. Ryan Reynolds aus leidender Vater, Mireille Enos als Mutter oder Scott Speedman als Ermittler liefern grandiose schauspielerische Leistungen ab, die dem Film die benötigte Intensität verleihen.

Schweres Thema, welches mit viel Respekt und Einfühlungsvermögen beleuchtet wird. Der Film ist recht lange getragen vom Leid doch letztlich flammt Hoffnung auf und zum Ende bekommt man als Zuschauer noch ein Action geladenes Finale geboten. Somit ist filmtechnisch alles richtig gemacht worden, was diesen Film auf jeden Fall sehenswert für einen anspruchsvollen Filmabend macht. (michi)