FILM+HÖRSPIEL

FILM „Die Gewalt bin ich“ (Neuauflage / Polizieschi)

Alternativtitel: Il clinico, l′infame, il violento

Produktion: Italien, 1977

Blu-Ray-Veröffentlichung: 27.02.2015

Wertung: gut

Regie: Umberto Lenzi

FSK: 18

Darsteller: u.a. Tomas Milian, Maurizio Merli, John Saxon…

Genre: Polizieschi

Studio: filmArt

Inhalt:
Luigi Maietto (Tomas Milian), alias „Der Chinese“, ist aus dem Gefängnis geflohen. Leonardo Tanzi (Maurizio Merli), für die Haftstrafe des Chinesen verantwortlich, soll so schnell wie möglich untertauchen. Da Tanzi schon lange wegen seiner ruppigen Methoden ein Dorn im Auge seiner Vorgesetzten ist, kommt Maiettos Flucht für die Beamten wie gerufen, um ihn von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Während Tanzi die Öffentlichkeit meidet, verbündet sich der Chinese mit dem lokalen Mafioso Frank DiMaggio (John Saxon), mit dem Hintergedanken, selbst den laufenden Handel mit Drogen und Schutzgeldern zu übernehmen. Durch die Presse und seinen Vorgesetzten bekommt Tanzi Wind von den Plänen und den sadistischen Taten des Chinesen. Er will die Sache selbst verfolgen, um den Chinesen endgültig von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Wenn es um Polizieschi geht, ist Umberto Lenzi einer meiner Lieblingsregisseure; er hat eine besondere Art, die Geschichten zu erzählen, auch wenn diese sich doch immer ähneln, wenn man das Genre als Ganzes betrachtet. Von ihm stammen einige der besten Polizieschi, wie z.B. „Der Berserker“, „Der Vernichter“, „Die Viper“, mein persönliches Highlight „Die Kröte“ und eben „Die Gewalt bin ich“. Ein Erfolgsgarant, neben der für damalige Zeiten furiosen Action, spannenden Geschichten, kritischen Blicken auf die Gesellschaft und ausschweifenden Gewalt, dürfte in meinen Augen die Zusammenarbeit mit Tomas Milian sein. Keine Rolle spielt er wie die vorherige und sein markantes Gesicht dürfte sich in das Langzeitgedächtnis der Zuschauer eingebrannt haben. Seine Rolle als eiskalter Krimineller, der als „der Chinese“ bekannt ist, füllt er bestens aus und es ist beinahe schade, dass er nicht viel mehr Spielzeit bekommen hat. Allerdings bekommt er es auch mit Maurizio Merli als Ermittler zu tun… Merli ist der italienische Charles Bronson, er lässt seine Fäuste und Knarre sprechen, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Der Charakter des „guten“ Ermittlers, wie man ihn heutzutage gerne im Kino darstellt, existiert nicht. Tanzi geht gerne mit einer Eisenstange auf seine Gegner los, um arme (nicht mehr so) unschuldige Damen aus der Zwangsprostitution zu erretten und sein Zeigefinger spricht die Sprache des Todes. Der dritte im Bunde ist John Saxon als Mafiosi Frank DiMaggio, der so richtig schön niederträchtig spielt und dem Zuschauer nicht wirklich eine gewisse Sympathie aufzwingt. Diese drei Charaktere harmonieren hervorragend und tragen die Geschichte um Verrat, Habgier und Lust nach Macht ganz hervorragend. Natürlich kommen auch stark choreografierte Verfolgungsjagden und Kampfszenen zum Einsatz und sorgen für absolut unterhaltsame 95 Minuten.

Nachdem die wunderschön aufgemachte Erstauflage im Schuber nicht mehr ohne Weiteres erhältlich sein dürfte, legt filmArt jetzt eine Neuauflage vor, bei der man sich, genau wie bei der Neuauflage von „Die Kröte“, an dem Design der „filmArt Polizieschi Edition“ orientiert. Bei den Boni hat man erwartungsgemäß etwas abgespeckt und man findet einige Trailer unter den Extras. Bei der Erstveröffentlichung war es noch ein Booklet mit einem Text von Umberto Lenzi, zwei Featurettes („Saxon – Die Gewalt bin ich“ und „A Conversation with Franco Micalizzi“), Audiokommentare und Trailer.

Da man bei der Neuauflage auf das Booklet verzichtet, möchte ich nur noch kurz erzählen, dass es bei den Dreharbeiten nicht ganz komplikationslos zuging: Merli und Milian konnten sich auf den Tod nicht ausstehen und das zwang Umberto Lenzi dazu, mehrfach das Drehbuch umzuschreiben, um die beiden Charaktere erst ganz zum Schluss aufeinander treffen zu lassen; mitunter, wenn es die Szenen erforderten und gleichzeitig zuließen wurde mit Doubles gearbeitet, damit man das Konfliktpotential minimieren konnte… Lenzi dazu: „Es war ein mühsamer Dreh für mich…“

Alles in Allem ist es lobenswert, den Film neu aufzulegen und gleichzeitig den Sammlerstolz der Erstausgabenbesitzer nicht zu verletzen. Der Wunsch nach den Veröffentlichungen von „Der Berserker“, „Der Vernichter“, „Die Viper“ aus dem Hause filmArt ist sehr groß und irgendwie hoffe ich, dass dieser Wunsch irgendwann wahr wird. (chris)