LIVEBERICHT

FESTIVAL OF DARKNESS :: Zwei Tage der Dunkelheit


Meier Music Hall in Braunschweig am 11.03.2011
mit Combichrist, Diorama, Frozen Plasma, Mortiis, Blitzmaschine, Lahannya
(Fotos by Michi)

Zum zweiten Male findet in der Braunschweiger Meier Music Hall das Festival Of Darkness statt. Letztjährig noch als eintägiges Festival ausgelegt, wurde dieser Event dieses Mal gleich mit einem ausgedehnten 2 Tages Line Up versehen. Für mich ist es leider nur möglich, den ersten Tag wahrzunehmen, allerdings ist genau dieser Festivaltag auch der reizvollere, denn immerhin werden heute Bands wie Combichrist, Diorama, Frozen Plasma, Mortiis, Blitzmaschine und Lahannya zu sehen sein.

So geht’s also nach einer echt beschissenen Woche endlich los, um mal wieder ein bisschen Musik genießen zu können. Sandra und Rouven im Gepäck und Holgi und Muckel vor Ort aufgepickt, geht’s etwa eine Stunde nach Einlass in die Meier Musik Hall, die schon zu so früher Stunde sehr voll ist, wie ich es bisher nur selten erlebt habe. Zu meinem Entsetzen wurde ein bisschen an der Running Order gedreht und ich muss hinnehmen, dass die EBM Newcomer BLITZMASCHINE den Abend eröffnet hatten und ich die also verpasst habe. So ein Scheiß…


Stattdessen ist es die Band LAHANNYA, die nun als zweite Band den Platz von BLITZMASCHINE eingenommen hat und mit ihrem Gothic Metal den zahlreichen Zuschauern vor der Bühne einheizen, obwohl das überhaupt nicht nötig ist, denn die Temperaturen sind schon zu so früher Stunde kaum zu ertragen. Sängerin und Namensgeberin der britischen Band macht ihre Sache auf der Bühne gut, agiert gut mit dem Publikum und mit ihren Bandmitgliedern und bietet somit ein gutes Bandbild auf der Stage. Musikalisch ist dieser Softmetal mit Gothic Einfluss nicht wirklich Grund für mich, weiterhin in der Hitze der Halle zu verharren und somit führt der Weg erst einmal wieder in die angenehm temperierte Vorhalle, um ein bisschen am Merchandise Stand zu stöbern.


Als nächstes kommen nach 20 Minuten Umbau der Elektro Pop Act FROZEN PLASMA auf die Bühne. Felix Marc und Vasi Vallis bieten mit roten Hemden einen ungewohnten Farbschlag auf der Stage und werden sehr wohlwollend und emotional vom Braunschweiger empfangen. Mit ihrem melodiösen, eingängigen und stark Rhythmus orientieren Songs ist die Zuschauermenge schnell im Griff und die 40 Minuten Spielzeit vergehen gefühlt sehr schnell. Besonders der ältere Klassiker „Irony“ gefällt mir sehr gut und mit dem recht bekannten und erfolgreichen Stück „Tanz der Revolution“ verabschieden sich FROZEN PLASMA von der Bühne und können einen gelungenen Auftritt auf diesem Festival verbuchen.


Die nächste Band MORTIIS hat in seiner Historie so manche markante Wandlung durchgemacht. Ursprünglich als schrulliges Black Metal – Ambientprojekt gestartet, dann zum Elektroact mutiert, zeigen sich MORTIIS heute als Industialmetal Combo, die auf den Spuren des Herrn Manson weilen. Sänger Håvard „Mortiis“ Ellefsen kommt heute ohne große Maskerade auf die Bühne. Lediglich einige Gesichtsbemalungen sind zu sehen, genau wie bei seinen Bandmitgliedern, die mit einem mächtigen Gewitter an aggressiven Gitarrensounds loslegen, um den ausgesprochen energisch agierenden Mortiis zu supporten. Wie gesagt, klingt alles nach dem oben genannten amerikanischen Kollegen, aber in der Folge verfallen die Songs in eine ziemliche Langeweile-Starre aus Einheitsbrei Sounds, bevor zum Glück am Ende des Gigs fast in MINISTRY Manier noch mal alles aus den Instrumenten und aus der Kehle herausgeholt wird. War irgendwie o.k., mehr aber auch nicht, was man auch dem Publikum ansehen kann, das heute eindeutig auf Elektro eingestellt zu sein scheint.


Der Vorletzte Act des Abends ist der von Torben Wendt mit DIORAMA, die ihren ersten Auftritt ihrer Bandgeschichte in Braunschweig haben. Ich kenne DIORAMA noch als One Men Show mit Klavier, was eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen hatte. Heute zeigt sich DIORAMA als vollständige Band mit vier weiteren Musikern auf der Bühne. Mit dem aktuellen Album „Cubed“ im Gepäck bekommt man immerhin 60 Minuten Spielzeit, die zu Beginn für mich aber recht zäh und wenig emotional erscheinen, denn viele der Songs wirken als Bandvorstellung weniger tiefgängig als noch als solo Piano Auftritt. So sind „Erase Me“ und viele andere Stücke ziemlich langatmig. Aber im Publikum sind jede Menge Fans von Torben Wendt, sodass man an der Stimmung im Meier nichts aussetzen kann. Erst wo die Songs Beat-lastiger und tanzbarer werden, kommt auch bei mir mehr Stimmung auf. „Synthesize Me“, „Cubed“ und „Child Of Entertainment“ funktionieren richtig gut, denn nicht nur Torbens Stimme ist das einzig markante, sondern auch das Zusammenspiel mit dem Rest der Band trägt jetzt zu einem richtig guten Konzerterlebnis bei.


Inzwischen ist es schon halb 1 Uhr morgens als endlich das Intro für COMBICHRIST angespielt wird. Endlich ist somit Schluss mit der körperlichen Langeweile und so schnappe ich mir den noch einzig zu motivierenden Muckel und wir quengeln uns zentral in die Menschenmenge vor die Bühne. Endlich erklimmen dann auch Andy und seine 3 Mitstreiter die Bühne, was zu einem hohen Grad an Jubel im Publikum sorgt. Der erste Song „Making Monsters“ des Auftritts ist noch recht ruhig und verhalten, sodass man hier noch die Zeit hat, die Band zu bewundern. Die beiden unglaublichen Drummer hinter ihren monströsen Drumkits, der Keyboarder und Andy sind mal wieder mit jeder Menge Körperfarbe entstellt, was auf der nebelüberströmten Bühne für ein geiles Gesamtbild sorgt. Aber dann ist Schluss mit der Gemütlichkeit, denn „Reign Of Blood“ eröffnet endlich einen unglaublichen Reigen am extremen und heute besonders aggressiven Songreportiore. Also schnell in den Aggropulg, der sich vor der Bühne gebildet hat und endlich mal wieder ein bisschen Körperrandale mit Gleichgesinnten treiben. So bringen Kracher wie „Elektrohead“, „Get Your Bodybeat“, „Blut Royal“ aus den vergangenen Werken, aber auch die neuen Stücke „Throat Full Of Glass“ oder „Slave To Machine“ die Menge zum ausgelassenen Toben.

Wieso sich manche Leute in den ersten Reihen durch sogenannte Hardcore Tänzer angepisst fühlen, wenn sie mal angerempelt werden, kann ich immer nur bedingt verstehen, vor allem weil COMBICHRIST kein Akt ist, bei dem man nur stehend seine Idole bewundert. Energie auf der Bühne, Energie im Publikum… das ist ein Geben und Nehmen! Und wer das nicht vertragen kann, sollte sich andere Konzerte zu Gemüte ziehen. Und wieso da so ein Knallkörper steht und mit umgebundenen Schlüsselbund um die Faust und mit hasserfülltem Blick in die Menge schlägt, weil er sich belästigt fühlt, dem kann ich nur ein UNHEILIG Konzert empfehlen… aber das nur mal nebenbei.

„Never Surrender“ beendet nach gut 70 Minuten fürs Erste einen extrem massiven Auftritt von COMBICHRIST, bei dem alle Akteure auf der Bühne Vollgas gegeben haben. Dieser war um Klassen besser und aggressiver als der, den man schon 2008 im Meier bewundern durfte. Die Zugabe „This Shit Will Fuck You Up“ ist verziert durch Drummer Joe, der warum auch immer in einem rosa Drachenkostüm auf die Bühne zurückkommt, eine Runde am Diven ist und dann diesen Powersong im jenen rosa Drachenoutfit spielt ein äußerst belustigendes Bild! Die zweite Zugabe „Fuck That Shit“ sorgt dann ein letztes Mal an diesem Abend für kollektives Ausrasten, Klatschen und Mitgrölen, bevor sich die Band für heute endgültig verabschiedet und einen der intensivsten COMBICHRIST Auftritte für mich in den letzten zwei Jahren beendet.

Ein netter Abend geht nun vorbei, der dadurch überschattet wurde, dass ich BLITZMASCHINE nicht sehen konnte und sich die lange Zeit bis COMBICHRIST aufgetreten sind ganz schön zäh und lang gestaltete, vor allem weil die Luft im Meier dieses Mal wirklich nicht gut war. Warum die Heizkörper auf volle Pulle geregelt waren, wissen wohl auch nur die Betreiber der Location. Egal, insgesamt zufrieden mit einem schönen Rauschen in den Ohren und ein paar Pogospuren am Körper treten wir nun die Heimreise an.

Vielen Dank an dieser Stelle an Thorsten Meier für diesen Abend und meine Bitte, macht unbedingt weiter so!! (michi).