LIVEBERICHT

EXTREMFEST 2012 :: Start einer Festivalserie!

Nachdem wir für die ersten 10 Autobahnminuten eine gute Stunde gebraucht haben, waren wir froh, rechtzeitig zur ersten Band, die wir sehen wollten, das Festivalgelände zu betreten. Da wir arbeitstechnisch verhindert waren, konnten wir leider nur am Samstag, dem 3. Tag des Festivals, teilnehmen, welches uns in seiner ersten Ausgabe gleich mit mehren hochwertigen Bands auf seinen Acker lockte! Das empfanden auch viele andere so. Das Festival, was gleichzeitig in Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit fast identischem Line-Up stattfindet, konnte bei seinem Debüt insgesamt fast 20.000 Besucher verzeichnen!

 

Die erste Band, die wir uns gaben, waren die Kölner Grindrecken von WORLD DOWNFALL. Leider konnten wir nur drei Songs von ihnen sehen, da sie begonnen hatten, bevor wir das Zelt betraten und aufgrund technischer Schwierigkeiten an der Gitarre ihren Auftritt vorzeitig abbrechen mussten. Dafür war der letzte Song „You’re a total fuckup“, eines der besten Lieder der Band.

Die irischen GAMA BOMB spielten dann auf der großen Bühne. Der Sound war ziemlich gut und die Songauswahl bediente sich komplett an allen Releases der Band. Old School Thrash Metal der schnellen Sorte. Ein T-Shirt der Band rühmt sich mit „Thrashing like it’s 86 since 2000“. Nach den Songs „Hammer Slammer“ und „Hell Trucker“ des Zweitlingswerks der Iren „Citizen Brain“ war ich zufrieden und ging langsam rüber zum Zelt, damit ich mir noch den Rest von DYSCARNATE anschauen konnte.

 

DYSCARNATE waren die totale Überraschung. Keiner von uns Dreien kannte die Band vorher so richtig und darum hauten sie uns umso mehr um. Purer aggressiver Death Metal der Marke Misery Index präsentiert von drei herausragenden Musikern. Ein Tipp für diejenigen, die sie noch nicht kennen.

 

ABORTED ist eine Band, auf die ich mich jedes Mal freue. Auf Hünxes Extremacker freuten sich viele andere mit mir, denn zur Zeit von ABORTED füllte sich der Platz vor der Bühne zusehends. Es ist ja auch immer wieder interessant, wer so auf die Bühne kommt. Ich habe, glaube ich, keine 2 Auftritte der Band mit exakt derselben Besetzung gesehen. Im März in Holland war noch ein anderer Gitarrist dabei. Aber ist ja eigentlich auch egal, solange Bandchef „Svencho“ sein Ding durchzieht, ist die Qualität gegeben und der Fan bekommt, was er erwartet. Auch hier wurde wieder die gewohnte Qualität abgeliefert. Ein guter Songkompott aus Liedern fast aller Alben. „Nailed Through Her Cunt“ war dieses Mal erstaunlicherweise nicht dabei, aber die Auswahl war gut  und für jeden war etwas dabei, sodass man diesen Auftritt wieder unter „gelungen“ einkategorisieren kann. Das Publikum ging gut und zahlreich mit und zeigte wieder Mal, dass die Band mehr Anhänger und Zuspruch hat, als ihre Platzierung innerhalb der Festivals vermuten lässt.

 

Die Würzburger Jungs von DER WEG EINER FREIHEIT sehen weder nach Black Metal aus, noch geben sie viel auf die alte Attitüde der Szene. Und genau deswegen finde ich die Band so sympathisch, da man es zudem in ihrer Musik nicht hören kann. Eiskalte Melodien treffen auf wunderschöne und ein Blastbeat ist hier genau so wichtig wie ein Midtempopart, der den Song interessanter macht. Auch die Zuschauer nahmen die Band gut an und spätestens da wurde einem klar, dass die Band nicht umsonst die deutsche Hoffnung im Black Metal Sektor ist. Die Atmosphäre ihrer Musik kam selbst bei Tageslicht um 18.30h im Zelt sehr gut rüber, sodass dieser Auftritt ein Hochgenuss war für jeden, der schnellen und atmosphärischen Black Metal mag.

 

MILKING THE GOATMACHINE heißen die Ziegen aus Deutschland. Laut eigener Aussage hatten sie viel Ziegenkäse mitgebracht und dementsprechend waren viele Fans vor der Bühne versammelt. Von den Fans trugen sogar einige Ziegenmasken wie alle Bandmitglieder. Die Musik war durchaus gut anhörbarer Death Metal mit teilweise sehr thrashigen Riffs. Songs wie „Milk Me Up Before I Go Go“ und anderen lustigen Titeln nimmt die Band die komplette Musikwelt auf die Schippe. Den Auftritt durchzog ein seichter Faden von Ziegenhumor und eine solide Performance. Den Abschluss bildete die Sacred Reich „Coverversion“ „Surf Goataragua“. Daumen Hoch.

 

Die Deathcoreabräumer von CARNIFEX gaben wir uns aus der Ferne. Wie schon auf dem holländischen Neurotic Deathfeast konnten die Kalifornier uns auch hier nicht überzeugen. Der Platz vor der Bühne war relativ gut gefüllt, aber man konnte merken, dass Deathcore nicht die favorisierte Musikart der Extremefestbesucher war. Für die Größe die CARNIFEX innerhalb der Szene hat, war die Zuschauermenge vor der Bühne nämlich eher mau.

 

ARKONA waren uns vor dem Extremefest völlig unbekannt. Aber ehrlich gesagt, hätte es auch ruhig so bleiben können. Die Russen aus Moskau spielen ein Mischung aus Pagan und Folk Metal in der auch Flöten und Instrumente wie Dudelsack eingesetzt werden. Warum die Band 2 Plätze vor dem Headliner auf der Hauptbühne gestanden haben, war uns ein Rätsel. Auch viele der anderen Besucher des Extremfestes schienen diese Band nicht zu kennen, denn als ARKONA begannen, tummelten sich keine 100 Leute vor der Bühne. Jedoch muss man sagen, dass sie die Menge während des Auftritts stetig vergrößerte und das Publikum die Band zu mögen schien. Ich hätte sie wohl eher als Opener auf die Zeltbühne verfrachtet.

 

Auf MARDUK freuten wir uns sehr. Vor einigen Jahren auf dem Party-San Festival boten sie die komplette Panzerdivision dar und dieser Auftritt wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Leider zogen Marduk hier die Handbremse an. Wenig Blastbeats und eher melodische rhythmusbetonte Songs wurden gespielt. Der Auftritt war soundtechnisch ziemlich gut, aber die Songauswahl konnte mich an dem Abend absolut nicht überzeugen.

 

CANNIBAL CORPSE sind die welterfolgreichste Death Metal Band, was auch sicherlich mit ihrer großen Livepräsenz zu tun hat. Wer die Amis schon mal live gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. Eine solide Death Metal Show, ohne großen Firlefanz. Hier ist die Musik wichtig, kein Image oder die Lightshow. Ich habe noch kein enttäuschendes Konzert von CANNIBAL CORPSE erlebt. Zu meiner Schande muss ich zugeben, die Songs vom neuen Album „Torture“ noch nicht zu kennen, obwohl sonst jedes neue Album direkt gekauft wurde. Einer jedoch machte mich sofort neugierig, da es kein typischer CC-Song war. Vom Gitarrenriffing und den Takten her für Corpse´sche Verhältnisse relativ simpel gehalten, entwickelte dieser Song große Kraft im Kontext zwischen den anderen Songs. Geil für mich persönlich war es, Alex Webster am Nachmittag persönlich zu treffen und etwas mit ihm zu quatschen. Das hatte bis jetzt immer noch gefehlt!

 

Unserer Meinung nach, hat das Debüt des Extremfests gut funktioniert. Das Gelände ist uns positiv aufgefallen. Auch die Größe der deutschen Ausgabe war uns sehr sympathisch. Beim Thema Essen und Trinken waren wir aber etwas überrascht. Die Getränkepreise waren nicht ganz das, was wir erwartet haben. Das Bier haben wir schon auf vielen anderen Festivals günstiger bekommen und die Auswahl und Preiskategorie beim Essen ließ auch zu Wünschen übrig. Döner für 5€ oder ein kleines Steakbrötchen für 3,50€ ist nicht das, was ich mir unter fanfreundlichen Preisen vorstelle. An diesem Punkt könnte noch gearbeitet werden, ansonsten können wir an diesem Festivaltag nichts aussetzen. So schön kann METAL sein! (hendrik & raphael)