Livebericht vom 18.03.2023, Alte Meierei in Kiel
(Text und Photos by Yves)
Am vergangenen Wochenende machten sich die Berliner CARNAL TOMB zusammen mit GRAVEHAMMER auf den Weg in den Norden, um ihren giftigen Death Metal der alten Schule zu verteilen. Nachdem am Freitag (17.03.2023) Greifswald die erste Station der Weekender-Minitour darstellte, fand man sich am Samstag (18.03.2023) in Kiel ein und verband die Kräfte mit DIVIDE, welche als Support den Abend eröffnen sollten.
Die Alte Meierei ist ein Überbleibsel der Besetzungshäuserzeit am Sophienblatt in Kiel. 1983 ließ die Stadt Kiel alle besetzen Häuser räumen und stellte mehrere legale Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung. Übrig ist heute nur noch die Alte Meierei, welche für unkommerzielle Veranstaltungen selbstorganisiert verwaltet wird. Der Konzertsaal ist ausreichend groß, bietet eine gute Akustik, PA, Lichttechnik und Mischpult und auch eine Bar fehlt natürlich nicht. Das Team der Alten Meierei ist nett, motiviert und professionell. Beste Voraussetzungen, für einen großartigen Abend. Und genau das sollte er auch werden.
DIVIDE machen an diesem Abend wie schon erwähnt den Anfang. Die Band existiert bereits seit 2009, kommt aus Kiel und ist mittlerweile als Zweiergespann unterwegs. Gitarrist Daniel spielt mittels Signalverteilung und Oktaver zeitgleich den Sound für zwei Gitarren sowie den Bass. Nachdem im Soundcheck alles super funktioniert hatte, stehen DIVIDE nun auf der Bühne und sind im Begriff den Abend zu starten. Vor der Bühne ist es bereits voll und die Leute haben Bock. Doch irgendwie kommt von der Gitarre kein sauberes Signal. Teils nur abgehakte Brocken, teils gar nichts. Das Ganze sorgte ziemlich schnell für leichte bis mittelschwere Sorge, welche merkbar ansteigt. Denn bei einer Band bestehend aus Schlagzeug und einer Gitarre für alles, ist ohne diese Gitarre schlecht auftreten. Die wilde Suche nach dem Problem läuft und nachdem feststeht, dass es an der Gitarre selbst liegt, wurde superschnell gehandelt und eine Gitarre einer der anderen Bands wurde zum Spielen bereitgestellt. Klasse Aktion! Und ab geht`s! DIVIDE spielen ihren Mix aus Old School Death Metal, Thrash und ein klein wenig Black Metal gekonnt und energiegeladen. Sie reißen das Publikum sehr schnell mit sich. Die beiden Protagonisten sind professionell, bodenständig und sympathisch. So berichtet Daniel nach dem ersten Song den Leuten vor der Bühne z.B. von seiner, durch die Panne entstandenen Nervosität und den immer noch zitternden Händen. Davon ist vor der Bühne jedoch definitiv nichts zu spüren. Die Songs sind tight, knackig und abwechslungsreich. Verschiedene Stile werden zwischen den Songs hörbar und an Kreativität mangelt es im Set absolut nicht. Zuweilen wird in den Ansagen die Wichtigkeit von Gleichberechtigung und Vielfalt gepriesen, was die Sympathiepunkte weiter steigen lässt. DIVIDE verlassen die Bühne mit einem zufriedenen und hochmotivierten Publikum und haben bei denen, die sie noch nicht kannten ohne Frage Eindruck hinterlassen.
Als nächstes folgen GRAVEHAMMER, ebenfalls aus Kiel. Sie spielen dreckigen Old School Death Metal mit schweren Doom-Parts und eisigen Black Metal-Anleihen. Hier werden keine Gefangenen gemacht. Hier muss nichts schön glänzen. Hier ist Moder und Gestank. Hier ist GRAVEHAMMER. Genau so fühlt es sich an, als die Band ihr Set beginnt und genau so zieht es sich bis zum Schluss durch. Doch ist dennoch die Musikalität der Protagonisten jederzeit präsent und wird keinen Moment in Frage gestellt. Das Schlagwerk ist in schnellen Parts rasant am Blasten und in doomigen Gefilden dem Part dienlich interessant gestaltet. Die Gitarre spiegelt schnellen Wechselschlag in Blastpassagen genauso wider, wie auch Riffs mit schnellem Notenwechsel und macht langsame Riffs dunkel und schwer. Der Bass mit einem hohen Anteil an Zerre gibt sowohl Druck als dass er auch einen Teil der Rhythmusgitarre übernimmt und den Songs zusätzlichen Rotz verleiht. Die Vocals variieren von kratzig kreischend über düster tief und haben stehts einen hohen Anteil an Aggression in sich. Das geradeaus voll auf die Fresse-Programm der Band kommt gut an und macht enorm Spaß, was auch der Bühnenpräsenz der Mitglieder zuzuschreiben ist, welche durch den ganzen Nebel auf der Bühne super unterstrichen wird. So geht dreckig. So mag ich das.
Als Headliner an diesem Abend fungieren CARNAL TOMB aus Berlin. Das Quartett ist zum ersten Mal in Kiel, auch wenn die Berührungspunkte zur Stadt bereits durch ihre gemeinsame Split-EP mit den zuvor gesehenen GRAVEHAMMER schon längst hergestellt wurden. CARNAL TOMB präsentieren einen Old School Death Metal der schwedischen Schule gepaart mit verschiedensten Stilanleihen weiterer Death Metal Genres bis hin zur leichten technischen Note. Das Schlagzeug ist hier in seiner Geschwindigkeit keineswegs arm an Varianz und es ist eine Freude dem kreativen Spiel beizuwohnen, welches kraftvoll und bestimmt den Ton angibt. Die Riffs der Gitarren sind von vielen Notenwechseln geprägt und geben dem Hörer keine Chance vor der Bühne nicht in Erfreuen zu verfallen. Gerade auch die Soloparts der Leadgitarre sind ein Schmankerl für die Ohren. Der Gesang ist tiefes aber old schooliges Growling, versetzt einen direkt in miefige Gruften und macht die Thematiken der Songs authentisch. Der Bass nimmt keine klassische Rolle im Gespann ein. Er kann in vielen Teilen als leadführend angesehen werden, bringt in langsamen Parts wunderbare, alleinstehende Riffs in die Songs ein und steigert damit die Abwechslung zusätzlich. Von Tapping bis Slapping werden verschiedenste Techniken hierbei angewandt, was hervorragend zu dieser frischen Art des Old School Death Metals passt. CARNAL TOMB haben sich erfolgreich ihren eigenen Weg im Genre gesucht und den Stempel Old School aufpoliert und wirken dabei überzeugend. Während des gesamten Sets holen sie das Publikum ab und die Intensität steigert sich von Song zu Song. Die Setlist besteht aus einem gut gewählten Mix aus ihrer bisherigen Diskographie und wird von den Leuten schwer gefeiert. Als besonderes Highlight präsentieren CARNAL TOMB an diesem Abend einen unveröffentlichten Song ihres in diesem Jahr noch erscheinenden neuen Albums, welcher den Namen „The Putridarium“ trägt. Und als würde das nicht schon reichen, wird der Klassiker „Extremely Rotten Flesh“ der Schweden um GRAVE als Coversong in die Menge gefeuert. Das Publikum will nach Ende des Sets nicht nach Hause und bittet um eine Zugabe, welche der Song „Sepulchral Descent“ des Albums „Abhorrent Veneration“ darstellt und den Abend gebührend abschließt.
Alle drei Bands haben an diesem Abend ohne Frage ausnahmslos überzeugt und dem Publikum einen grandiosen Konzertabend beschert. Wer den Abend verpasst hat, sollte definitiv versuchen bei zukünftigen Konzerten der Bands vor Ort zu sein, um sich selbst von deren Liveperformences überzeugen zu können. (yves)
Carnal Tomb
https://linktr.ee/CarnalTomb?fbclid=IwAR2SwfuaIKUnhg9b21eKe7dDB-aN_KLJ8pOeS7Ij4Vgyey3JXnpRKsxaJVM
„OSSEOUS SARCOPHAGUS“ – YouTube:
Gravehammer
https://gravehammer.bandcamp.com/releases?fbclid=IwAR0574ZBSuBSd6z0u2XKiShX6wAMDEVUJ2s9YmKVRnfg8ufq8F05OqC-g5I
„Yellow Cross of Shame“ – YouTube:
Divide
https://dividemetal.bigcartel.com/?fbclid=IwAR0wC-OQ6ad22GAw2x6B-ID_pd9mLnffZA4w4k-q3wIF73G34gjK63TpHFQ
„Rats Of Gomorrah“ – YouTube: